Transgender-Toiletten in den USA: War früher alles besser?
Verzichten Sehende bewusst auf die Gabe des Sehens, werden die anderen Sinne geschärft: Ein besonderes Geschmackserlebnis ist das Essen im Dunkeln, die Ohren konzentrieren sich besonders auf ein Musikstück und das Ertasten von Gegenständen gestaltet sich weitaus schwieriger als man bei Tageslicht glauben mag.
Doch nicht nur die Museumsbesucher der nächsten Generation finden Gefallen daran, mit den Fingern Neuland zu erkunden: Im Wahlkampf haben Aussagen des heutigen US-Präsidenten Donald Trump für Wirbel gesorgt, dass er sich als Prominenter fast alles herausnehmen kann - auch einen Griff zwischen die Beine von Frauen.
Jetzt folgt der nächste Eingriff in die Intimsphäre der US-Bürger: Der Präsident hat eine Weisung seines Amtsvorgängers Barack Obama aufheben lassen, die auf einen sensibleren Umgang mit der Situation von Transgender-Personen abzielt und Schülern oder Studenten die Wahl einräumt, eine Toilette auszusuchen, die ihrer geschlechtlichen Identität entspricht.
Alles alt macht der Trump
Mit mehr oder weniger oberflächlichen Argumenten wurde diese Regelung jetzt gekippt. Man wird den Verdacht nicht los, dass nicht die formal-juristischen Gründe ausschlaggebend sind, sondern das Thema selbst Trump und anderen konservativen Unterstützern zuwider ist. Dass die Vielfalt des menschlichen Lebens über das rein Körperliche hinausgehen kann, scheint nicht ins Weltbild zu passen - als würde man sagen: du bist, was ich anfassen kann (You are what I grab).
Dass sich gewisse Unsicherheiten ergeben können, wenn sich neue Entwicklungen ergeben, ist durchaus verständlich. Wenn (körperlich) als Frauen geborene Menschen auf die Herrentoilette gehen, mag das verwirren. Doch wie schon bei früheren Themen bietet der Präsident keine eigene Alternative, sondern wünscht sich stattdessen eine Rückkehr in die Vergangenheit gemäß dem Motto 'Früher war alles besser'.
Deshalb bleibt nur festzuhalten, dass die Schüler (welchen Geschlechts auch immer), die sich seit Monaten an die neuen Regelungen gewöhnt haben, sich jetzt wieder neu orientieren müssen.
Ob es um abgewanderte Industriebereiche, die Situation von seit Jahren in den USA lebenden Migranten oder eben Geschlechterfragen geht: eigene neue Lösungsvorschläge sucht man meist vergeblich - eine Mauer-Taktik. Stattdessen wird der Blick stets zurück gewendet. Die Frage, ob es nicht auch berechtigte Gründe gibt, warum das Vergangene vergangen ist und durch Neues abgelöst wurde, wird nicht beantwortet.
Mehr Fingerspitzengefühl - da, wo es hingehört
Fingerspitzengefühl hat Donald Trump vor und bisher auch in seiner Amtszeit eher wenig bewiesen - außer vielleicht im Intimbereich seiner Gesprächspartnerinnen.