Wolkenkratzer für München? Diese Regeln gelten ab jetzt für Hochhäuser
München - Das höchste Haus Münchens misst 146 Meter und hat 38 Stockwerke: der O2-Tower in Moosach, eröffnet wurde er 2004. Der Bau gefiel vielen Münchnern nicht, als "Vierkantbolzen" verschrien sie ihn. Danach gelang es mit einem Bürgerbegehren sogar, Hochhäuser in München bis auf Weiteres ganz zu verhindern.
Zwar hat der Stadtrat nun beschlossen, dass es keine Höhenbegrenzungen für Gebäude geben soll – allerdings kann ein Hochhaus wie der O2-Tower heute trotzdem nicht mehr errichtet werden. Auch der berühmte 101 Meter hohe BMW-Vierzylinder, die ADAC-Zentrale oder das Hypohochhaus im Arabellapark sind nicht mehr möglich. Denn sie alle sind reine Bürohochhäuser. Und die sollen in Zukunft nicht mehr gebaut werden. Das haben Grüne und SPD gemeinsam festgelegt.
Hochhaus-Neubau in München vor allem an Gleisen denkbar
Weil München schon lange darüber streitet, wie hoch Gebäude in der Stadt sein sollten, hat das Planungsreferat eine Studie in Auftrag gegeben. Diese legt Kriterien und Bereiche fest, in denen Hochhäuser denkbar sind – zum Beispiel an Bahngleisen und Stadtautobahnen.
Der Stadtrat hat sich am Mittwoch dazu bekannt, dass bei Planungen die Studie beachtet werden soll. Doch ein Freibrief für Bauherren, dass sie dort auf jeden Fall Hochhäuser errichten dürfen, ist der Beschluss nicht. In jedem Einzelfall bestimmt weiterhin der Stadtrat. Gleichzeitig haben Grüne und SPD die Regeln verschärft.
Bedingung für neue Hochhäuser in München: bezahlbarer Wohnraum
Zum Beispiel soll die Stadt Hochhäuser nur dann genehmigen, wenn sich in ihnen dauerhaft bezahlbare Wohnungen befinden. Hochhäuser sollen also nicht nur Menschen in Anzug und Kostüm betreten – sondern auch normale Leute. Bauherren sollen nämlich geförderten und preisgedämpften Wohnungsbau nicht irgendwo in ihrem Neubaugebiet realisieren – sondern in dem Hochhaus selbst.
Außerdem sollen die Hochhäuser einen Mehrwert für das jeweilige Viertel haben. "Nur eine Rooftop-Bar anbieten reicht da nicht", sagte SPD-Stadträtin Simone Burger. Stattdessen sollen in solchen Türmen auch soziale und kulturelle Einrichtungen einziehen.

Die Bau-Expertin der Grünen Anna Hanusch forderte, dass Hochhäuser als "gestapelte Städte" fungieren sollen. Dass nur eine Firma in einen Turm einzieht, solle es nicht mehr geben. Schließlich verbrauche der Bau eines Hochhauses enorm viele Ressourcen. Da müssten Bauherren schon mit innovativen Ideen kommen, um diesen Einsatz zu rechtfertigen, findet Hanusch.
München: CSU und FDP für eine Entschärfung der Hochhaus-Regeln
CSU-Stadtrat Alexander Reissl geht davon aus, dass diese strengen Regeln dazu führen, dass am Ende gar keine Hochhäuser gebaut werden. Reissl glaubt, dass sich der Bau für Investoren dann nicht mehr rentiert. Ähnlich äußerte sich FDP-Chef Jörg Hoffmann.
Glücklich über die Aussicht, dass womöglich doch keine Hochhäuser entstehen, war Reissl allerdings nicht. Vielmehr wollte die CSU mit einem Änderungsantrag erreichen, dass auch in Zukunft Hochhäuser gebaut werden können, die keinen gesellschaftlichen Mehrwert haben und die bloß von einer Gruppe (etwa zum Arbeiten) genutzt werden.
Türme der Münchner Paketposthalle immer noch umstritten
Gleichzeitig sammelt der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper Unterschriften, um den Bau von zwei 155 Meter hohen Türmen an der Paketposthalle zu verhindern. Er geht davon aus, dass Hochhäuser die Bodenpreise anheizen, die Münchner Silhouette zerstören und letztlich nur Investoren Rendite bringen.
Ein Stimmrecht im Münchner Stadtrat hat Brannekämper allerdings nicht. Anders als Die Linke und die ÖDP, die beide Hochhäuser ablehnen. Doch deren Stimmen reichten nicht.