Länder wollen Mitspracherecht gegen Ärztemangel

Angesichts von tausenden fehlenden Medizinern in ländlichen Regionen fordern die Länder vor einem entscheidenden Ministertreffen deutlich mehr Rechte bei der Ärzteplanung.
von  dpa

Berlin - Bisher haben sie keine Möglichkeit, die immer größeren Lücken in ihren Regionen zu schließen.

Die Krankenkassen wehren sich gegen mehr Ärzte. Viele würden bereits heute nicht besonders viel arbeiten.

"Bislang sind die Konzepte der Länder auf Widerstand bei Herrn (Philipp) Rösler gestoßen", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Manuela Schwesig (SPD) nach über fünfmonatigen, meist zähen Verhandlungen zum Versorgungsgesetz. Sie hoffe auf ein Umdenken beim Bundesgesundheitsminister, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Die Länder wollten bei der Sonder-Gesundheitsministerkonferenz (GMK) an diesem Mittwoch in Berlin bei der Ärzteplanung ein Mitspracherecht erhalten.

Der GMK-Vorsitzende, Hessens Ressortchef Stefan Grüttner (CDU), mahnte: "Nach allen Prognosen werden die Lücken bei Haus- und Fachärzten größer." Von dem Ministertreffen werde abhängen, ob die Länder verbindlichen Einfluss bekommen, sagte er der dpa. Die niedersächsische Ressortchefin Aygül Özkan (CDU) sagte der dpa, nötig sei eine kleinräumigere Planung bei der Verteilung der Ärzte.

Bislang haben die Länder kaum Einfluss darauf, wo welche Praxen betrieben werden. Die Planung machen Ärzte- und Kassenorganisationen. "Die Beteiligung der Länder an den konkreten Zulassungsentscheidungen halten wir für keine gute Idee", sagte der Sprecher des Kassenverbands, Florian Lanz.

Laut Kassen stehen tausenden überzähligen Ärzten in den Städten nur wenige hundert fehlende auf dem Land gegenüber. Doch dort fehlt Ärztenachwuchs. Künftig könnten nach Schätzungen bis zu 20 000 Ärzte fehlen. Grüttner versprach: "Wir verlieren die Beitragszahler nicht aus dem Auge." Insgesamt bekommen die mehr als 140 000 Ärzte in Deutschland 2011 ein Rekordhonorar von 32,5 Milliarden Euro.

Die Kassen werfen den Ärzten nach einem Bericht des "Spiegels" (Montag) zudem zu laxe Arbeitszeiten vor. Einer Forsa-Umfrage unter Medizinern in Kassen-Auftrag zufolge sind die Praxen im Schnitt nur 28 Stunden geöffnet. Mit Hausbesuchen oder Extraterminen kämen Hausärzte auf 36 Stunden. Die Kassenverbandschefin Doris Pfeiffer sagte dem Magazin: "Da braucht sich niemand mehr zu wundern, warum viele kranke Menschen so lange auf einen Termin warten müssen, obwohl wir immer mehr Ärzte in Deutschland haben."

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