Wiesn 2011: Das ist neu, das bleibt

Erneut traditionell, rauchfrei und doch raucherfreundlich, noch teurer und noch nachhaltiger - das wird die Wiesn 2011.
München – Damit die Gäste trotz des strikten Rauchverbots in der Gastronomie nicht ganz auf den blauen Dunst verzichten müssen, haben viele Wirte Balkone gebaut oder Freiflächen überdacht, damit die Gäste eine Zigarette rauchen können und danach einfacher wieder ins Festzelt kommen.
Wie im letzten Jahr bietet die nostalgische „Oide Wiesn“ auf zusätzlichen drei Hektar ein Traditions-Festzelt, historische Fahrgeschäfte und Volksmusik. Die Münchner hatten nach der 200-Jahr-Feier im vergangenen Jahr vehement mehr Brauchtum verlangt. „Das ist bei den Münchnern angekommen wie noch nie“, sagte Festleiterin Gabriele Weishäupl am Donnerstag. Die „Oide Wiesn“ wecke „Nostalgie, Gefühle, Emotionen“. „Da können wir uns drauf Freude.“
Auch Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid (SPD) sieht den Trend. „Ich beobachte seit einiger Zeit, dass sich die jungen Leute wieder mehr um Brauchtum kümmern.“ Noch herrscht in vielen Zelten abends Partystimmung Marke Ballermann. Er sei jedoch überzeugt, dass die „Oide Wiesn“ Veränderungen in Richtung mehr Tradition auf dem gesamten Oktoberfest bringen werde, sagt Schmid.
Zum Durchklicken und Einstimmen: Das war die Wiesn 2010
Die Maß Bier kostet heuer oft mehr als 9 Euro, womit erstmals die Neun-Euro-Grenze geknackt wird. Die Wiesn ist nämlich nicht nur Brauchtum, sondern auch ein großes Geschäft. Längst werden Tisch-Reservierungen zu teils astronomischen Summen im Internet gehandelt, Ticketagenturen bieten einen Platz in einem der Promi-Zelte am ersten Wiesn-Abend für 600 bis 700 Euro an. In den gemeinen Bierburgen geht es billiger für rund 400 Euro inklusive zwei Maß Bier. Die Wirte kritisieren die Zweitverkäufe seit langem und werben für eine direkte Reservierung bei ihnen per Verzehrgutschein für knapp 30 bis 80 Euro je nach Zelt.
Wurden in den Vorjahren Bändchen zum Kennzeichnen des eigenen Maßkrugs propagiert, gibt es heuer als Neuheit Maßkrugdeckel mit eigenem Namen oder Logo. Der Deckel halte die Maß auch frisch, heißt es. Schließlich hatte der Kabarettist Gerhard Polt im Vorjahr in seiner grantig gehaltenen Maßkrugrede die Abenteuer eines Zechers nachgezeichnet, in dessen Maßkrug der Auswurf eines anderen gelandet war.
Künftig soll die Wiesn zudem noch nachhaltiger werden. Am kommenden Donnerstag will der Stadtrat über Empfehlungen des Umweltausschusses zu stromsparender Beleuchtung und mehr regionalen Produkten entscheiden. Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid (SPD) stellte aber klar: „Niemand wird gezwungen, auf seinem Zelt ein Solardach zu machen.“
Obwohl das Fest am 3. Oktober endet, könnten Wiesn-Fans in Zukunft das ganze Jahr über bayerische Gemütlichkeit erleben. Im Münchner Norden bei Freising gibt es Pläne für einen Vergnüngungspark. Dieser „Bavaria-Park“ soll laut Medien – fast wie eine Art Dauerwiesn – unter anderem bayerische Spezialitäten und Fahrgeschäfte bieten. „Sollte da wirklich ein Freizeitpark entstehen, dann hat das mit der Wiesn überhaupt nicht zu tun“, stellt Wiesn-Stadtrat Schmid klar. „Das Besondere an der Wiesn ist doch, dass sie für zwei Wochen aufgebaut wird.“ Gäbe es sie immer, würde es langweilig.