Elf Tote bei Zugunglück in Sachsen-Anhalt: Signal übersehen?

Der Aufprall der Züge war kilometerweit zu hören, mehrere Fahrgäste waren sofort tot. Unklar ist zunächst, warum der Güterzug in Sachsen-Anhalt gegen die Regionalbahn krachte. Ein mögliches Problem: Nebel behinderte die Sicht.
von  Abendzeitung
Einsatzkräfte stehen am Wrack einer Lokomotive
Einsatzkräfte stehen am Wrack einer Lokomotive © dpa

HORDORF - Der Aufprall der Züge war kilometerweit zu hören, mehrere Fahrgäste waren sofort tot. Unklar ist zunächst, warum der Güterzug in Sachsen-Anhalt gegen die Regionalbahn krachte. Ein mögliches Problem: Nebel behinderte die Sicht.

Bei einem Frontalzusammenstoß zwischen einem Regionalexpress und einem Güterzug auf eingleisiger Strecke sind nahe Oschersleben in Sachsen-Anhalt elf Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. Die Identifizierung der Toten ist schwierig, weil viele Passagiere keine Ausweispapiere dabei hatten. Unter den Toten sollen der Zugführer und eine Zugbegleiterin sein.

Der Personenzug war planmäßig auf der Fahrt von Magdeburg nach Halberstadt unterwegs, als es am Samstagabend gegen 22.30 Uhr zu dem Unglück kam. Der Güterzug war für die Salzgitter AG aus Peine mit Kalk an Bord in der Gegenrichtung unterwegs. Die Unglücksursache war zunächst noch unklar. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hatte allerdings bei einem Besuch der Unglücksstelle am Morgen gesagt: „Es muss wahrscheinlich ein Haltesignal überfahren worden sein.“

Der Einsatzleiter der Bundespolizei, Ralph Krüger, betonte: „Untersuchungen laufen – zu den Signalschaltungen, zur Technik der Züge.“ Die Auswertung werde Stunden bis Tage in Anspruch nehmen. Auch die Fahrtenschreiber der Züge würden analysiert. Es gebe keine Hinweise, die allein auf menschliches oder technisches Versagen hinwiesen. Die Geschwindigkeit der beiden Züge sei nicht unerheblich gewesen. Die Rolle der Witterungsverhältnisse – zweistellige Minusgrade und Nebel – werde untersucht.

Der Personenzug wurde von dem Güterzug komplett aus dem Gleisbett auf den angrenzenden Acker geschleudert, sagte Armin Friedrichs, Leiter des Polizeireviers Börde. Der leicht verletzte Lokführer des Güterzugs konnte befragt werden, machte aber wegen seines Schockzustandes zunächst keine Angaben. Die meisten Verletzten wurden nach Halberstadt gebracht, andere nach Wernigerode, Magdeburg, Halberstadt und zwei weitere Orte, sagte Friedrichs.

„Sie sehen uns alle sprachlos und geschockt“, sagte Innenminister Holger Hövelmann (SPD). Er lobte alle Helfer wie etwa die Feuerwehr und medizinische Notfalleinheiten. „All das hat in der vergangenen Nacht bei widrigsten Rahmenbedingungen sehr gut und reibungslos funktioniert“, sagte Hövelmann. Man könne so ein Unglück nicht rückgängig machen, aber man könne alles tun, um die Schäden zu minimieren. (dpa)

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