Kommentar

Unrühmliches "Wetten, dass..?"-Finale: Die Zeit von Thomas Gottschalk ist definitiv abgelaufen

Die letzte Ausgabe von "Wetten, dass..?" mit Thomas Gottschalk wurde mit Spannung erwartet – und lieferte mit einem polternden Moderator Fremdscham-Momente par excellence. Ein Kommentar.
Sven Geißelhardt
Sven Geißelhardt
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Take That, Cher, Helene Fischer, Matthias Schweighöfer, Shirin David, Jan Josef Liefers – die Gästeliste für den "Wetten, dass..?"-Abschied von Thomas Gottschalk war hochkarätig, die Wetten der Kandidaten gewohnt absurd. Trotz dieser hervorragenden Voraussetzungen war die Sendung nur schwer erträglich. Das lag vor allem am scheidenden Gastgeber, der sich mehr denn je als Fossil der deutschen Unterhaltungsbranche präsentierte.

Thomas Gottschalk ist unwillig, sich dem neuen Zeitgeist anzupassen

Vor Jahrzehnten galt die forsche Art von Thomas Gottschalk als frech und charmant, doch in der heutigen Zeit wirkt es eher übergriffig und unverschämt. Die Jugend würde den Auftritt am Samstagabend (25. November) wohl als "cringe" bezeichnen, denn der 73-Jährige scheint in all seinen Jahren als Moderator nichts dazugelernt zu haben – oder er ist schlicht und ergreifend unwillig, sich dem neuen Zeitgeist anzupassen.

Bereits in den ersten Minuten seiner letzten "Wetten, dass..?"-Ausgabe zeigte Thomas Gottschalk nur wenig Sinn für Feingefühl. Während er mit Ex-FC-Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger über die kommende EM und seinen Job als TV-Experte plauderte, blieben für dessen Ehefrau Ana Ivanović nur Fragen zu Haushalt und Kindern übrig. Dass die 36-jährige Serbin als Tennisspielerin eine unglaubliche Karriere hingelegt hat, schien dem Moderator ziemlich egal zu sein.

Chapeau, Shirin David! Rapperin bietet "Wetten, dass..?"-Urgestein Paroli

Im Laufe der Sendung verbesserte sich der Auftritt von Gottschalk nicht unbedingt, vielmehr wurde es noch unangenehmer. Im Gespräch mit Shirin David zeigte er sich erstaunt darüber, dass die Rapperin Opernfan und Feministin sei – nur aufgrund ihres optischen Erscheinungsbilds. Die 28-Jährige ließ sich glücklicherweise davon nicht einschüchtern und bot dem scheidenden TV-Star ordentlich Paroli ("Als Feministin können wir klug, eloquent und wunderschön zugleich sein.").

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Thomas Gottschalk erkennt selbst: Seine Zeit im TV ist abgelaufen

Thomas Gottschalk macht es  offenbar nichts aus, dass er wirkt, als sei er aus der Zeit gefallen, immerhin bezeichnet er sich selbst als "alten, weißen Mann". Dass er nicht gewillt ist, sich weiterzuentwickeln, macht er in seinen abschließenden Worten am Ende von "Wetten, dass..?" mehr als deutlich: "Ich habe im Fernsehen immer das gesagt, was ich zu Hause auch gesagt habe. Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen und das ist auch keine dolle Entwicklung. Bevor hier irgendein verzweifelter Aufnahmeleiter hin und her rennt und sagt, 'du hast wieder einen Shitstorm hergelabert', dann sage ich lieber gar nichts mehr." Zumindest eins hat die TV-Legende richtig erkannt: Seine Zeit ist abgelaufen!

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33 Kommentare
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  • Monika1313 am 27.11.2023 11:45 Uhr / Bewertung:

    Der wievielte Abschied war das jetzt?
    Vom Alter passt er ja gut zu den Stones und zu Scorpions, die haben auch jährlich ein Abschlusskonzert gegeben. Männer haben halt immer das Gefühl, dass sie unabkömmlich sind.

  • Haan am 27.11.2023 10:45 Uhr / Bewertung:

    Derzeit sind Systemlinge gefragt. Ich war nie ein Freund Gottschalks, aber er sagte bei seinem letzten Auftritt wohl die Wahrheit über das öffentlich rechtliche Fernsehen und das geht natürlich garnicht.

  • Falco am 27.11.2023 10:37 Uhr / Bewertung:

    Ja, die Zeit ist vorbei. Über Tage hinweg wird nun jeder Patzer und jede Aussage von Thomas Gottschalk bewertet. Mir kommt dabei der Respekt vor einer Lebensleistung zu kurz. Selber besser machen! Das ist der letzte sog. Showmaster. Diese Typen gibt es nicht mehr. Kulenkampff, Carrell... Vorbei. Es ist gut, dass er aufhört. Sonst beschädigt er noch seinen Status. Wobei er am Samstag noch immer eines war: Schlagfertig.
    Danke für die schöne Zeit. Im deutschen Fernsehen wird man Top Stars wie Tom Cruise oder Robbie Williams wohl nur noch selten Live sehen können. Passt aber auch wieder irgendwie: aus der ersten Reihe der Fernsehunterhaltung hat sich man sich ja bei uns eh schon verabschiedet.

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