„Woher kommt bayerischer Leberkäs?“

Ist das nötig? Die bayerische Staatskanzlei sorgt mit einer Umfrage für Furore. Drei Jahre erforschte sie, was die Bayern denken - und gab dabei eine ganze Menge Steuergelder aus.
von  Abendzeitung
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Illustration © Landwirtschaftsministerium

MÜNCHEN - Ist das nötig? Die bayerische Staatskanzlei sorgt mit einer Umfrage für Furore. Drei Jahre erforschte sie, was die Bayern denken - und gab dabei eine ganze Menge Steuergelder aus.

Drei Jahre erforschte die bayerische Staatskanzlei, was die Bayern denken. Allein diese drei Umfragen kosteten den Steuerzahler 108800 Euro. Das Ergebnis aber bleibt geheim. Die Opposition im Landtag darf das Resultat nicht wissen. Mehrmals ist SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher mit seinen Fragen abgeblitzt. Sein Verdacht: „Die Studien wurden missbräuchlich für die CSU genutzt.“ Mit einer Verfassungsklage will die SPD die Herausgabe erzwingen.

Bei anderen Studien ist die Staatsregierung nämlich ganz auskunftsfreudig. So ließ sie für 10750 Euro den „Bayerischen Leberkäs“ erforschen. „Haben Sie von der Bezeichnung schon mal gehört? Wie verstehen Sie sie? Wo wird Ihrer Meinung nach ,Bayerischer Leberkäs’ hergestellt?“, wollte sie von ihren Bürgern wissen. Das überraschende Ergebnis: Fast drei Viertel der Befragten verbinden den „Bayerischen Leberkäs“ mit einer bestimmten Herkunft.

Um zu erfahren, was der „Obazda“ den Bayern bedeutet, investierte die Staatsregierung 4690 Euro. „Kennen Sie die Spezialität Obazda? Und haben Sie in den letzten zwölf Monaten einmal Obazda gekauft?“, wurden die Bürger diesmal befragt. Und – oh Wunder - herauskam: Die Mehrheit der Befragten kennt ihn, verbindet mit ihm Bayern. Für 3460 Euro wurde das Verhältnis der Bayern zur Gewürzgurke untersuchen: „Wenn Sie ,Bayerische Gewürzgurken' kaufen, was erwarten Sie dann von diesen ,Bayerischen Gewürzgurken'?“ Die weitreichende Erkenntnis: „Die ,Bayerische Gewürzgurke' ist beliebter als die aus dem Spreewald.“ Insgesamt gab die Staatsregierung von 2005 bis 2009 für elf Umfragen 270445 Euro aus.

Was stutzig macht: Die drei Geheimumfragen der Staatskanzlei wurden jährlich vor der Landtagswahl gemacht und zwar von der Hamburger Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung GMS Dr. Jung. Die ist auch für die CSU und CDU tätig. Seit die CSU nicht mehr allein in Bayern regiert, ist es mit den Umfragen vorbei, hat die SPD herausgefunden. Ihre Vermutung: Die CSU hat sich auf Kosten des Steuerzahlers für die Landtagswahl vorbereitet. Rinderspacher: „Die Staatsregierung gibt nur das bekannt, was ihr nicht weh tut. Es kann ja sonst nicht sein, dass die Regierung die Meinung des Volkes kennt, die bayerischen Abgeordneten sie aber nicht wissen dürfen.“ Angela Böhm

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