"Europa hat Persönlichkeiten verloren"

Bestürzt reagieren deutsche Politiker auf den Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski . „Ganz Deutschland steht in dieser schweren Stunde in Mitgefühl und Solidarität an Ihrer und der Seite Polens“, schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. „Ich wünsche Ihnen, allen Angehörigen der Toten und allen Polen Trost und Kraft.“
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Seit 2005 regierte Lech Kaczynski unser Nachbarland Polen.
dpa Seit 2005 regierte Lech Kaczynski unser Nachbarland Polen.

WARSCHAU/ MOSKAU - Bestürzt reagieren deutsche Politiker auf den Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski . „Ganz Deutschland steht in dieser schweren Stunde in Mitgefühl und Solidarität an Ihrer und der Seite Polens“, schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk. „Ich wünsche Ihnen, allen Angehörigen der Toten und allen Polen Trost und Kraft.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich „zutiefst bestürzt über den Flugzeugabsturz und den Tod des polnischen Präsidenten“. Die Kanzlerin äußerte sich am Rande eines Besuchs beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam. Für den Nachmittag kündigte sie eine ausführliche Stellungnahme an.

Auch Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich tief betroffen. „Wir sind schockiert und voller Trauer“, sagte Westerwelle in Kapstadt, wo er während seiner Afrikareise von dem Flugzeugabsturz erfuhr. „Das ganze deutsche Volk trauert mit den polnischen Nachbarn. Wir wollen dem polnischen Volk vermitteln, dass wir an seiner Seite stehen.“ Der Bundesaußenminister telefonierte mit seinem polnischen Kollegen Radek Sikorski und sprach ihm sein Mitgefühl aus.

Europa hat Persönlichkeiten verloren

Mit Kaczynski und weiteren Opfern der „fürchterlichen Tragödie“ verliere auch Europa Persönlichkeiten, auf die man habe bauen können, „wenn es darauf ankam“. Auch für Deutschland sei dies jetzt ein Moment, „um innezuhalten“. Die Deutschen seien den Polen in dieser Stunde tief verbunden. Er selbst habe Kaczynski als sehr klugen und energischen Gesprächspartner kennengelernt. Deswegen gehe ihm dessen Tod persönlich auch sehr nahe, sagte Westerwelle.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat betroffen auf den Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski reagiert und dessen Verdienste gewürdigt: „Präsident Kaczynski hat dem polnischen Volk sein Leben lang mit Hingabe gedient. Mit seinem Namen verbinden sich wichtige Abschnitte der neueren polnischen Geschichte“, sagte Seehofer am Samstag. „Als Nachbarn Polens in Europa verneigen auch wir uns in dieser Stunde vor einem leidenschaftlichen Patrioten. Unsere Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen, unsere Verbundenheit dem polnischen Volk“, fügte er hinzu.

Auch Europaministerin Emilia Müller (CSU) zeigte sich „zutiefst erschüttert“. „Unser ganzes Mitgefühl gilt dem polnischen Volk. Wir sind unseren europäischen Nachbarn in dieser schweren Stunde in tiefer Trauer verbunden“, sagte Müller am Samstag.

Bestürzung und Trauer auch im Bundestag. Die FDP-Fraktionschefin Birgit Homburger nannte das Unglück „eine nationale Katastrophe für unsere Nachbarn“. „In dieser schweren Stunde fühlen wir Deutsche uns als Freunde, Nachbarn und Europäer Polen besonders verbunden.“ Der SPD-Fraktionschef und frühere Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte in Berlin: „Wir trauern mit unseren polnischen Nachbarn über diesen tragischen Verlust.“

Ihre „tiefe Trauer und Bestürzung“ drückten die Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Renate Künast und Jürgen Trittin, aus. Der 60-Jährige habe sich stets für die Interessen seines Landes eingesetzt und als polnischer Präsident einen der wichtigsten Nachbarstaaten Deutschlands vertreten. Linke-Fraktionschef Gregor Gysi sagte: „Den Angehörigen des Präsidenten und der anderen Opfer sowie der gesamten polnischen Bevölkerung gehört unser Mitgefühl.“

Bestürzung im Kreml und weltweite Trauer: Internationale Reaktionen

Wie sehr diese Katastrophe auch den Russen nahe ging, zeigten die tief bestürzten Reaktionen der russischen Führung. Kremlchef Dmitri Medwedew sprach in einer TV-Adresse an das polnische Volk mit ruhiger Stimme und in tiefer Trauer von einer „Tragödie“. Auch Russland werde an diesem Montag einen Staatstrauertag abhalten, sagte der 44- Jährige. Das russische Staatsfernsehen spielte Trauermusik, während die Namen der getöteten Passagiere, viele von ihnen polnische Spitzenpolitiker, über den Bildschirm liefen.

In Paris sagte Sarkozy, Frankreich verliere einen Freund. „Von einem glühenden Patriotismus angetrieben, hat Lech Kaczynski sein Leben seinem Land gewidmet.“ Großbritanniens Premier Brown erklärte, Kaczynski werde „auf der ganzen Welt als ein leidenschaftlicher Patriot und Demokrat betrauert und erinnert werden“.

Der israelische Präsident Schimon Peres würdigte ihn als einen „wahren Freund des Staates Israel“. NATO- Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bezeichnet den Tod des Präsidenten als eine „Tragödie für Polen“.

Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton drückte ihr Beileid aus und verschob auf Wunsch der polnischen Behörden ihre für diesen Montag geplante Reise nach Warschau. Der aus Polen stammende EU- Parlamentspräsident Jerzy Buzek erklärte: „Das ist eine unglaubliche Katastrophe in Europa. Europa hat einen großen Verlust erlitten. Polen erlebt eine unbeschreibbare Tragödie.“ Nie zuvor seien in Europa so viele hochrangige, vom Volk gewählte Persönlichkeiten zusammen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

Kaczynski war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier

Der polnische Präsident Lech Kaczynski ist am Samstag bei einem Flugzeugabsturz im russischen Smolensk ums Leben gekommen. Mit ihm starben Dutzende polnische Persönlichkeiten, ein Teil der Elite des Landes. Wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, fanden alle 132 Menschen an Bord den Tod. Nach polnischen Angaben waren 88 Menschen in der Präsidentenmaschine TU-154 russischer Bauart.

Kaczynski war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier für die Ermordung polnischer Soldaten und Intellektueller vor 70 Jahren im russischen Katyn. An Bord der Maschine waren neben dem Präsidenten und seiner Frau Maria auch hohe Militärs und Wirtschaftsvertreter, Geistliche und Abgeordnete des Parlaments. Führende Repräsentanten Polens sprachen angesichts des Verlusts dieser Persönlichkeiten von einem „zweiten Katyn“.

(dpa/ddp)

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.