EU-Kommission: "Obazda" muss aus Bayern kommen

Vielfältig, passt nicht überall dazu und mit zunehmendem Alter würzig: Kaum etwas vereint die Mentalität der Bayern so elegant auf einem Brotzeitteller wie der Obazde. Das bayerische Käse-Original ist jetzt sogar ein EU-rechtlich geschützter Begriff.
München – Er gehört zum Biergartenbesuch dazu, wie das Hendl zur Wiesn: der Obazde. Um die traditionellen Herstellung der bayerischen Käsespezialität zu wahren, hat die EU-Kommission den Obazdn in die Reihe der Käse mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) aufgenommen.
Das heißt: Wenn ein Käse den Namen „Obazda“ oder „Obatzter“ trägt, muss er im Freistaat getreu traditioneller Verfahren hergestellt sein. „Obazda ist eine bayerische Spezialität mit einer langen Tradition in der hiesigen Küche. Der europäische Schutz ist ein Beleg für die anerkannte Käse-Kompetenz des Milchlands Bayern“, sagt Dr. Maria Linderer Geschäftsführerin der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft (LVBM). Bereits 2005 hatte die Vereinigung den Käse als schützenswerte Spezialität angemeldet hat.
Damit ist der Obazde schon der vierte geschützte Käse aus Bayern. Allgäuer Emmentaler, Allgäuer Bergkäse und Allgäuer Weißlacker tragen eine geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.). Diese besagt, dass Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung in Bayern erfolgen. Somit müssen alle Rohstoffe und Zutaten aus der Region stammen.
Obazda – ein Muss bei jedem Biergartenbesuch
Die pikante Käsespezialität ist eines der beliebtesten Gerichte in bayerischen Biergärten. Obazda, auch als Biergartenkäse bekannt, wird traditionell mit Roggenbrot oder Brezen bestellt und oft mit Radieschen oder Radi serviert.
Das traditionelle Rezept besteht üblicherweise aus Camembert oder Brie, Butter, Paprikapulver und Salz. Käseliebhaber geben gerne auch zusätzlich Romadur, Limburger oder Frischkäse hinzu. Zwiebeln, Kümmel, Milch oder Bier sorgen für einen individuellen Geschmack. Wichtig für die Zusammensetzung: Der Anteil an Camembert oder Brie sollte mindestens 40 Prozent und der gesamte Käseanteil mindestens 50 Prozent betragen.
Ein bayerisches Original
In die Zeit der Entstehung der bayerischen Biergärten vor über 150 Jahren fiel auch die Erfindung des Obazdn: Um stark gereiften Camembert oder Brie noch verzehren zu können, machten sich die Wirte die Erkenntnis zunutze, dass beide Weichkäse mit zunehmendem Alter würziger schmecken. Durch die Vermischung von Weichkäsen mit den anderen Zutaten ergab sich dann die schmackhafte Käsezubereitung Obazda. Nach und nach verbreitete sich das Rezept in abgewandelter Form deutschlandweit. „Das bayerische Original besitzt einen unverwechselbaren Geschmack“, sagte Dr. Linderer. Ein Geschmack, der jetzt EU-rechtlich geschützt ist.