Bundespresseball: Antanzen gegen die Krise
Die versammelte Führungsetage des Landes hat in Berlin gefeiert. Es nütze niemandem, «verbiestert» zu sein, gestand ein sonst ernsthafter Generalsekretär. Einige Gäste outeten sich dennoch als Tanzmuffel.
Auch diesmal konnte sie sich keinen Ruck geben. Beim Bundespresseball in Berlin hielten alle vergeblich Ausschau nach der Kanzlerin. Selbst das zehnte Jubiläum des Festes in der Hauptstadt konnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht locken. «Manche gehen gerne zum Fußball oder in die Oper, andere tanzen nicht gerne und gehen nicht gerne zum Ball», entschuldigte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg seine Chefin. «Da ist sie ganz konsequent.» Aber 2009 werde man alles dran setzen, sie dabei zu haben, versprach er wohl nicht ohne Hintergedanken - ist der Ball doch immer im November, also nach der Bundestagswahl im September.
Beim «elegantesten gesellschaftlichen Ereignis im Lande» - so die Veranstalter - feierten rund 2800 handverlesene Gäste aus Politik, Medien und Wirtschaft bis in die frühen Morgenstunden. Auch die Schatten von Finanzkrise und Terror trübten die Stimmung kaum. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gestand allerdings, nicht alle Probleme vor der Tür lassen zu können: «Insofern wird es kein wirklich entspannter Abend.» SPD-Generalsekretär Hubertus Heil meinte: «Es sind ernste Zeiten, aber die werden nicht besser, wenn wir alle nur noch verbiestert durch die Gegend laufen.» Bundespräsident Horst Köhler ermunterte sogar ausdrücklich dazu, gegen die Probleme der Welt anzufeiern.
«Mit Mühe auch tänzerisch»
Mit dem traditionellen Walzer eröffnete Köhler den Ball. Zum Kaiserwalzer, der erstmals von einem Symphonieorchester gespielt wurde, führte er Ursula Gößling, die Frau des Bundespressekonferenz-Vorsitzenden Werner Gößling, über das Parkett. Später am Abend mischte sich Köhler mit seiner Frau Eva Luise unter die ausgelassen tanzende Menge bei der New-York-Show von Pamela Falcon. Die Präsidentschaftskandidatin der SPD, Gesine Schwan, hielt sich der Tanzfläche fern. Vize-Kanzler Steinmeier outete sich als Tanzmuffel. Er habe viele Schützenfeste hinter sich gebracht - «mit Mühe auch tänzerisch». Dagegen warb Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) für Bewegung und Spaß - beides sei «gut für die Gesundheit». Für den Jubiläumsball hatten sich die Veranstalter das Motto «Metropoly» ausgedacht. «Berlin ist eben eine Metropole», sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) selbstbewusst. Die Ball-Farben waren diesmal Gold und Lila. Davon hatten sich viele Damen bei der Kleiderwahl anregen lassen. Joschka Fischers Frau Minu sorgte mit einem olivgoldenen Kleid mit pinken Pailletten für Glamour, während der Ex-Außenminister eher missmutig über den lila Teppich schritt. Vergeblich warteten die Fotografen auf die erkrankte Grünen-Chefin Claudia Roth, die mit ihren bunten Outfits als «Paradiesvogel» gilt. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast kam in lila Samtjacke mit Goldknöpfen.
Status Quo spielten für ihre Generation
Höhepunkt des Abends war der Auftritt der britischen Rockband Status Quo nach Mitternacht. Die fünf Rock-Veteranen heizten mit ihren größten Hits - «Rockin' All Over The World», «Whatever You Want», «Caroline» - den Ballgästen knapp eine Stunde lang in ohrenbetäubender Lautstärke ein. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gestand: «Es erinnert mich an meine Jugendzeit, aber ich war mehr Rolling-Stones-Fan.» SPD-Generalsekretär Heil meinte: «Manchmal ist es auch ganz schön rockig in der Politik.» (Von Angela Schiller, dpa)