Umwelt-Rambo Gabriel

Sigmar Gabriel hat es treffend formuliert: „Flugreisen lassen sich nicht immer vermeiden. Aber jeder kann etwas dazu beitragen, sie klimafreundlicher zu gestalten.“ Doch bei der eigenen Öko-Bilanz hat der Umweltminister nicht so genau hingeschaut.
von  Abendzeitung
Sigmar Gabriel zeigt eine Studie über die Umweltverträglichkeit von Flugzeugen - Aufnahme vom Juni 2007
Sigmar Gabriel zeigt eine Studie über die Umweltverträglichkeit von Flugzeugen - Aufnahme vom Juni 2007 © dpa

BERLIN - Sigmar Gabriel hat es treffend formuliert: „Flugreisen lassen sich nicht immer vermeiden. Aber jeder kann etwas dazu beitragen, sie klimafreundlicher zu gestalten.“ Doch bei der eigenen Öko-Bilanz hat der Umweltminister nicht so genau hingeschaut.

Im August 2007 ließ Gabriel sich von einer Challenger der Bundeswehr von seinem Urlaubsdomizil Mallorca nach Berlin zur Kabinettssitzung fliegen. Von Hannover ging es wieder zurück. Die Maschine hatte Platz für 16 Passagiere – doch sie war einzig und allein für den Herrn Minister reserviert.

Gegenüber der AZ bestätigte das Verteidigungsministerium: Gabriels Ferien-Reisen kosten den Steuerzahler 50 000 Euro – und die Umwelt rund 45 Tonnen Kohlendioxid! Dabei wären in Linienfliegern noch Plätze für den Herrn Minister frei gewesen.

Die Opposition ist sauer: „Reden und Handeln beim Klimaschutz lagen bei Herrn Gabriel schon immer meilenweit auseinander“, schimpft Bärbel Höhn von den Grünen. Der Präsident des Steuerzahlerbundes, Karl-Heinz Däke empfahl Gabriel, „dringend die Richtlinien zu lesen. Dann wüsste er, wer die Rechnung für den Flug zu bezahlen hat, nämlich er selber.“

Der SPD-Minister ist mit seiner Fliegerei auf Staatskosten kein Einzelfall. Politiker scheinen sich über den Wolken pudelwohl zu fühlen – auch wenn das Reiseziel gar nicht so dienstlich ist.

Rita Süssmuth

1996: Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) jettet mit der Flugbereitschaft zu ihrer Tochter in die Schweiz und zu ihrem Ferienhaus in Niedersachsen.

Jochen Borchert

1996: Ex-Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) nutzt eine Bundeswehrmaschine, um sich nach Spanien fliegen zu lassen, wo er mit seinem spanischen Amtskollegen auf die Jagd geht.

Rudolf Scharping

2001: Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) fliegt mit dem Staats-Jet zum Plansch-Urlaub mit seiner Geliebten Kristina Gräfin Pilati nach Mallorca.

Und wie reagiert Sigmar Gabriel 2008? Er habe seinen Urlaub auf Druck des Kanzleramts unterbrechen müssen, damit das Bundeskabinett beschlussfähig ist, rechtfertigt er sich. Zerknirscht fügt er aber auch hinzu: „Meinen Urlaub unterbreche ich nicht nochmal, wenn das Ergebnis hinterher ist, dass ich derartig Ärger habe.“

Gabriel sollte sich bei seiner Urlaubsplanung in diesem Jahr daran erinnern, was er den Bundesbürgern auch schon mal geraten hat: „Kann man nicht auch heimatnah seinen Urlaub verbringen? Deutschland kann auch spannend sein.“

vth

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