Wohin mit dem Atom-Müll?
Tausende demonstrierten gegen den Castor-Transport. Hinter dem neuen Widerstand steht auch die ungeklärte Frage der Endlagerung. Auch Bayern käme als Standort in Frage
Energie aus Kohle, Öl und Gas wird immer teurer – die Atom-Lobby preist ihre Energie als preiswert und klimafreundlich. Die Mehrheit der Deutschen ist inzwischen für eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Die Energiekonzerne wittern ihre Chance und werben in Berlin für den Ausstieg aus dem Atomausstieg (siehe Kasten). Die wichtigste Frage aber ist ungeklärt: wohin mit dem Atommüll?
Auf der ganzen Welt gibt es kein Endlager für hochradioaktiven Atommüll, wo die Stoffe für immer bleiben können. Die Substanzen, die noch Millionen von Jahren strahlen, benötigen eine tief gelegene stabile geologische Umgebung – und die ist schwer zu finden. Während die Amerikaner ihren Müll in Vulkangestein lagern wollen, testen die Franzosen Tonschichten. In Deutschland ist ein Salzstock der Favorit, der sich ebenfalls im niedersächsischen Gorleben befindet. Solange, wie es das Endlager noch nicht gibt, landet der Müll aus der Wiederaufarbeitungsanlage in Gorleben in einem überirdischen Zwischenlager.
Doch seit den Pannen im Forschungs-Endlager Asse ist auch Gorleben wieder besonders umstritten. Die große Koalition ist in der Atomfrage uneins und hat das Reizthema bisher vermieden. Doch 2009 sind Bundestagswahlen – und die ersten Wahlkampftöne sind bereits jetzt zu vernehmen.
Umweltminister Gabriel kritisert Bayerns Blockadehaltung
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) fordert, in ganz Deutschland nach alternativen Standorten zu suchen. „Wenn wir keinen eigenen Standort in Deutschland haben, sind wir auf das Ausland angewiesen. Dann sind wir international erpressbar und müssen Standards hinnehmen, die wir hier nicht akzeptieren würden“, sagt er. „Eine Lösung gibt es nicht: kein Endlager zu finden.“ Gabriel kritisiert besonders Baden-Württemberg und Bayern, die die Suche auf eigenem Boden blockierten.
Die CSU will ein bayerisches Endlager unbedingt verhindern und preist die Sicherheit Gorlebens. Der neue bayerische Umweltminister Markus Söder nennt die Suche nach Alternativen „Steuerverschwendung“. Interessant sein könnten in Bayern Tonsteinvorkommen, zum Beispiel in der Fränkischen Alb. Eine Endlagerung wäre vielleicht auch in Granit möglich, ins Gespräch käme dann das „Saldenburger Granit“ bei Passau.
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