Union, SPD und Co: So verschieden ticken Wähler!

Meinungsforscher haben untersucht, wie sich Anhänger der Parteien unterscheiden. Dabei wird so manches Klischee bestätigt – ob das wirklich repräsentativ ist?
Tobias Wolf |
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Was sagt das Kreuzchen auf dem Stimmzettel über die Persönlichkeit aus? Dieser Frage sind Meinungsforscher nachgegangen.
dpa Was sagt das Kreuzchen auf dem Stimmzettel über die Persönlichkeit aus? Dieser Frage sind Meinungsforscher nachgegangen.

Jeder Wähler einer bestimmten Partei hat mit Vorurteilen zu kämpfen. Unions-Anhänger gelten als brave Kirchgänger, SPD-Sympathisanten sind angeblich fleißige Arbeiter, Grünen- und Linke-Wähler werden oft als „Gutmenschen“ bezeichnet, AfD-Anhängern wird Intoleranz nachgesagt. Doch ist das wirklich so? Das Umfrageinstitut Yougov hat pro Partei 400 bis 600 Wähler befragt und analysiert, wie sie im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung ticken. Das sind die (angeblich) repräsentativen Ergebnisse.

 

Union: Der Zeit voraus, clever, verklemmt

 

Wähler der Union sind laut Umfrage überwiegend männlich und über 55 Jahre alt. Sie arbeiten meist im Rechtswesen in der Immobilienbranche oder in der Gastronomie und haben ein monatliches Haushaltseinkommen von 3500 bis 5000 Euro.

Der Großteil der CDU/CSU-Anhänger stuft sich selbst als politisch sehr konservativ ein. Sie beschreiben sich trotzdem als „der Zeit voraus“, „beruhigend“ und „clever“ aber auch als „verklemmt“, „beschäftigt“ und „desinteressiert“. Unions-Anhänger sind mit ihrem Lebensstandard zufrieden, ihr Glaube ist ihnen wichtig und um beruflich weiterzukommen, würden sie dafür Freizeit opfern.

Diese verbringen sie am liebsten mit Sport, sowohl aktiv als auch passiv vor dem Fernseher. Weitere Hobbys sind Kochen sowie Theater- und Konzertbesuche. Außerdem kauft der typische CDU/CSU-Wähler meist bei Real ein, ist VR-Bank-Kunde und fährt Skoda. Laut Yougov sitzt er 11 bis 15 Stunden pro Woche vor dem Fernseher. Seine Lieblingsprogramme sind „Das Erste“ und „ZDF“. Der klassische Unions-Anhänger liest zudem die „Bild“-Zeitung, ist modebewusst, hört Schlager und und isst am liebsten „Schwein vom Grill“.

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SPD: Charmant und hitzköpfig

 

Auch der typische Anhänger der Sozialdemokraten ist laut Umfrage-Ergebnissen männlich und älter als 55 Jahre. Er ist hauptsächlich in der Tourismus- oder Versicherungsbranche tätig oder arbeitet bei einem Transport- und Logistik unternehmen. Mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von ebenfalls 3500 bis 5000 Euro verdient auch er sehr gut. SPD-Wähler sind eher linksorientiert und beschreiben sich als „vertrauenswürdig“, „charmant“ und „unerschütterlich“ aber auch als „hitzköpfig“, „spöttisch“ und „unkreativ“. SPD-Sympathisanten sind gerne „umfassend versichert“ und verbringen ihre Freizeit mit ihren Lieblingssportarten Fußball und Darts. Auch Modellbau sowie Kino- und Kneipen-Besuche sind unter ihnen sehr beliebt. Der typische SPD-Wähler liest das Partei-Blatt „Vorwärts“ – wobei das wohl eher für die offiziellen Mitglieder zutreffen dürfte. Er sieht außerdem sehr lange Fern („Das Erste“ und „Sport1“), fährt einen Seat, kauft häufig bei Tchibo ein und hat ein Sky-Abo. Zudem sind Fische als Haustiere unter SPD-Anhängern sehr beliebt.

 

Grüne: Humorvoll und chaotisch

 

Der typische Grünen-Wähler ist weiblich und zwischen 18 und 24 Jahre alt. Er ist hauptsächlich in den Branchen Kunst und Entertainment, Medien und Kommunikation oder im Gesundheitswesen beschäftigt. Im Vergleich zu SPD- und CDU-Anhängern verdient er deutlich weniger (2000 bis 3500 Euro monatliches Haushaltseinkommen).

Der klassische Grüne sieht sich politisch links. Er beschreibt sich als „humorvoll“, „relaxed“, „mitfühlend“ aber auch als „chaotisch“, „eigentümlich“, als „Tagträumer“. Für Bio-Produkte und Lebensmittel ohne künstliche Zusatzstoffe sind Grünen-Anhänger laut Yougov-Umfrage „gerne bereit, mehr zu zahlen“. Sie seien außerdem der Meinung, sich „gesund zu ernähren“. Auf der Liste ihrer Lieblingsgerichte taucht kein Fleisch auf.

Zu den Lieblingshobbys des typischen Grünen-Wählers zählen Lesen, Häkeln, Yoga sowie Konzert- und Galerie-Besuche und Spaziergänge in Parks und Gärten. Er kauft zudem häufig bei H&M und Lidl ein, fährt viel S-Bahn, liest den „Spiegel“ und sieht rund 30 Stunden pro Woche Fern („Das Erste“, „Nickelodeon“ und „ZDFneo“).

 

Linke: Idealistisch und schweigsam

 

Wähler der Linkspartei sind meist Männer über 55 Jahre und kommen aus Sachsen. Ihre Brötchen verdienen sie im Handwerk, im Bauwesen oder in der Transport- und Logistikbranche. Im Vergleich zu anderen Partei-Anhängern haben sie mit durchschnittlich 2000 Euro monatliches Haushaltseinkommen am wenigsten Geld zu Verfügung. Ihnen sei es wichtig, mit ihrer Arbeit zu mehr Menschlichkeit beizutragen.

Politisch stuft sich der typsche Linke-Wähler als „sehr links“ ein. Seinen Charakter beschreibt er als „idealistisch“, „cool“, „häuslich“ aber auch als „unmotiviert“, „langsam“ und „schweigsam“. Er hält laut Umfrage-Ergebnissen die USA für die „größte Bedrohung für den Weltfrieden“ und meint, die Welt werde „insgeheim von einigen wenigen regiert“.

Zu seinen Hobbys zählt der klassische Linke Angeln, Radfahren und Musizieren. Er geht außerdem gerne in Museen und in die Oper und hat eine Katze als Haustier. Seine Informationen zieht der Linke-Wähler häufig aus der sozialistischen Tageszeitung „Neues Deutschland“. Im Fernsehen läuft meist „Phoenix“, „3Sat“ oder „MDR“.

 

AfD: Einfallsreich und intolerant

 

Anhänger der Alternative für Deutschland sind laut Yougov-Studie mehrheitlich Männer zwischen 45 und 54 Jahren und kommen aus Thüringen und Sachsen. Ihr Geld verdienen sie im Handwerk sowie in den Branchen Kunst und Entertainment und Medien und Kommunikation. Mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von mindestens 5000 Euro im Monat sind sie die finanzstärksten Wähler.

Politisch ordnet sich der klassische AfD-Anhänger dem rechten Spektrum zu. Er beschreibt sich als „prinzipientreu“, „einfallsreich“ und „sachkundig“ aber auch als „intolerant“, „aufbrausend“ und „rechthaberisch“. Auch für ihn sind die USA die größte Bedrohung für den Weltfrieden. Außerdem sieht er Deutschland „vor die Hunde gehen“.

Union und SPD gegen AfD: Keine Parteifinanzierung mehr durch Gold?

Er sieht wenig fern. Wenn doch, dann laufen meist Nachrichtensender wie „N24“ oder „N-TV“. Überdurchschnittlich viele AfD-Anhänger lesen die „Bild“ (77 Prozent, Bundesdurchschnitt: 52,8 Prozent). Zu ihren Hobbys zählen Sammeln, Videospiele und Heimwerken. Musikalisch steht der typische AfD-Wähler eher auf härtere Sachen wie Hardrock und Metal.

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