Wahlgang nach dem Kaffetrinken: Bayern lassen sich Zeit
MÜNCHEN - Die Landtagswahl in Bayern ist nur schleppend angelaufen. In größeren Städten erreichte die Wahlbeteiligung bislang in etwa den Stand von 2003. Damals stimmten am Ende nur 57,1 Prozent der Wähler ab. Die alleinregierende CSU muss diesmal um ihre Vormachtstellung fürchten.
Die Bayern haben sich am Sonntag Zeit gelassen mit dem Wählen. Die mit großer Spannung erwartete Landtags- und Bezirkstagswahl hat erst in den letzten zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale stärker an Zulauf gewonnen. Dabei erreichte die Beteiligung in größeren Städten des Freistaats durchschnittlich gut einen Prozentpunkt mehr als bei der vorangegangenen Landtagswahl 2003. Allerdings wurde – ebenso wie vor fünf Jahren – zunächst noch nirgends die 50-Prozent-Marke überschritten.
2003 hatte die Wahlbeteiligung mit 57,1 Prozent den bisher niedrigsten Stand in Bayern erreicht. Wahlleiter sahen in dem verstärkten Interesse „nach dem Kaffetrinken“ Anzeichen dafür, dass der bisherige Tiefststand heuer „wenigstens leicht überschritten werden könnte“. Unterdessen dürfte die Beteiligung an der Briefwahl nach allgemeiner Einschätzung mit Antragsquoten um die 20 Prozent in etwa gleichgeblieben sein.
Rund 9,3 Millionen Bürger sind noch bis 18.00 Uhr aufgerufen, den neuen bayerischen Landtag für die nächsten fünf Jahre zu wählen. Der seit 1966 allein regierenden CSU droht nach Umfragen der Absturz unter die 50-Prozent-Marke. Möglicherweise wird sie auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. Die FDP hat sich bereits dafür angeboten.
Im Landtag sind 180 Sitze zu vergeben, darunter 91 Direkt- und 89 Listenmandate. Bei der Wahl 2003 hatte die CSU unter dem früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber mit 60,7 Prozent ihr zweitbestes Ergebnis der Nachkriegsgeschichte erzielt.
Neben CSU, SPD und Grünen steht die FDP nach 14 Jahren vor dem Wiedereinzug ins Parlament, den Freien Wählern könnte dies erstmals gelingen. Zudem rechnen sich die Linken, die in Umfragen knapp unter fünf Prozent lagen, gute Chancen aus. Vor allem im Falle eines Sechs- Parteien-Parlaments wäre die absolute Mehrheit der CSU im Landtag in Gefahr.
Neben der Landtagswahl wird in Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Mittelfranken, Oberfranken, Unterfranken und Schwaben auch die Zusammensetzung der Bezirkstage neu bestimmt.