Scharfes Gesetz gegen Beißwut

Der Hund – bester Freund oder schlimmster Feind des Menschen? Nach Angriffen auf Kinder wollen Politiker durchgreifen. Was es bringt: Pro & Contra.
von  Abendzeitung
Die Zähne fletscht der Pitbull-Rüde auch hinter Gittern.
Die Zähne fletscht der Pitbull-Rüde auch hinter Gittern. © dpa

Der Hund – bester Freund oder schlimmster Feind des Menschen? Nach Angriffen auf Kinder wollen Politiker durchgreifen. Was es bringt: Pro & Contra.

Juni 2008: Ein Schäferhund zerbeißt einer Schülerin das Gesicht, ein Pitbull-Terrier greift einen Fünfjährigen an und verletzt ihn schwer, ein Rottweiler geht auf einen Postbeamten los, zwei Mischlinge attackieren eine Schafherde im Englischen Garten. In den vergangenen Wochen jagt eine Horror- Meldung die nächste – und der Ruf nach Konsequenzen wird laut.

Jetzt fordern Politiker den generellen Leinenzwang: „Innerhalb einer Großstadt wäre das schon angebracht“, sagt die Münchner CSU-Stadträtin Ursula Sabathil. Die jüngsten Vorfälle haben sie schockiert. „Ich spreche vor allem aus Sicht einer Mutter von drei Kindern“, betont sie. Wichtig seien aber auch ausgewiesene Grünflächen, auf denen die Hunde herumlaufen könnten. Schützenhilfe erhält Sabathil aus Norddeutschland, von Harald Krüger, tierpolitischer Sprecher und CDU-Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft. „In engen Städten, in denen Hunde und Menschen dicht aufeinanderleben, ist ein Leinenzwang einfach sicherer“, sagt er. In der Hansestadt hat Krüger bereits mit SPD und Grünen die schärfsten Hundegesetze Deutschlands eingeführt.

„Hundeführerschein“

So ist an der Elbe die Haftpflichtversicherung von Hunden, das Einpflanzen eines winzigen Computerchips im Ohr und das Führen an der Leine Pflicht. Halter mit „Hundeführerschein“ dürfen ihre Vierbeiner allerdings frei laufen lassen. „Rund die Hälfte der Hundebesitzer in der Hansestadt hat den Führerschein gemacht – eine erfreuliche Bilanz“, findet Krüger, „denn nicht der Leinenzwang direkt verhindert Unfallsituationen, sondern die Sensibilität des Halters.“ Auch der Deutsche Tierschutzbund sieht das Problem „weniger am unteren Ende der Leine, sondern am oberen – also beim Halter“, so Sprecher Steffen Beuys.

Fest steht: In München dürfen die gemeldeten 27 000 Hunde, in Nürnberg sind es 12 000, noch – bis auf ein paar Ausnahmen – ohne Leine laufen. „Eine generelle Leinenpflicht ist nicht geplant“, sagt Christopher Habl vomMünchner KVR. Eine Haltung, die der Tierschutzbund begrüßt, ein genereller Leinenzwang löse manche Verhaltensstörung erst aus, Auslauf sei wichtig. Den finden in München viele Hunde im Englischen Garten. Erschreckend: „Pro Jahr kommt es dort durch sie zu ein bis zwei Todesfällen“, sagt Parkdirektor Thomas Köster. Er fordert in seinem Reich einen Leinenzwang – „außer an ganz speziellen Stellen, die extra ausgezeichnet werden“.

Friedliches Miteinander

In Hamburger Parks dürfen Zamperl in bestimmten Bereichen frei herumlaufen – jedoch eben nur,wenn der Besitzer den Hundeführerschein hat. „Für ein friedliches Miteinander müssen Halter erst den richtigen Umgang mit ihrem Tier lernen“, so CDU Mann Krüger.

Dorina Herbst

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