Jetzt offiziell: Seehofer nicht mehr wichtig

Der CSU-Chef fliegt laut ZDF-Politbarometer aus den Top Ten der wichtigsten deutschen Politiker – außerhalb Bayerns spielt er in den Augen der Bürger keine Rolle mehr
von  Abendzeitung
In der Dämmerung: Horst Seehofer.
In der Dämmerung: Horst Seehofer. © dpa

MÜNCHEN - Der CSU-Chef fliegt laut ZDF-Politbarometer aus den Top Ten der wichtigsten deutschen Politiker – außerhalb Bayerns spielt er in den Augen der Bürger keine Rolle mehr

CSU-Chef Horst Seehofer ist nicht mehr wichtig. Im neuen ZDF-Politbarometer flog der bayerische Ministerpräsident aus den Top Ten der deutschen Politiker. Ein Schock für die Christsozialen. „Das ist ja ein Hammer“, entfuhr es einem Partei-Vorstand. „Das minimalisiert die CSU.“ Ein anderer aus dem Führungszirkel zeigte sich fassungslos: „Ach du Sch....“ Selbst Seehofers Vorgänger Günther Beckstein hatte sich während seine einjährigen Amtszeit unter den zehn wichtigsten Politikern gehalten.

Dabei war Seehofer vor gut einem Jahr angetreten, um der CSU in Berlin wieder Gewicht zu verleihen. Stattdessen ging es mit den Schwarzen bergab. Sie erlebten einDebakel bei der Bundestagswahl mit 42,5 Prozent. Seehofers vordergründiger Populismus, sein Wankelmut, seine Eigenbrötelei kommen nicht an. Er und seine Partei haben inzwischen ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Das neue Traumpaar Merkel/Westerwelle nimmt ihn nicht ernst

Sein Steuergeschenk nimmt ihm die Mehrheit der Deutschen nicht ab. Sein Betreuungsgeld ist heftig umstritten. Seine Kritik am Länderfinanzausgleich hat nichts gebracht. Von seinen Bayern bekam er mit dem Volksbegehren für ein Rauchverbot die allergrößte Watschn. Dazu kommt der Gau der Bayerischen Landesbank und ihrer österreichischen Tochter Hypo Alpe Adria. Das Image der CSU, dass nur sie sich mit Geld auskenne, ist in Schall und Rauch aufgegangen. Seehofer hält sich bei der Affäre lieber im Hintergrund und schickt seinen Finanzminister vor. Das Erscheinungsbild der CSU ist ramponiert.

Als er letztes Wochenende forderte, nicht mehr Soldaten nach Afghanistan zu schicken, motzte sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel. In der schwarz-gelben Koalition in Berlin spielt die CSU keine Rolle. Ihre drei Minister sitzen in der zweiten Reihe. Das neue Traumpaar Bundeskanzlerin Angela Merkel und Guido Westerwelle nimmt Seehofer nicht ernst.

Jetzt ist Guttenberg der Star

Das schlägt auf die Meinung der Bürger durch. Für sie ist Seehofer offensichtlich kein Machtfaktor mehr. Überregionale Agenturen erwähnten gestern bei ihrer Berichterstattung über das Politbarometer nichtmal mehr, dass er rausgefallen ist. Nicht wichtig.

Seehofer liegt jetzt auf dem zwölften Platz hinter Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Den Wiedereinstieg in die Top Ten schaffte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Auf Anhieb dabei ist Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler.

Während Seehofers Stern sinkt, erstrahlt der von Karl-Theodor zu Guttenberg immer mehr. Erst seit zehn Monaten ist er Bundesminister - und nun in ganz heikler Mission. Trotz seines Schleudersitzes als Verteidigungsminister und der schwierigen Situation in Kundus bleibt der Baron aus Franken Deutschlands beliebtester Politiker – vor der Kanzlerin. „Mit Seehofer können wir keinen Stich mehr machen“, heißt es in der CSU. „Für die Partei steht schon heute in ganz Deutschland Karl-Theodor zu Guttenberg.“ Angela Böhm

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