Seehofer wird bei CDU-Parteitag an Position festhalten
München - CSU-Parteichef Horst Seehofer will beim anstehenden Parteitag der Schwesterpartei CDU an seiner Position im Streit um die Flüchtlingspolitik festhalten. "Ich gehe auf den Parteitag der CDU in der festen Absicht, dass wir zusammenkommen", sagte der bayerische Ministerpräsident dem Nachrichtensender n-tv. "Aber wenn das nicht möglich sein sollte, muss ich die Position, die ich vertrete und für richtig halte, auch dort in aller Ruhe vortragen."
AZ-Kommentar: Seehofer und die Flüchtlingskrise - brandgefährlich
Beim CSU-Parteitag vor drei Wochen hatte der Dissens zwischen Seehofer und Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtlingspolitik zum Eklat geführt. Seehofer widersprach der Kanzlerin nach deren Gastrede auf offener Bühne ausführlich - ließ sie dabei neben sich stehen und damit schlecht aussehen. In der CDU löste dies Verärgerung aus, auch einige CSU-Delegierte empfanden das als schlechten Stil.
Im n-tv-Interview sagte Seehofer rückblickend: "Ich war selbst überrascht, wie die elf oder zwölf Minuten von mir auf meinem eigenen Parteitag öffentlich bewertet worden sind. Das war überhaupt nicht meine Absicht, da irgendjemanden irgendwie aussehen zu lassen."
Seehofer und die Spekulationen über seinen Auftritt bei der CDU
Kommt er, oder kommt er nicht? Beim CSU-Parteitag in München hatte Horst Seehofer die Kanzlerin auf der Bühne wie ein Schulmädchen stehen lassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel musste sich eine Viertelstunde Forderungen des CSU-Chefs etwa zu einer Obergrenze für Flüchtlinge anhören und konnte - mangels Mikrofon - nicht reagieren.
Für viele in der Union war das eine Brüskierung der CDU-Chefin. Nun spekulieren Christdemokraten, dass Seehofer seinen Auftritt beim CDU-Parteitag am Dienstag in Karlsruhe noch absagen könnte. "Der hat dann Grippe", unkt ein CDU-Mann. Ein anderer sagt, Absagen von Seehofer eine Stunde vor geplanten Treffen seien keine Seltenheit.
Bekanntlich ist Seehofer immer wieder mal schwer erkältet und sagt dann auch Termine ab. Wie kürzlich beim Staatsakt für den gestorbenen Altkanzler Helmut Schmidt. Auch dem CDU-Parteitag 2014 blieb er wegen Erkältung fern. 2008 begründete er sein Nichterscheinen mit der Krise von Bayerns Landesbank. Damals lagen CDU und CSU im Clinch über die Steuerpolitik. Für drei Stunden hätte er sich loseisen können, meinten CDU-Mitglieder. Auch 2004 fehlte er.
2011 bekam er bei der CDU eine Extrawurst und durfte am Parteiabend bei Wein und Bier sprechen - ohne sich vorher Debatten der Delegierten anhören zu müssen. 2012 versprach er Merkel Harmonie unter den Schwesterparteien CDU und CSU: "Deshalb sind wir fest entschlossen, dass wir in den nächsten Monaten ein schnurrendes Kätzchen und kein brüllender Löwe sind." Inzwischen droht er der Kanzlerin mit einer Verfassungsklage gegen ihre Flüchtlingspolitik.
Und was sieht die CDU-Parteitagsregie für Seehofer in Karlsruhe vor? Muss er stehen während Merkel spricht? Unionsfraktionschef Volker Kauder sagt: "Wir behandeln unsere Gäste immer anständig. Es muss keiner stehen. Das Präsidium sitzt oben auf der Bühne und hat immer einen Platz für Gäste - und damit auch für Horst Seehofer."
Der äußert sich am Donnerstag gewohnt ironisch, aber doch durchaus verbindlich: "Schließlich wünsche auch unserer Schwesterpartei einen guten Parteitag - trotz meiner Anwesenheit."