Nach Amoklauf in Graz: Gedenkgottesdienst und Lichtermeer für die Opfer
Update vom 10. Juni, 22.30 Uhr: Der Amokschütze von Graz hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Die Polizei habe ein in analoger und digitaler Form vorliegendes Dokument sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, im ORF-Fernsehen. Das Schreiben gebe aber keinen Hinweis auf das Motiv des Schützen, so Ruf. Medien hatten spekuliert, dass der junge Mann in seiner Schulzeit wohl gemobbt worden sei.
Unterdessen zeigen sich die Sicherheitsbehörden in Österreich offen für eine Debatte über das Waffenrecht. Es gelte, den Fall genau zu analysieren und zu prüfen, ob die gesetzlichen Vorgaben lückenhaft seien und gegebenenfalls nachgeschärft werden müssten, sagte Ruf. Der 21-Jährige besaß die am Tatort sichergestellte Faustfeuerwaffe und eine Schrotflinte legal. Er hatte eine Waffenbesitzkarte, deren Erwerb unter anderem mit einem psychologischen Test verbunden ist.
Update vom 10. Juni, 21.15 Uhr: Am Abend findet ein Gedenkgottesdienst für die Trauernden nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule im Dom statt. Auch Bundeskanzler Christian Stocker und Vizekanzler Andreas Babler nehmen teil. Etliche Trauernde zünden Kerzen für ein Lichtermeer an. Vor dem Eingang der Schule legen sie Blumen und Kerzen nieder.
Update vom 10. Juni, 19.00 Uhr: Nach dem Amoklauf von Graz ist ein weiteres Opfer gestorben. Eine erwachsene Frau, die in das Universitätsklinikum Graz eingeliefert worden war, sei ihren schweren Verletzungen erlegen, berichtete die österreichische Agentur APA unter Berufung auf das Krankenhaus. Damit hat der Täter zehn Menschen umgebracht. Der 21-jährige Österreicher beging nach Polizeiangaben anschließend Suizid.
Update vom 10. Juni, 18.40 Uhr: Der frühere Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, sprach den Angehörigen der Opfer und Verletzten des Amoklaufs von Graz sein Mitgefühl aus. "Über all dem Schock, der Trauer und dem Bangen steht die große Frage: "Warum?" Wir finden darauf vermutlich keine befriedigende Antwort", schrieb der im Januar zurückgetretene Kardinal auf der Plattform X. "Beten hilft, zusammenzurücken und aufeinander zu schauen. Das Böse und der Tod werden nicht das letzte Wort haben."

Update vom 10. Juni, 15.45 Uhr: Der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker hat nach den Todesschüssen an einer Schule in Graz von einer nationalen Tragödie gesprochen. Für Donnerstagmorgen kündigte er landesweit eine Trauerminute an. Alle öffentlichen Gebäude sind auf halbmast geflaggt und es gibt eine dreitägige Staatstrauer.
Bei der Tat sind zwölf Menschen teils schwer verletzt worden. Der berichtete Innenminister Gerhard Karner in Graz. Sechs der neun Getöteten waren laut Karner weiblich, drei männlich. Der österreichische Täter habe Suizid begangen. Es habe sich bei dem Täter um einen ehemaligen Schüler gehandelt, der die Schule nicht abgeschlossen habe.
Erstmeldung vom 10. Juni, 13.00 Uhr: Bei Schüssen an einer Schule in Österreich sind nach Angaben des ORF mehrere Menschen getötet worden. Unter den Toten nach den Schüssen an einer Schule in Graz ist auch der Täter. Das schrieb die Polizei Steiermark auf der Plattform X, ohne die Gesamtzahl der Toten zu nennen. Die Nachrichtenagentur APA schreibt unter Berufung auf die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) von zehn Toten. Es soll laut Medienberichten zudem Dutzende Verletzte geben. Offizielle Angaben gab es noch nicht. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Zum Tatmotiv gibt es noch keine Informationen. Die Lage sei gesichert, es gebe keine weitere Gefahr, hieß es am Mittag. Die Eltern und die unverletzten Schüler wurden nach Angaben der Stadt in umliegenden Hallen untergebracht und von Kriseninterventionsteams betreut.
Spezieller Alarmplan aktiviert
Wie ein Sprecher des örtlichen Roten Kreuzes der Deutschen Presse-Agentur sagte, sind mehr als 160 Retter im Einsatz. Sie seien mit 65 Fahrzeugen angerückt. Auch mehrere Rettungshubschrauber seien im Einsatz. Ein spezieller Alarmplan des Landes für die Versorgung zahlreicher Verletzte sei aktiviert worden.

Bundeskanzler spricht von "nationaler Tragödie"
Nach der Tragödie herrscht in Österreich Entsetzen. "Der Amoklauf an einer Schule in Graz ist eine nationale Tragödie, die unser gesamtes Land tief erschüttert", schrieb Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker auf der Plattform X. "Durch diese unfassbare Tat wurden Jugendliche plötzlich aus dem Leben gerissen, das sie noch vor sich hatten." Es gebe keine Worte für den Schmerz und die Trauer.
Stocker machte sich nach Bekanntwerden auf dem Weg zum Tatort. Das bestätigte eine Sprecherin des Kanzleramts der Deutschen Presse-Agentur. Der Ministerpräsident der Steiermark Mario Kunasek (FPÖ) hat seine Termine abgesagt und ist dorthin unterwegs. Auch Österreichs Innenminister Gerhard Karner sei auf dem Weg nach Graz.
Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos) schrieb auf der Plattform X: "Die Meldungen vom Amoklauf in Graz erschüttern mich zutiefst. Es ist nicht fassbar und unerträglich. Mein Mitgefühl und meine Trauer sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Niemand kann sich das Leid vorstellen, als Mutter dreier Kinder zerreißt es mir das Herz." Auch die EU-Kommission hat Anteil genommen.
Schüler 14 Jahre und älter
Bei der Schule handelt es sich um ein sogenanntes Bundes-Oberstufenrealgymnasium. An solchen Schulen sind Schülerinnen und Schüler in der Regel 14 Jahre und älter. Die Schule zeigt auf ihrer Webseite 17 Schulklassen und ein Foto von rund 40 Lehrkräften. Graz ist mit rund 300.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Österreichs.

Schüsse an österreichischer Schule: Berichte sprechen von mehreren Toten
An dem Gymnasium waren am Vormittag gegen 10 Uhr Schüsse gefallen, wie die Polizei bestätigte. Spezialeinheiten seien sofort alarmiert worden. Das Gebäude wurde evakuiert, wie die Polizei schrieb. Schüler und Lehrer wurden zu einem sicheren Treffpunkt geleitet.
Die Bevölkerung wurde angehalten, den Bereich rund um die Bildungseinrichtung zu meiden und den Anweisungen der Sicherheitskräfte vor Ort Folge zu leisten. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) war nach Angaben der Nachrichtenagentur APA am Vormittag auf dem Weg zum Tatort. Zu einer Motivlage – also ob es sich möglicherweise um einen Amoklauf handelt, oder die Tat einen politischen Hintergrund hat – teilten die Behörden bislang nichts mit.
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