„Barocke Hohlheit“

Der Kölner Kardinal Meisner bricht den Stab über die Union – und giftet gegen Bayern: „Seit ich ein bisschen die Szenerie in Bayern kenne, bin ich ernüchtert. Das barocke Gehäuse täuscht über manche Hohlheit hinweg.“ , raunte Meisner.
KÖLN Auf Joachim Kardinal Meisner ist Verlass. In schöner Regelmäßigkeit pestet der Kölner Oberhirte mit drastischen Worten gegen Schwule, Grüne oder die Ökumene. Jetzt macht der Katholiken-Rechtsaußen nicht einmal mehr vor der Christdemokratie Halt.
Die Union sei nicht mehr bevorzugte Partei katholischer Wähler, giftete der Kardinal in einem „Capital“-Interview: „Die Wahlentscheidung muss natürlich jeder mit seinem Gewissen vereinbaren. Allerdings muss ich leider sagen, dass die CDU sich bei christlich denkenden Menschen zunehmend selbst entwurzelt. Beim derzeitigen Zustand der Parteien gibt es keine, die uns besonders nahe steht.“
Auch in Bayern sei die Welt für die katholische Kirche keineswegs mehr in Ordnung. „Seit ich ein bisschen die Szenerie in Bayern kenne, bin ich ernüchtert“, raunte Meisner. „Das barocke Gehäuse täuscht über manche Hohlheit hinweg.“ Das gelte aber nicht nur für die CSU, sondern er habe sich den Katholizismus dort allgemein stärker vorgestellt.
CDU-Mann Wolfgang Bosbach reagierte pikiert auf die Attacken: „Solche pauschalen Äußerungen sind für diejenigen in der Union, die sich redlich und nicht erfolglos darum bemühen, christlichen Positionen Geltung zu verschaffen, nicht besonders hilfreich.“
Lob aus dem Munde Meisners gab’s für die SPD: Sein Verhältnis zu den roten Regierungschefs in Berlin und NRW sei „unverkrampft“ gewesen.