Gewinner und Verlierer bei den Rentenplänen

Der große Überblick über die schwarz-roten Rentenpläne: Was kommen soll – und wer davon wie profitiert, wer belastet wird
von  dpa
Alt und Jung: Die schwarz-roten Rentenpläne haben unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Generationen.
Alt und Jung: Die schwarz-roten Rentenpläne haben unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Generationen.

Der große Überblick über die schwarz-roten Rentenpläne: Was kommen soll – und wer davon wie profitiert, wer belastet wird

BERLIN Union und SPD bedanken sich bei ihren treuesten Wählern, den Rentnern und Vorruheständlern: mit einem teuren Rentenpaket. Die große Koalition steht noch nicht endgültig. Doch schon jetzt ist klar: Für die milliardenschweren Rentenpläne von Schwarz-Rot werden jene geradestehen müssen, die später einmal davon am wenigsten haben – die Jüngeren. Eine Rechnung mit einzelnen Beispielfällen, wer profitiert und wer zahlt.

Was ist geplant?

Mütterrente: Ab Juli 2014 sollen Frauen, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, zwei statt einen Rentenpunkt gutgeschrieben bekommen. Damit erhöht sich ihre Rente monatlich um 28,14 Euro (West). Das schlägt bei der Rentenversicherung mit 6,5 Milliarden Euro im Jahr zu Buche.

Abschlagsfreie Rente ab 63: Die soll erhalten, wer mindestens 45 Beitragsjahre einschließlich Zeiten der Arbeitslosigkeit vorweisen kann. Das Eintrittsalter soll aber in Stufen auf 65 Jahre angehoben werden. Die Neuregelung kostet 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro, wird über die Jahre aber billiger. 2032 läuft das Modell aus.

Erwerbsminderungsrente: Wer aus Krankheitsgründen vorzeitig in Rente gehen muss, wird bessergestellt: Die Anhebung der sogenannten Zurechnungszeit um zwei Jahre wirkt sich so aus, als ob ein Betroffener bis zur Vollendung des 62. (bisher: des 60.) Lebensjahres in die Rente eingezahlt hat. Langfristig kostet dies die Beitragszahler knapp zwei Milliarden Euro mehr.

Solidarische Lebensleistungsrente: Sollen – von 2017 an – jene bekommen, die (nach einer Übergangszeit bis 2023) 40 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt und zusätzlich privat vorgesorgt haben, aber nicht auf 30 Rentenentgeltpunkte kommen. Für die Aufstockung sollen die Steuerzahler aufkommen, damit also auch Gutverdiener. Die Kosten belaufen sich langfristig auf etwa drei Milliarden Euro.

Wie wirkt sich das aus?

Fachverkäuferin (31). Monatsbrutto 2500 Euro, ein Kind. Von der verbesserten Mütterrente hat sie nichts, denn begünstigt sind nur ältere Frauen, deren Kinder vor 1992 auf die Welt kamen. Sie wird stattdessen als Beitragszahlerin zur Kasse gebeten – erst einmal indirekt, wenn der Beitragssatz zur Rentenversicherung nicht wie vorgesehen sinkt. Sie wird damit auf etwa 7,50 Euro brutto im Monat Entlastung verzichten müssen. Langfristig werden die Beiträge vermutlich steigen, die Belastung wird also zunehmen.

Verkäuferin (64). Monatsbrutto 2000 Euro, zwei Kinder vor 1992 geboren.  Sie wird 2014 nach 25 Berufsjahren mit monatlich etwas mehr als 700 Euro in Rente gehen – plus Erziehungszeiten für die beiden Kinder. Die schlagen mit brutto 112 Euro im Monat extra zu Buche, 56 Euro mehr als bisher. Für die Besserstellung bis ans Lebensende wird die Frau maximal noch ein Beitragsjahr zur Kasse gebeten. Von der Rente mit 63 hat sie wegen einer zu geringen Zahl von Beitragsjahren nichts.

Student (21). Keine Kinder.  Die geplanten Leistungsverbesserungen begünstigen junge Menschen wie ihn grundsätzlich nicht. Er kann höchstens von der verbesserten Erwerbsminderungsrente profitieren, eventuell als Geringverdiener von der Lebensleistungsrente. Aber auf jeden Fall wird er als Beschäftigter (über den Rentenbeitrag) die Mütterrente und (über die Steuer) die abschlagsfreie Rente ab 63 mitbezahlen. Für ihn sind die schwarz-roten Pläne ein schlechtes Geschäft.

Frührentner (51). Wer wie er krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Job aussteigen musste, profitiert. Derzeit erhalten Betroffene im Schnitt rund 600 Euro Rente. Künftig sind es gut 45 Euro pro Monat brutto mehr.

Facharbeiter (60). Monatsbrutto 4000 Euro: Er ist der klassische Nutznießer der abschlagfreien Rente mit 63. Mit 18 ins Arbeitsleben gestartet, kommt er auf die 45 Beitragsjahre. Damit wird seine Rente auch mit 63 nicht durch die sonst üblichen 7,2 Prozent Abschlag gekürzt. Das sind bei einer Monatsrente von 1500 Euro brutto 108 Euro. Der für 2014 geplante Verzicht auf die Absenkung des Rentenbeitragssatzes kostet ihn aber (so lange er noch arbeitet) 12 Euro brutto monatlich: Das ist sein Beitrag zur Mütterrente.

Facharbeiter (40). Monatsbrutto 4000 Euro: Er schaut bei der abschlagsfreien Rente mit 63 in die Röhre. Grund: Das Zugangsalter dafür wird bis zum Jahr 2032 schrittweise auf 65 Jahre angehoben. Wer 1967 oder später geboren wurde, kommt nicht mehr in den Genuss der Regelung und kann wieder erst mit 65 ohne Abschlag gehen. Die Frühverrentung der Älteren zahlt er aber zwei Jahrzehnte lang mit. Bei der verbesserten Mütterrente ist der 40-Jährige auch dabei: als Beitragszahler – mit monatlich etwa zwölf Euro.

 

 

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