Wegen Klage von Rentierzüchtern: Keine SWM-Windräder in Norwegen

Weil Rentierzüchter geklagt haben, muss ein Windpark in Norwegen wohl abgebaut werden. Auch die Stadtwerke München haben dort Anlagen gekauft.
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Wo diese Windräder in Roan stehen, zogen früher die indigenen Sami mit ihren Rentieren umher.
Wo diese Windräder in Roan stehen, zogen früher die indigenen Sami mit ihren Rentieren umher. © Statkraft

München - Schon seit Tausenden Jahren bewohnen die Sami den Norden Europas. Früher zogen sie als Nomaden mit ihren Rentierherden durch die eisigen Regionen. Inzwischen sind die meisten zwar sesshaft, doch bis heute leben Sami von der Rentierzucht - vor allem in Norwegen, wo viel Wind weht.

So viel, dass Investoren unter anderem aus der Schweiz, aber auch aus Deutschland dort Europas größten Landwindpark aufbauten. Auch die Stadtwerke München glaubten daran, mitten in Norwegen die Energiewende vorantreiben zu können. Sie kauften deshalb noch in diesem Jahr etwa 20 Anlagen in Roan.

Rentierzüchter kämpfen gegen Windräder in Norwegen

Die Rentierzüchter kämpfen schon seit vielen Jahren gegen die Windräder, weil sie ihre Lebensgrundlage bedroht sehen. Nun kam auch der Oberste Gerichtshof in Norwegen zu dem Schluss: Die Windparks in Storheia und Roan hätten nicht gebaut werden dürfen. Denn durch die Anlagen sei die Uno-Schutzkonvention für indigene Völker verletzt worden.

Denn ein Gericht kommt nun zu dem Schluss: Die Anlagen sind illegal.
Denn ein Gericht kommt nun zu dem Schluss: Die Anlagen sind illegal. © Statkraft

Die Anwälte der Rentierzüchter verlangten nach der Gerichtsentscheidung den Abriss der 151 Windräder, die sich zum Teil auf den Weideflächen für die Rentiere befinden - so berichteten es mehrere Medien diese Woche.

Was bedeutet das Urteil für die Münchner Stadtwerke?

Was bedeutet dieses Urteil für Stadtwerke? Das fragte sich nun Manuel Pretzl, Chef der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat. Er fordert deshalb in einer Anfrage an das Rathaus eine intensive Aufarbeitung. Pretzl will wissen, ob sich der Abbau der Anlagen tatsächlich nicht mehr verhindern lässt.

Denn der CSU-Fraktionschef fürchtet, dass ansonsten auf die Stadtwerke Kosten in einem hohen Millionenbereich zukommen könnten. "Ausgerechnet in Zeiten, die für die Stadtwerke ohnehin herausfordernd sind", meint Pretzl. Schließlich seien wegen Corona die Einnahmen im ÖPNV massiv zurückgegangen.

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Welche Folgen das Urteil genau hat, können die Stadtwerke noch nicht beantworten. Der genaue Inhalt des Urteils sowie die Konsequenzen hieraus werden derzeit geprüft, antwortet die Pressestelle auf eine Anfrage der AZ.

Außerdem weisen die Stadtwerke daraufhin, dass sie erst dieses Jahr in den Windpark eingestiegen sind. In Betrieb ging er allerdings bereits 2019. Die Stadtwerke gehen deshalb davon aus, dass die "wirtschaftlichen Konsequenzen des Urteils von der genehmigenden Behörde oder den Unternehmen zu tragen sind, die den Windpark errichtet haben". Wie viel Geld die Stadtwerke für die Windräder ausgaben, wollen sie nicht verraten.

Es gab Bedenken in München wegen Windkraftanlage in Norwegen

Zumindest die CSU will den Stadtwerken keine Vorwürfe machen. Allerdings gibt es schon lange Bedenken, ob die unberührte Natur Norwegens, die die Lebensgrundlage für Rentierzüchter bildet, tatsächlich der richtige Ort für einen Windpark ist. Bereits vor fast drei Jahren wollten die Grünen von den Stadtwerken genauer wissen, wie diese sich mit den Sami geeinigt haben.

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Damals ging es zwar um andere Anlagen, doch schon da verwiesen die Stadtwerke auf die norwegischen Behörden: Ihrer Einschätzung nach seien die Auswirkungen der Windkraftanlage für die Rentierhaltung moderat. Mit den Sami habe es mehrere Treffen gegeben und es seien "Einigungen" unterzeichnet worden, antworteten die Stadtwerke Anfang 2019 auf die Anfrage der Grünen.

"Damals wurde es uns immer so dargestellt, dass Lösungen gefunden wurden, die für beide Seiten passen", sagt Grünen-Stadtrat Dominik Krause. Doch offensichtlich gelang dies nicht überall.

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  • Guidomuc am 15.10.2021 12:29 Uhr / Bewertung:

    Ach, dann ist offenbar doch genug Geld da. Nur woanders halt... Kann man sich nicht ausdenken den Schmarrn. Bin gespannt was die Entsorgung uns dann noch kostet und wie das überhaupt vonstatten geht. Bitte dranbleiben liebe AZ. Danke.

  • FFF-Nein Danke am 15.10.2021 19:06 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Guidomuc

    Das Fundament, ca. 3400 Tonnen Stahlbeton, wird im Boden bleiben, für immer. Der Mast ist aus Stahl, genau wie die "Gondel", die Generatoren usw.. all das kann man wiederverwerten. Problem sind die Flügel, das Kunststoffverbund, und die sind das Problem....

  • Voorentief am 15.10.2021 11:16 Uhr / Bewertung:

    Und wenn die Sonne verdunkelt ist und so gar kein Lüftchen weht, dann zünden wir Kerzen und Fackeln an und bereiten unser Mittagessen auf dem Grill zu.

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