Helmut Schmidt über G7: "Putin wäre gekommen"

Zum Interview beim Altkanzler: Helmut Schmidt empfängt im Hamburger "Zeit"-Büro. Während des Gesprächs raucht er seine geliebten "Reyno"-Mentholzigaretten. Der 96-Jährige hat bescheidene Erwartungen an den G7-Gipfel - und zeigt durchaus Verständnis für Putins Politik.
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Altkanzler Helmut Schmidt.
dpa Altkanzler Helmut Schmidt.

Hamburg - Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hält den am 7. Juni im bayerischen Elmau beginnenden G7-Gipfel ohne Teilnahme Russlands für nicht sinnvoll. "Meine Erwartungen sind begrenzt", sagte Schmidt der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf mögliche Ergebnisse des Treffens. Er erhoffe sich vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise lediglich, dass die westlichen Staats- und Regierungschefs "nicht Öl ins Feuer gießen. Und damit bin ich dann zufrieden".

Schmidt äußerte die Überzeugung, dass der russische Präsident Wladimir Putin eine Gipfel-Einladung des Westens angenommen hätte, wenn sie "in gehöriger Form ausgesprochen worden wäre". Der 96-Jährige wörtlich: "Ich sehe deutlich, dass Putin beleidigt ist durch die Tatsache, dass der Westen ihn seiner Vorstellung nach nicht ernst genug nimmt."

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Schmidt zeigte zudem ein gewisses Verständnis für Putins aggressive Politik, die ihn im Westen isoliert hat. "Putin ist derjenige Mann, der nach der Wildwest-Periode unter (Präsident Boris) Jelzin den russischen Staat wiederhergestellt hat. Das ist nach seinen Vorstellungen seine Aufgabe."

Der russische Präsident habe das letzte noch bestehende "Kolonialreich geerbt", das er zu erhalten versuche. Dabei handele Putin nur aus einer vermeintlich starken Position, so Schmidt: "Es ist eine Stärke, von der der Inhaber dieser Stärke weiß, dass er sie nicht anwenden kann."

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Schmidt gab sich in dem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zuversichtlich, dass aus der derzeitigen Konfrontation zwischen dem Westen und Russland keine militärische Auseinandersetzung entsteht. "Ich nehme an, dass weder Putin noch (US-Präsident Barack) Obama einen Krieg führen wollen. Die Krim ist ist kein Kriegsgrund. Die Ukraine insgesamt ist weder für Obama noch Putin ein wirklicher Kriegsgrund." Es werde vielmehr weiterhin schwierige, und womöglich jahrelang ergebnislose Verhandlungen zwischen Russland und dem Westen geben.

Im bayerischen Schloss Elmau treffen sich am kommenden Sonntag und Montag auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Frankreichs, Italiens, Japans und Großbritanniens. Russland, das die Gruppe der Sieben 1998 zu den G8 erweitert hatte, wurde 2014 nach der Annexion der Krim ausgeschlossen.

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