Flughafen-Sicherheit: Jeder wird abgetastet

Auf deutschen Flughafen herrscht jetzt ein „hoher Grad an händischer Kontrolle“. Trotzdem gebe es keinen Anlass für Panik, sagt der Innenminister. Die Polizei beklagt Sicherheitslücken und Pannen
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Auf deutschen Flughafen herrscht jetzt ein „hoher Grad an händischer Kontrolle“. Trotzdem gebe es keinen Anlass für Panik, sagt der Innenminister. Die Polizei beklagt Sicherheitslücken und Pannen

BERLIN Vier Tage nach dem vereitelten Terroranschlag auf ein US-Flugzeug über Detroit sind die Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Flughäfen nochmals verschärft worden. Gleichzeitig schließen immer mehr Politiker den Einsatz von Nacktscannern bei Personenkontrollen nicht mehr aus. Die AZ gibt einen Überblick über die Debatte.

Was passiert beim Check-in an den Flughäfen? Das Bundesinnenministerium teilte am Dienstag mit, dass Passagier- und Handgepäckkontrollen „zielgerichtet erhöht“ worden seien. An den Flughäfen gebe es nun einen „sehr hohen Grad der händischen Kontrolle“, sagte eine Sprecherin. „Die Bundesregierung nimmt den Anschlagversuch in den USA sehr ernst“, ließ Innenminister Thomas de Maizière (CDU) wissen. Es gebe aber keinen Anlass für unnötige Panik. Der Minister bat die Fluggäste um Verständnis für die intensiveren Kontrollen und riet ihnen, möglichst wenig Handgepäck mitzunehmen.

Kommt der Nacktscanner bald auch in Deutschland? Der politische Widerstand gegen die Einführung von Körperscannern an Flughäfen bröckelt. Aus Union und FDP kamen am Dienstag Signale, dass die Koalition ihren Widerstand aufgeben könnte. Ein solches Gerät müsse aber die Persönlichkeitsrechte der Fluggäste wahren. Wenn die Eingriffe in die Intimsphäre der Fluggäste erheblich minimiert würden, seien die Geräte für den einzelnen Bürger sogar von Vorteil, sagte FDP-Fraktionsgeschäftsführer Jörg van Essen: „Wenn man technisch durchsucht wird, etwa auf Sprengstoff, ist das immer angenehmer, als wenn man von anderen Personen angefasst wird.“ Widerspruch kam von den Grünen: „Ein Scanner, der weder einen künstlichen Darmausgang Körperpiercings erkennt, wird auch keinen Sprengstoff am Körper erkennen können“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck. Scanner und Respekt vor der Intimsphäre seien wohl „ein Widerspruch, der so nicht aufzulösen ist“.

Wie weit ist die Forschung? Die Bundespolizei testet Nacktscanner seit einem Jahr hinter verschlossenen Türen in Lübeck. Laut Innenministerium gibt es mittlerweile eine Software, die ein Oberflächenbild erzeugt, ohne intime Details zu zeigen: „Oberflächenbilder sind verpixelte Bilder. Sie sehen nur eine Oberfläche.“ Jedoch reiche die Sprengstofferkennung der Geräte und die Geschwindigkeit ihrer Kontrollen noch nicht aus.

Was sagt die Polizei? Die Sicherheitskontrollen an deutschen Flughäfen sind aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei äußerst lückenhaft. „Es gibt eine besorgniserregend hohe Anzahl von Sicherheitslücken und Pannen“, klagt Gewerkschaftschef Konrad Freiberg. Die Mitarbeiter der an Flughäfen eingesetzten Sicherheitsdienste seien schlecht bezahlt und wenig motiviert. Deshalb entgehe es ihnen immer wieder, wenn Bundespolizisten zu Testzwecken versuchten, Waffen und Sprengstoff durch die Kontrolle zu schmuggeln.

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