Ukrainische Armee wirft Russland Truppenbewegungen vor
Kiew/Berlin - Allerdings konnte der nationale Sicherheitsrat in Kiew diese Angaben am Abend nicht bestätigen. Kiew hat in der Vergangenheit schon häufiger von eingedrungenen Militärkonvois aus Russland gesprochen, dafür aber keine stichhaltigen Beweise vorgelegt.
Am Dienstag hatten die Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, bei einem Treffen in Minsk noch ihren Willen zu einer friedlichen Lösung des Konflikts bekräftigt. Kiew wirft Moskau vor, die Separatisten mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen.
Bei ihrem ersten direkten Gespräch seit fast drei Monaten hatten Putin und Poroschenko ein Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe vereinbart. Die Runde besteht aus Vertretern Russlands, der Ukraine, der Aufständischen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Russland mahnte erneut eine Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen an. Beide Seiten müssten aufhören zu schießen, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch russischen Agenturen zufolge.
Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appellierte nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko an beide Seiten, endlich zu einem Waffenstillstand und zu einer zuverlässigen Kontrolle der Grenze zu kommen.
"Es ist überfällig, dass diese Grenze endlich geschützt wird, dass jede Art von militärischer Unterstützung der Separatisten über diese Grenze eingestellt wird. Dafür hat Russland eine große Verantwortung", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bot deutsche Unterstützung an. "Wir tun, was wir können, um jetzt den neu geknüpften Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen." Er mahnte Kiew und Moskau, die Gespräche "unverzüglich" fortzusetzen. "Nur wenn beide Seiten im direkten Gespräch alle Probleme und offenen Fragen ansprechen, lassen sich Wege für eine politische Lösung finden", sagte Steinmeier.
Putin hatte in Minsk darauf bestanden, dass die Aufständischen Ansprechpartner für Kiew seien. Russland könne keine Waffenruhe beschließen. Zur Beruhigung der Lage an der Grenze sollen nach Angaben Poroschenkos Grenzschutz und Generalstäbe beider Länder Beratungen aufnehmen.
Die Kämpfe im Osten der Ukraine gingen ungeachtet aller Appelle weiter. Sowohl die ukrainische Armee als auch die prorussischen Aufständischen sprachen von Geländegewinnen. Bei Gefechten um die Stadt Ilowaisk und die strategisch wichtige Anhöhe Saur-Mogila sollen auf beiden Seiten zahlreiche Kämpfer verletzt oder getötet worden sein.
In der umkämpften Großstadt Donezk wurden nach Angaben des Stadtrats mindestens drei Zivilisten getötet. In der Separatistenhochburg Lugansk berichteten die Aufständischen von Luftangriffen der Armee.
Innerhalb von 24 Stunden wurden Angaben aus Kiew zufolge mindestens 13 Soldaten getötet und mehr als 30 verletzt. Unabhängige Berichte über das Kampfgeschehen gab es nicht.
Für einen geplanten zweiten russischen Hilfskonvoi für die Ostukraine sicherte Putin enge Zusammenarbeit mit dem Internationalen Roten Kreuz und der Führung in Kiew zu. Ein erster russischer Konvoi mit mehr als 200 Lastwagen war vor kurzem nach tagelangen Verhandlungen ohne Erlaubnis und unter internationalem Protest eigenmächtig in die Ukraine gefahren.
Beide Staatschefs hatten weitere Gespräche vereinbart, um ihren Streit um Gaslieferungen beizulegen. Die Energieminister beider Länder würden am 6. September mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger über die Milliardenschulden der Ukraine bei Russland sprechen, kündigte Putin an. Moskau hatte Kiew wegen unbezahlter Rechnungen im Juni das Gas abgedreht. Die Ukraine ist das wichtigste Transitland für russische Gaslieferungen Richtung Westeuropa.