Zu Guttenberg: Blitz-Comeback des Schattenmanns?
München/Berlin - Wenn es Sonntagabend ernst wird, ist Karl-Theodor zu Guttenberg schon wieder weit weg in New York – vorerst. Denn obwohl das Intermezzo von "KT" als Edel-Wahlkämpfer für die CSU geendet ist, werden die vergangenen drei Wochen auch bei ihm Fragen hinterlassen haben.
Denn eines hat sich bei den Wahlkampfveranstaltungen in Bayern gezeigt: Zumindest im Freistaat haben viele Menschen dem Ex-Bundesminister Lug und Trug um die teils abgeschriebene Doktorarbeit längst verziehen. Ist damit die Rückkehr in die aktive Politik, nur noch eine Frage der Zeit? Eine Bestandsaufnahme.
Rückkehrwille: Auch wenn Guttenberg es im Wahlkampf vermieden hat, sich klar zu äußern, glauben nicht wenige Parteifreunde zwischen den Zeilen den Wunsch vernommen zu haben. "Und irgendwann und immer wieder bin ich gerne zurück in diesem Land, in meiner Heimat", sagte er beim Gillamoos-Volksfest.
Selbstkritik: Guttenberg gibt sich im Wahlkampf als Geläuterter. "Ich habe alle Konsequenzen ertragen. Aber ich darf auch nach so langer Zeit für mich sagen, jetzt ist auch mal irgendwann gut", sagte der 45-Jährige gleich bei seinem ersten Auftritt im oberfränkischen Ort Kulmbach.
Förderer: Mit Ministerpräsident Horst Seehofer hat Guttenberg einen mächtigen Unterstützer. Er machte die Wahlkampftour erst möglich, er war es, der ihn wieder als ministertauglich bezeichnete. Selbst beim Wiesn-Anstich lobte Seehofer: "Gute Leute muss man holen. Ob er nun jetzt einsteigt oder in ein paar Jahren." Auch Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte mehrmals, wie sehr sie Guttenberg schätze.
Promifaktor: Guttenberg ist auch sechs Jahre nach dem Rücktritt ein Garant für Schlagzeilen und Menschenaufläufe. Wie groß seine Zugkraft ist, bekamen Merkel und Martin Schulz (SPD) zu spüren. Merkels Wahlkampfauftritt am 30. August in Erlangen ging unter, weil sich einige Kilometer entfernt in Kulmbach Guttenberg die Ehre gab. Beim Gillamoos stahl er Schulz die Schau.
Politisches Profil: Guttenberg selbst machte sich bei seinen Reden gar nicht erst die Mühe, auf komplizierte Themen in der Innenpolitik einzugehen. "Damit kenne ich mich nicht mehr aus", sagte er. Für die großen Fragen der Außenpolitik scheint das aber nicht zu gelten: Egal ob Krise in Nordkorea, Krieg in Syrien, Gebaren von US-Präsident Trump oder die Türkei mit Erdogan – Guttenberg gibt gerne Antworten.
Das letzte Wort: Das hat in der Sache natürlich Guttenberg selbst. Doch kann er sich wirklich den Lockungen verschließen? Möglich scheint alles, sowohl die Turbo-Variante als Minister ohne Bundestagsmandat in Berlin als auch das gemütlichere Comeback zur Bayern-Wahl 2018. Und sogar der Schritt als Nachfolger von Seehofer als CSU-Chef ist nicht undenkbar.
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