Razzien bei Rockerclubs in fünf Bundesländern
Berlin/Potsdam/Dresden - Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat erstmals die Auflösung eines kompletten Regionalverbands von Rockern verfügt. Wie die Behörden mitteilten, durchsuchten Hunderte Polizisten Vereinsheime und Wohnungen in mehreren Bundesländern. Schwerpunkte bildeten dabei Brandenburg und Berlin sowie Sachsen, aber auch in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen gab es Razzien.
Vorausgegangen war ein Verbot der Rockergruppe "Regionalverband Gremium Motorcycle Club (MC) Sachsen" durch Bundesinnenminister Friedrich. Deren Aktivitäten sind laut Ermittler vor allem auf Sachsen und Brandenburg ausgerichtet. Die Polizei durchsuchte vor allem Vereinsheime in Dresden und Chemnitz. Außerdem seien mehrere Wohnungen überprüft worden, teilte das sächsische Innenministerium mit. Wo genau, ließ ein Sprecher aber offen.
Das Bundesinnenministerium begründete das erste Verbot eines kompletten Regionalverbandes damit, dass von den Vereinen eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit ausgehe. Ziel des Vereins mit den Teilorganisationen "Gremium MC Dresden", "Gremium MC Chemnitz", "Gremium MC Plauen", "Gremium MC Nomads Eastside" und "Härte Plauen" seien "gewalttätige Gebiets- und Machtentfaltung".
Parallel zum Bund erhöhte auch Brandenburg den Druck auf die Rocker: Innenminister Dietmar Woidke (SPD) verbot die Vereine "Hells Angels Motorcycle Club (MC) Oder City" und dessen Unterorganisation "Oder City Kurmark". Hells Angels und MC Gremium gelten als verfeindet. Woidke erklärte, die Gruppierung versuche, ihre regionale Vormachtstellung in Brandenburg auszubauen. Mehrfach kam es zu Machtkämpfen mit konkurrierenden Rockerclubs.
Bisheriger Höhepunkt der Eskalation sei ein versuchter Mord am 25. Dezember 2011 in Königs Wusterhausen gewesen. Damals war ein Rocker des Clubs MC Gremium angegriffen worden. Anlass war eine vermeintliche Beleidigung des Präsidenten der Hells Angels gewesen. In Folge dessen war in der Nacht zu Silvester 2011 ein unbeteiligter 16-Jähriger in Königs Wusterhausen von Rockern niedergestochen worden. Beide Fälle beschäftigen derzeit Gerichte in Cottbus und Potsdam.
Allein in Berlin und Brandenburg durchsuchten mehr als 650 Beamte insgesamt mehr als 60 Objekte. Im Einsatz waren auch Kräfte der Bundespolizei und der GSG 9.
Zu Einzelheiten des Einsatzes will sich Bundesinnenminister Friedrich gemeinsam mit seinem brandenburgischen Kollegen Woidke und dem sächsischen Innenminister Markus Ulbig (CDU), auf einer Pressekonferenz am Nachmittag in Berlin äußern.
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