Andreas Hollstein: "Habe um mein Leben gefürchtet"

Er wollte nach einer Sitzung im Rathaus schnell einen Döner holen. Plötzlich hatte Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein ein Messer am Hals. Es könnte ein fremdenfeindlicher Angriff gewesen sein.
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Der Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein (CDU), am Dienstag bei der Pressekonferenz im Rathaus von Altena.
Oliver Berg/dpa Der Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein (CDU), am Dienstag bei der Pressekonferenz im Rathaus von Altena.

Altena - Der für seinen Einsatz in der Flüchtlingspolitik bekannte Bürgermeister von Altena im Sauerland, Andreas Hollstein, ist Opfer einer vermutlich ausländerfeindlichen Messerattacke geworden.

Der CDU-Politiker sei am Montagabend in einem Döner-Grill in Altena "von einem 56-jährigen Mann mit mutmaßlich fremdenfeindlicher Motivation angegriffen" worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Hollstein wurde nach eigenen Angaben leicht am Hals verletzt. Die Schnittwunde sei im Krankenhaus nur geklebt worden.

Er habe viel Glück gehabt, sagte der 54-Jährige, als er am Dienstag im Rathaus von Altena den Angriff schilderte. "Ja, ich habe um mein Leben gefürchtet", sagte Hollstein. Wenn ihm die beiden Besitzer der Imbissstube nicht beherzt zu Hilfe gekommen wären, "bin ich nicht sicher, ob ich noch leben würde". Der ältere der beiden Helfer sei ebenfalls leicht verletzt worden.

Nach Attacke: Kanzlerin Merkel ist "entsetzt"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich bestürzt: "Ich bin entsetzt über den Messerangriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein - und sehr erleichtert, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert im Namen der Kanzlerin. "Dank auch an die, die ihm geholfen haben." Merkel hatte Hollstein und die Stadt Altena im Mai für ihre gute Flüchtlingsarbeit mit dem Nationalen Integrationspreis ausgezeichnet. Merkel habe inzwischen auch mit ihm telefoniert, sagte Hollstein.

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Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verurteilte den Angriff. "Schreckliche Nachricht aus Altena", schrieb er am Dienstagmorgen auf Twitter und wünschte Hollstein gute Besserung. "Dürfen niemals akzeptieren, dass Menschen attackiert werden, nur weil sie anderen helfen. In unserem Land darf kein Platz sein für Hass und Gewalt."

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Der Bürgermeister war am Montagabend nach einer Sitzung im Rathaus in dem Imbiss eingekehrt. Während er an der Theke wartete, sei der Täter in das Lokal gekommen, habe ihn von der Seite fixiert und gefragt, ob er der Bürgermeister sei. Mit den Worten "Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena" habe der Mann schließlich ein Messer gezogen, berichtetet Hollstein. Er habe das Messer am seinem Hals gespürt, aber wegdrücken können. Gemeinsam mit den beiden Besitzern - Vater und Sohn - habe er dann den Angreifer bis zum Eintreffen der von der Ehefrau des Wirts alarmierten Polizei festgehalten. Den Täter habe er bisher nicht gekannt.

Der erneute gewaltsame Angriff auf einen Politiker löste zahlreiche Reaktionen aus. "Diese Gewalt in unserem Land gegenüber ehrenamtlich Tätigen, gegen Bürgermeister, die sich um das Wohl ihrer Stadt kümmern, ist verabscheuungswürdig", sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. SPD-Chef Martin Schulz zeigte sich schockiert. "Gegen Hass und Gewalt müssen Demokraten zusammenstehen, denn sie dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", twitterte er.

Hollstein sagte, er sei wiederholt im Netz anonym beschimpft und bedroht worden. Auch seine Familie sei davon betroffen. Der Bürgermeister ist verheiratet und hat vier Kinder. Er beklagte, dass Debatten in Deutschland "immer härter und rücksichtsloser" geführt würden. Er werde aber an seinem Kurs festhalten und auch künftig nicht mit Polizeischutz unterwegs sein.

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