AfD-Debakel und Schadenfreude im Fall Maximilian Krah
Was Maximilian Krah auch vorgeworfen wurde, bislang sah die Parteiführung ihrem Spitzenkandidaten für die Europawahl alles nach: seine Nähe zu Moskau und Peking, die Vorwürfe, er habe Geld vom prorussischen Portal "Voice of Europe" genommen, die Verhaftung eines engen Mitarbeiters, der für China spioniert haben soll. Erst jetzt, nach Krahs unsäglichen Äußerungen über die SS, ziehen Alice Weidel und Tino Chrupalla die Reißleine.
Aus Überzeugung? Eher nicht. Sie treibt wohl vielmehr die Sorge um, ihre Abgeordneten könnten bald als Fraktionslose und damit völlig isoliert im EU-Parlament sitzen. Deshalb das Auftrittsverbot – und damit maximale Distanz zu Krah.
AfD zieht bei Maximilian Krah die Reißleine: Spitzenkandidaten können nicht einfach ausgetauscht werden
Loswerden kann die AfD ihren Spitzenkandidaten aktuell nämlich nicht. Das Wahlrecht sieht vor, dass die Listen nur verändert werden können, wenn ein Kandidat stirbt oder aufgrund eines Urteils unwählbar geworden ist. Zudem werden bereits die Briefwahl-Unterlagen verschickt. Der einzige Ausweg wäre, dass Krah sein Mandat nach der Wahl niederlegt. Doch bis dahin bleibt er Spitzenkandidat. Ohne öffentliche Auftritte und Unterstützung der Chefs. Ein Debakel für die AfD.
Was Weidel und Chrupalla schlaflose Nächte beschert, dürfte in Frankreich mit Schadenfreude beobachtet werden. Marine Le Pen arbeitet hartnäckig daran, ihren RN als gemäßigt rechte Partei darzustellen. Da passt die öffentliche Scheidung von der angeblich viel radikaleren AfD gut ins Bild.