„Steinmeier ist kein Kanzlerkandidat mehr“
Was Stoibers Ex-Wahlkampfberater Michael Spreng über den SPD-Kandidaten, dessen Kompetenzteam und das strategische Dilemma der Sozialdemokraten denkt.
AZ: Herr Spreng, was halten Sie vom „Team Steinmeier“? Kann es die SPD noch retten?
MICHAEL SPRENG: Das Team kommt zu spät – und es ist zu groß. Zudem ist die Frauenquote künstlich manipuliert, indem viele Beauftragte ohne konkretes Ressort ernannt worden sind. In der Menge verschwindet der Kandidat, auf den es eigentlich ankommt. Das Ganze ist eigentlich nur eine Aktion, um die verschiedenen Flügel der SPD ruhigzustellen und im Wahlkampf an Steinmeier zu binden.
Fehlen die schillernden Figuren in der Truppe, ein paar Externe ohne Parteibuch?
Es gibt ja zwei, drei interessante Figuren: Frau Schwesig aus Mecklenburg-Vorpommern etwa oder der Unternehmer Christ. Ansonsten besteht das Team halt aus der derzeitigen Regierungsmannschaft plus der zweiten und dritten Reihe der Fraktion. Das ist nicht attraktiv für die Wähler.
Dass Ulla Schmidt nicht dabei ist, halten Sie für richtig?
Das ging ja gar nicht anders. Auch so wirft Ulla Schmidt ja noch immer ihren negativen langen Schatten auf das Team.
Was macht Steinmeier selbst eigentlich falsch?
Das zentrale Problem scheint mir zu sein: Steinmeier hat keine zentrale Botschaft. Wofür? Wogegen? Womit? Ein Kanzlerkandidat muss kurze, einprägsame Sätze formulieren, die den Menschen im Gedächtnis bleiben. Steinmeier hat in der Pressekonferenz in Potsdam keinen einzigen Satz gesagt, der sich ins Gedächtnis der Wähler eingraben wird.
Und strategisch?
Die SPD kann nicht Schwarz-Gelb zum Hauptgegner erklären und gleichzeitig um die FDP als Ampel-Partner buhlen. Das ist ein Grundwiderspruch. Im Grunde ist Steinmeier kein Kanzlerkandidat mehr, sondern nur noch ein Spitzenkandidat.
Interview: Markus Jox
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