Wo ist das ganze Geld hin? "Münchner Wohnen" hat viel zu wenig saniert
München - In etwa 4200 städtischen Wohnungen müssen die Mieter noch mit Öl, Kohle oder elektrisch betriebenen Nachtspeicheröfen heizen. Insgesamt sind etwa sechs Prozent der rund 70.000 Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Münchner Wohnen nicht an das Fernwärmenetz und auch nicht an Gas angeschlossen. So teilt es die Münchner Wohnen auf eine Anfrage der AZ hin mit.
Für die Mieter kann das teuer werden, weiß Grünen-Stadtrat Christian Smolka. Grüne und SPD haben deshalb Ende 2023 hohe Ziele bei der energetischen Sanierung der städtischen Wohnungen beschlossen: Jedes Jahr sollten etwa vier Prozent der Wohnungen saniert werden.
Eine Anfrage der AZ bei der Münchner Wohnen zeigt nun: Hinter diesem Ziel bleibt die Wohnungsbaugesellschaft weit zurück. Statt vier Prozent wurden 2024 laut einer Sprecherin der Gesellschaft nur 0,7 Prozent des Bestands saniert. Auch dieses Jahr erfüllt die Münchner Wohnen die Vorgaben des Stadtrates nicht. Geplant seien rund 1,1 Prozent des Wohnungsbestands zu sanieren.
Stark gestiegene Baukosten verhindern offenbar zügige Sanierung
Als Gründe nennt die Münchner Wohnen die Engpässe in der Baubranche: "Fachkräftemangel, überlastete Handwerksbetriebe und lange Vorlaufzeiten führen zu Verzögerungen – selbst bei gut vorbereiteten Maßnahmen". Hinzu kommen laut der Münchner Wohnen stark gestiegene Baukosten, hohe Zinsen und begrenzte öffentliche Fördermittel.
Ein Großteil der Gebäude stamme aus den 1950er bis 1970er Jahren. Energetische Sanierungen in diesem Bestand seien technisch anspruchsvoll, häufig nur schrittweise realisierbar und bedürfen umfangreicher Voruntersuchungen und individueller Lösungen.
Die Münchner Wohnen hat außerdem den Anspruch, möglichst viel im bewohnten Zustand zu sanieren. Das ist freilich komplex. „Wenn ein vorübergehender Auszug erforderlich ist, bieten wir unseren Mieter*innen eine Ersatzwohnung mit Rückkehrrecht oder – auf Wunsch – ein dauerhaftes neues Zuhause an. Auch das erfordert Zeit, Planung und Einzelfallbetreuung“, schreibt die Münchner Wohnen.
Was ist mit den 200 Millionen Euro der Stadt genau passiert?
Und so kommt es, dass noch immer nicht einmal ganz die Hälfte der Wohnungen (47 Prozent) an Fernwärme angeschlossen ist. Weitere 47 Prozent werden mit Gas beheizt.
Grünen-Stadtrat Christian Smolka, der sich in seiner Fraktion viel mit Wohnungsbau beschäftigt, ist von den Zahlen überrascht. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie so schlecht sind“, sagt er zur AZ. Eine Sanierungsquote von 0,7 Prozent sei deutlich zu wenig. „Das ist schlecht. Da muss mehr geschafft werden.“ Denn ansonsten sei es aus seiner Sicht schwierig, die Nebenkosten für die Mieter überschaubar zu halten.
Nur am Geld liegt es jedenfalls nicht. Der Stadtrat hatte 2023 beschlossen, dass die Münchner Wohnen bis 2026 200 Millionen bekommen soll, um die Sanierungen anzugehen. Wie viel sie genau ausgab, verrät die Münchner Wohnen nicht. Nur so viel antwortet sie: "Die entsprechenden Investitionen bewegen sich sowohl 2024 als auch 2025 im zweistelligen Millionenbereich." Es dürfte also noch Geld übrig sein.
Unruhe nach der Fusion: Drei Geschäftsführer in zwei Jahren
Smolka vermutet, dass auch deswegen so wenig voranging, weil die ehemals zwei unabhängigen städtischen Wohnungsbaugesellschaften zu einer (nämlich der Münchner Wohnen) zusammengelegt wurden. Diese Fusion sei aufwendig gewesen. Und war wohl mit viel Ärger verbunden: Innerhalb von zwei Jahren verlor die Münchner Wohnen drei Geschäftsführer. Einer davon schmiss nach nur vier Wochen hin.
Momentan steht der ehemalige Chef der SPD-Stadtratsfraktion Christian Müller alleine an der Spitze des Wohnungsbauunternehmens.
So sollen Baukosten bei Münchner Wohnen sinken
In einem fraktionsübergreifenden Arbeitskreis haben SPD und Grüne ein Paket geschnürt, das Bauen vergünstigen soll, aber auch Klimaschutz weiter berücksichtigt. Die Münchner Wohnen hat dabei als städtische Gesellschaft eine Schlüsselrolle.
Eine Maßnahme betrifft Tiefgaragen. Sie kosten bis zu 50.000 Euro pro Stellplatz. Bei der Ausweisungspflicht will man künftig offenbar flexibler werden. Auch Schallschutz verursacht hohe Kosten. In Neubaugebieten sollen sie deutlich niedriger ausfallen, weil an den dortigen Straßen künftig Tempo 30 oder weniger für deutlich weniger Lärm sorgen soll.
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