"Der Kohl ist nur ein Filzpantoffel-Politiker"

...hat sein Widersacher Strauß einmal über den großen Pfälzer gesagt, mit dem ihn eine innige Männerfeindschaft verbunden hat.
Robert Braunmüller |
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Die Männerfreunde Strauß (l.) und Kohl. Die Zitate stammen aus dem Buch.
Jörg Schmitt/dpa Die Männerfreunde Strauß (l.) und Kohl. Die Zitate stammen aus dem Buch.

Ich gestehe es lieber gleich: Helmut Kohl habe ich nie gemocht. Er war mir zu provinziell. Die Wiedervereinigung hätte jeder andere Kanzler auch geschafft, weniger überstürzt vielleicht, ohne das Gerede von den "blühenden Landschaften", dem jener Frust folgte, dem wir die heutigen Probleme in Sachsen und Thüringen verdanken.

Nach der Lektüre der ersten staatstragenden Nachrufe fiel mir ein, dass irgendwo noch ein Buch mit Zitaten von Franz Josef Strauß herumliegt. Die Herren pflegten trotz politischer Gemeinsamkeiten eine herzliche Männerfeindschaft.
Und nach einigem Suchen fand ich es: "Einschlägige Worte des Kandidaten Strauß", erschienen im Vorfeld der Bundestagswahl von 1980. Da trat zum Grauen aller Linken und Liberalen Franz Josef Strauß an, um es besser zu machen als Kohl bei seiner erfolglosen Kanzlerkandidatur von 1976.

Kanzler der Einheit: Helmut Kohl ist tot"Bei allem Respekt vor den Freunden der CDU", heißt es da, "wir sind die Härteren und die Entschlosseneren." Dieses Wort des Großen Vorsitzenden dürfte jedes anständige Parteimitglied auch heute noch unterschreiben. Aber dann fällt mein Blick auf einen typischen FJS: "Wenn der Helmut Kohl nur mal fünf Minuten so denken könnte wie Mao". Und: Er sei mit dem Pfälzer zwar politisch befreundet, "aber er ist ein Filzpantoffelpolitiker, das sage ich ihm auch selber."

"Helmut Kohl wird nie Kanzler werden"

Strauß verachtete Kohl als Provinzler. Da war er sich mit den linken Pinschern einig. Und noch weniger mochte er die "Mitarbeiter, Schleppenträger, Minnesänger, Troubadoure und Treppenlieferanten" aus Kohls Umfeld. Und bis heute hört man bei solchen Zitaten, wie die Stimme von Strauss hochgeht und überschnappt. Natürlich enthalten die "Einschlägigen Worte des Kandidaten Strauß" ein Zitat aus der Wienerwald-Rede 1976, die in Abschrift an den Spiegel gelangte: "Er ist total unfähig, ihm fehlen die charakterlichen, die geistigen und die politischen Voraussetzungen. Ihm fehlt alles dafür", heißt es über Kohls Kanzler-Ambitionen.

Das schönste Strauß-Zitat hat Staeck leider nicht aufgenommen: "Und glauben Sie mir eines, der Helmut Kohl wird nie Kanzler werden, der wird mit 90 Jahren die Memoiren schreiben: 'Ich war 40 Jahre Kanzlerkandidat, Lehren und Erfahrungen aus einer bitteren Epoche.' Vielleicht ist das letzte Kapitel in Sibirien geschrieben oder wo."

Es kam anders. 1980 kassierte Strauß eine krachende Niederlage. Und zwei Jahre später fiel die FDP um, über die das Zitat-Büchlein viele wahr gebliebene Worte enthält. Der Filzpantoffelpolitiker wurde natürlich Kanzler. Und als in der zweiten Amtszeit sein politisches Ende drohte, haben ihn die Ossis nach der Wiedervereinigung aus purem Dank noch zweimal gewählt. Das jedoch hat der Strauß nicht mehr erleben müssen.

Lesen Sie auch: Totenmesse in Speyer? - Juncker will ersten europäischen Staatsakt für Helmut Kohl

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