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Was ist, wenn Galeria Kaufhof in München verschwindet? Das wünschen sich Menschen in Neuhausen

Die Menschen im Viertel wollen, dass das große Warenhaus am Rotkreuzplatz bestehen bleibt. Es gibt aber auch viel Kritik, was sich ändern müsste – vor allem vor dem Kaufhaus. Das ergab eine Umfrage in München.
Nina Job
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Der Galeria in Neuhausen ist beliebt im Viertel. Aber der Rotkreuzplatz ist kein Ort, an dem man sich gern mal hinsetzt, finden viele Anwohner.
Der Galeria in Neuhausen ist beliebt im Viertel. Aber der Rotkreuzplatz ist kein Ort, an dem man sich gern mal hinsetzt, finden viele Anwohner. © Daniel von Loeper

München - Nach der Insolvenz von René Benkos Signa Holding und mehreren Tochterfirmen ist unklar, wie oder ob es 2024 mit den Galeria-Karstadt-Kaufhof-Häusern weitergeht. Die letzte große deutsche Warenhauskette steht offenbar vor dem Verkauf. Offiziell bestätigt ist das aber bislang nicht. Auf eine AZ-Anfrage reagierte Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) nicht.

Einige Branchenkenner, darunter der Handelsexperte Gerrit Heinemann aus NRW und die Finanzexpertin Anja Kohl ("Wirtschaft vor acht", ARD 19.55 Uhr), sehen ziemlich schwarz für die Zukunft von Galeria. Wieder bangen die krisengebeutelten Galeria-Mitarbeiter (knapp 13.000 in Deutschland) um ihre Jobs. Und das, nachdem sie in den vergangenen Jahren auf erhebliche Teile ihres Gehalts verzichten mussten. In Bayern sind rund 5000 Mitarbeiter betroffen.

Signa Holding von René Benko ist insolvent: Was wird aus den Galeria-Kaufhäusern in München?

In München, wo es 2020 mit Karstadt Sports noch insgesamt neun GKK-Kaufhäuser gab, sind es derzeit noch vier: am Marienplatz, im OEZ, an der Münchner Freiheit und eben am Rotkreuzplatz in Neuhausen. Bei Letzterem war schon vor den Insolvenzen im bröckelnden Signa-Reich des österreichischen Milliardärs René Benko klar, dass die Signa das Gebäude verkaufen will. Aber was wünschen sich eigentlich die Kunden? Sind im Zeitalter des Online-Shoppings stationäre Warenhäuser außer vor Weihnachten noch gefragt?

Wenn es nach den Neuhausern und Nymphenburgern geht, scheint die Sache klar. Sie wünschen sich, dass der Galeria Kaufhof am Rotkreuzplatz bleibt. Das hat jedenfalls eine Online-Befragung der Agentur Scrivo und der Bürgerinitiative "Neuhausen Neudenken" ergeben. Bislang haben rund 140 Menschen daran teilgenommen.

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Galeria-Warenhaus im Rotkreuzplatz: Beliebter Treffpunkt in Neuhausen

Der Rotkreuzplatz ist für die Neuhauser und viele Nymphenburger Treffpunkt, Einkaufszentrum und Kern des Viertels. Doch schöner werden sollte der Platz. Die Befragten wünschen sich: mehr Leben, mehr Grün und weniger Verkehr. Das Ergebnis im Einzelnen: Laut bisheriger Auswertung der Befragung nimmt der Rotkreuzplatz eine zentrale Rolle ein. 95 Prozent von 140 Befragten besuchen ihn mindestens wöchentlich. Und drei Viertel hoffen, dass der Handelsriese bleibt. Nur knapp 13 Prozent sprechen sich dagegen aus.

Kai Oppel, Inhaber der Agentur Scrivo und Mitinitiator der Bürgerinitiative: "Der Galeria Kaufhof ist für Neuhausen das, was das OEZ, PEP oder andere Einkaufszentren für die Menschen in ihren Vierteln sind. Der Händler erfüllt die Funktion eines One-Stop-Shops für Neuhausen-Nymphenburg." Als die Umfrage im Herbst gestartet wurde, hieß es noch, dass der Standort sicher sei. "Die aktuellen Entwicklungen stellen das in Frage. Wie die Umfrageergebnisse aber zeigen, ist der Galeria Kaufhof für die Mehrheit aus Neuhausen nicht wegzudenken", sagt Oppel.

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Für den Fall, dass das Kaufhaus eine Handelsimmobilie bleibt, wünschen sich zwei Drittel (66,4 Prozent) weiterhin ein gemischtes Angebot, knapp die Hälfte, dass es dort weiterhin Mode zu kaufen gibt und rund vier von zehn wollen einen Supermarkt sowie Restaurants und Cafés.

Das Angebot dürfte durchaus noch vielfältiger sein. Mehr als ein Drittel (36, 4 Prozent) hätten gern ein Elektronikgeschäft, 35 Prozent ein Sportgeschäft und 32,1 Spielwaren. Oppel: "Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Mixed-Use-Konzepte in den Stadtvierteln trotz Online-Handel gefragt bleiben." Die größten Vorteile des Rotkreuzplatzes sind laut Teilnehmerbefragung die Lage, die Einkaufsmöglichkeiten, aber auch die Verkehrsanbindung und der Wochenmarkt.

Umfrage: Nur einer von zehn ist mit dem Rotkreuzplatz zufrieden

Aber schöner könnte es sein, zum Ausruhen lädt der Rotkreuzplatz nicht gerade ein – nur einer von zehn ist mit der jetzigen Situation zufrieden. Auch das gastronomische Angebot finden die Befragten ausbaufähig: Nur 10,7 Prozent sind vom Derzeitigen überzeugt. Die große Mehrheit wünscht sich, dass sich der Rotkreuzplatz wandelt: Mehr als acht von zehn (82,7 Prozent) sehen hier einen Treffpunkt für Anwohner und Besucher, sechs von zehn möchten einen Veranstaltungsort für kulturelle Ereignisse (62,9 Prozent) sowie eine Shopping-Destination (61,4 Prozent). Über die Hälfte wünscht sich einen Entspannungsort mit Grünflächen. Und längere Öffnungszeiten fänden viele ebenfalls eine Verbesserung.

Dass man sich am Rotkreuzplatz gern niederlässt, davon ist er derzeit ziemlich weit entfernt: Zwar fühlen sich fast 85 Prozent der Teilnehmer mit dem Platz verbunden. Aber weniger als die Hälfte (45,7 Prozent) ist mit ihm zufrieden. 27,1 Prozent kreuzten sogar explizit an, dass sie unzufrieden sind. Dabei kommen 45 Prozent täglich hier vorbei, die Hälfte immerhin jede Woche.

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Kritik am Rotkreuzplatz in München: Zu wenig Grün, zu wenige Sitzgelegenheiten

Ein großer Kritikpunkt sind Freiflächen zum Ausruhen – davon gibt es zu wenige, finden die Teilnehmer. "Ungenügend", urteilen 47,1 Prozent der Befragten. Drei von zehn sehen im Verkehr und dem fehlenden Grün ein Problem. Daher wünschen sich 66 von 140 Befragten eine weitere Verbesserung der Infrastruktur. An erster Stelle steht die Verbesserung von Grünflächen, danach folgen bessere Fußgängerwege und mehr Fahrradabstellplätze. "Auch in Gesprächen vor Ort haben wir festgestellt, dass wenige Begrünungsmaßnahmen und die Verkehrsberuhigung sowie bequeme Sitzmöglichkeiten für eine höhere Frequentierung des Rotkreuzplatzes sorgen können", sagt Oppel.

Einig ist sich die überwiegende Mehrheit der Befragten, dass sie gern mitreden würden, wenn es um die Zukunft des Rotkreuzplatzes und des Kaufhauses geht. Das ist 94,3 Prozent wichtig bis sehr wichtig. Jene, die das Kaufhaus nicht nur als Einzelhandelszentrum genutzt sehen möchten, wünschen sich vor allem Kultur- und Bildungseinrichtungen und die Möglichkeit zusammen kommen zu können ohne Konsumzwang. Als Extrawunsch gaben einige außerdem an: Ein Dachgarten auf dem Warenhaus wäre fein.


Die Online-Umfrage der Bürgerinitiative "Neuhausen Neudenken" geht weiter. Hier können Sie teilnehmen: https//neuhausen-neudenken.org

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12 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Radl Rainer am 12.12.2023 11:46 Uhr / Bewertung:

    Zu viel Autoverkehr. Die ganze Nymphenburgerstraße ist unerträglich. Hier sollten nur noch Anwohnende fahren dürfen. Es gibt perfekten ÖPNV (U-Bahn, Tram, Bus) und Fahrräder.

  • Kangaroo am 12.12.2023 16:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Radl Rainer

    Gehts noch blödsinniger Radl-Kasperl?

  • (Symbolbild) am 12.12.2023 16:57 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Radl Rainer

    Wenn Autogegner selbst nur Rad und öffentlich fahren, ist das ok.
    Wenn jemand aber überall mit dem Auto hinkommen möchte, sich aber am Verkehr der anderen stört, ist das verlogen.
    Soll also jeder für sich selbst beantworten, ob er ok oder verlogen ist.

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