Lust "am Thema verloren": Wirtschaft kritisiert Hubert Aiwanger scharf
Hubert Aiwanger ist gerade sowas wie ein Medienstar, aber nicht unbedingt im guten Sinne. So sieht es zumindest Bernhard Stiedl, Chef des Deutschen Gewerkschaftbundes (DGB) Bayern. "Man hört und liest von Herrn Aiwanger viel, vor allem in den sozialen Medien - aber wenig zu wirtschaftlichen Themen", sagt Stiedl laut einem Bericht der Augsburger Allgemeinen. Er äußert seine Forderungen deutlich: "Ich würde mir wünschen, dass sich der bayerische Wirtschaftsminister mehr um die bayerische Wirtschaft kümmert."
Ein wenig erinnert die Aussage an die Kritik seitens der CSU, die sich vor wenigen Wochen auch zu Aiwangers mangelhafter Arbeit als Wirtschaftsminister geäußert hat. Im Zuge der Bauernproteste sagte der CSU-Fraktionschef, Klaus Holetschek: "Es wäre schön, wenn der Wirtschaftsminister auch eigene Ideen in unseren Prozess einbringt. Eine Demoteilnahme ist kein wirtschaftliches Konzept". Aiwanger selbst hatte in der Abendzeitung auf die CSU-Vorwürfe reagiert. "Und bezüglich der Arbeitsleistung soll jeder CSU-Minister und Funktionär, der mich kritisiert, selbst in den Spiegel schauen", konterte er seinen Koalitionspartner.
Mittelstand über Aiwanger: "Lust am Thema verloren"
Doch nun kommt die Kritik genau aus dem Bereich, für den er zuständig ist. Und das nicht nur von der DGB. Auch der Verband des Mittelstandes (BVMV) zeigt sich unzufrieden mit der Arbeit des Freie-Wähler-Chefs. So sagte Achim von Michel, Sprecher des MVMW in der Augsburger Allgemeinen: "Er beschäftigt sich mit Landwirten und Forstwirten, zu den Nöten vieler anderer Branchen im bayerischen Mittelstand hat man allerdings seit Monaten nichts mehr von ihm gehört." Insbesondere in Bezug auf den Streit um die Rückzahlungen von Coronahilfen habe es den Anschein, "als hätte Hubert Aiwanger an dem Thema die Lust verloren", so von Michel.
Wirtschaft fordert mehr Verlässlichkeit von Aiwanger
Auch seitens des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft hagelt es Kritik. So forderte dessen Hauptgeschäftsführer, Detlef Fischer, mehr Verlässlichkeit. "Die Politik, insbesondere die bayerische, hat vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten viele energiepolitische Entscheidungen quasi aus dem Bauch heraus, also aus der aktuellen gefühlten Stimmungslage ihrer Wähler getroffen und auch wieder revidiert", so Fischer. Dies sei für einen Wirtschaftszweig, der für Investitionen auf langfristig stabile Rahmenbedingungen angewiesen sei, tödlich.