Bundesregierung gibt sich neue Drogen-Strategie

Das Bundeskabinett will am Mittwoch mit der Kampagne "Nationale Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik" einen neuen Kurs im Kampf gegen Alkohol, Tabak und andere Drogen beschließen
von  dpa

Berlin - Nach der jüngsten Studie zum Thema Sucht betrinken sich junge Erwachsene erstmals seit Jahren wieder häufiger bis zum Umfallen. Gleichzeitig gibt es so wenige junge Raucher wie seit Jahrzehnten nicht. Das ergab eine am vergangenen Freitag vorgestellte Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Drogenaffinität Jugendlicher in Deutschland hervor.

Dem bisher letzten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung vom Mai 2011 zufolge hält Sucht in allen Facetten Millionen Bundesbürger im Griff. Jugendliche greifen aber seltener zur Flasche, zur Zigarette oder zum Joint.

Insgesamt 16 Millionen Menschen rauchen demnach. 110 000 Menschen sterben pro Jahr daran. 1,4 Millionen sind abhängig von Medikamenten, 1,3 Millionen von Alkohol, wie die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans (FDP) seinerzeit mitteilte. Insgesamt gefährden sich 9,5 Millionen Menschen durch übermäßiges Trinken. Mindestens 73 000 sterben jedes Jahr an den Folgen von Alkoholmissbrauch.

Circa 200 000 Menschen haben dem Bericht zufolge einen problematischen Cannabiskonsum. 200 000 Menschen nehmen andere illegale Drogen. 560 000 Menschen sind abhängige Internetnutzer. Bis zu 600 000 Menschen gelten als glücksspielsüchtig.

Bereits im Oktober 2010 kündigte Dyckmans im Bundestag einen neuen nationalen Aktionsplan zur Drogen- und Suchtbekämpfung an. Der letzte Aktionsbericht aus dem Jahr 2003 müsse überarbeitet werden, erläuterte Dyckmans vor dem Jugendausschuss. Themen wie der Nichtraucherschutz und die Online-Spiele-Sucht seien 2003 noch nicht berücksichtigt worden. Als einen Schwerpunkt ihrer Arbeit nannte die Freidemokratin seinerzeit die Suchtprävention bei Risikogruppen, vor allem bei Kindern, Jugendlichen und Frauen.

Experten fordern seit langem verstärkte Kontrollen und Sanktionen, wenn Händler Jugendlichen Schnaps verkaufen. Auch ein verstärkter Einsatz von jugendlichen Testkäufern kommt immer wieder ins Gespräch. Verkaufsverbote in der Nacht wie derzeit nur in Baden-Württemberg sind ebenfalls in der Diskussion. Auch über Einschränkungen bei Werbung und höhere Steuern wird seit Jahren immer wieder debattiert. Die betroffenen Branchen sind in diesen Punkten allerdings skeptisch bis ablehnend.

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