Der schwarze Quälgeist von Biberach
BIBERACH - Kaum ist der Ex-Grüne Oswald Metzger in der CDU, will er für die Partei in den Bundestag. Eine Vorentscheidung darüber fällt am Dienstagabend.
Es ist alles andere als ein Routinetermin in der oberschwäbischen Provinz: Wenn die CDU im Kreis Biberach am Dienstagabend ihren Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2009 kürt, wird es in der örtlichen Stadthalle knistern – und einen Medienauflauf geben. Knapp 2000 CDU-Mitglieder haben dann die Wahl zwischen einem politischen Paradiesvogel und vier kreuzbraven Parteisoldaten. Oswald Metzger, zunächst Sozialdemokrat, dann Hoffnungsträger und schließlich Quälgeist der Grünen, drängt als frischgebackenes CDU-Mitglied mit Macht zurück in den Bundestag. Gegen ihn treten an: eine Verwaltungswirtin, ein Hausmann, ein Landwirt und ein Dorfbürgermeister. Der Ausgang gilt als völlig offen, Metzger selbst schätzt seine Chancen „50 zu 50“ ein.
Der gebürtige Oberschwabe Metzger hatte im November 2007 bei den Grünen das Handtuch geworfen – nach 21 Jahren Mitgliedschaft gingen der Partei dessen zunehmend neoliberale Parolen enorm auf den Wecker. Nach langem, eitlen Liebäugeln mit Liberalen und Christdemokraten stellte Metzger im März 2008 schließlich einen Antrag auf Mitgliedschaft in der CDU – den der Biberacher Kreisverband nur äußerst widerwillig annahm. Vor allem, dass der 53-Jährige, der zur Besserwisserei neigt, seine neuen Parteifreunde intellektuell und rhetorisch in die Tasche steckt, ging dem örtlichen CDU-Establishment gehörig auf den Geist. In der Region, die tief katholisch und konservativ geprägt ist, gilt seit Jahrzehnten der Grundsatz: Hier könnte die CDU einen Besenstiel aufstellen, auch der würde mit über 50 Prozent gewählt.“
Öffentliches Mobbing
Der scheidende Bundestagsabgeordnete Franz Romer setzte hinter den Kulissen alle Hebel in Bewegung, um Metzger als seinen Nachfolger zu verhindern. Prompt kam es zu öffentlichem Mobbing: CDU-Granden wie Altministerpräsident Erwin Teufel reichten Metzger bei einem Empfang nur kurz die Hand, um sich sogleich kühl anderen Gesprächspartner zuzudrehen.
Dem in den grünen Grabenkämpfen gestählten Metzger freilich war das schnuppe. Er ging in den Häuserwahlkampf, klingelte an Türen, warb in der gesamten Region 40 Kilometer südlich von Ulm für sich – und bescherte seiner neuen Partei eine regelrechte Eintrittswelle: In den vergangenen Wochen sollen 200 neue Mitglieder in die CDU eingetreten sein.
Markus Jox
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