Wenn Promis kommen bleibt der Landtag leer
Im Landtag schwänzen zu viele Abgeordnetedie Auftritte von geladenen Gästen. Hubert Burda kommt am Dienstag - Die Abgeordneten aber interessiert das nicht: Nur 22 der 187 Volksvertreter haben zugesagt.
MÜNCHEN Er zählt zu den mächtigsten Männern der Republik: Verleger Hubert Burda kommt am Dienstag in den Landtag, um über gesellschaftliche Veränderung von der Erfindung des Druckes bis zum Internet zu diskutieren. Die Abgeordneten aber interessiert das nicht: Nur 22 der 187 Volksvertreter haben zugesagt. Damit ergeht es Burda nicht besser als BMW-Chef Norbert Reithofer oder Hans-Dietrich Genscher, die ins Hohe Haus der Bayern kamen.
Beim Festakt zur Deutschen Einheit musste der damalige FDP-Außenminister und Zeitzeuge vor leeren Reihen reden. Die CSU-Abgeordneten gingen lieber auf die Wiesn. Ihr Fraktionschef Georg Schmid verdrückte sich, während Genscher redete. Die CSU-Minister glänzten mit Abwesenheit, so dass Ex-Staatskanzlei-Chef Eberhard Sinner seinem Nachfolger Siegfried Schneider eine empörte SMS schickte: „Präsenz der Staatsregierung verbesserungsbedürftig, sprecht ihr so was nicht ab?“ FDP-Fraktionschef Thomas Hacker: „Wir waren schon sehr verwundert, dass manchem das Oktoberfest wichtiger war.“
Zu einem Eklat war es bereits im April beim Auftritt von BMW-Chef Norbert Reithofer gekommen. Landtagspräsidentin Barbara Stamm kanzelte CSU-Fraktionschef Schmid wegen seiner mangelnden Präsenz und der seiner Abgeordneten ab.
Genutzt aber hat die Standpauke nichts. Am 25. Oktober feiert der Film „Der große Kater“ mit Bruno Ganz und Marie Bäumer im Landtag seine Deutschland Premiere. Finanziert wurde er von der bayerischen Filmförderung, über die der Landtag entscheidet.
Ein Bild aber wollen sich die Abgeordneten trotzdem nicht machen und auch nicht mit den Filmschaffenden diskutieren. Nur 24 haben bisher zugesagt. Landtagspräsidentin Barbara Stamm frustriert: „Ich kann keinen festhalten. Es besteht keine Präsenzpflicht.“ Nur im Plenum werden die Abgeordneten mit 100 Euro bestraft, in den Ausschüssen mit 50 Euro, wenn sie sich nicht in die Anwesenheitsliste eintragen. Zumindest für ihre Unterschrift sind die meisten brav zur Stelle – auch wenn danach viele Sitze leer bleiben.bö