Großer Umbau bei Galeria Karstadt Kaufhof in München: Neue Kaufhaus-Pläne treffen Kunden ganz besonders
München - Die Welt des Signa-Konzerns mit Europas zweitgrößter Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und seinem Immobilien-Imperium ist erschüttert. Regie führt der Insolvenz- und Sanierungsprofi Arndt Geiwitz, Selfmade-Milliardär René Benko wurde abgesägt. Wie geht es nun weiter mit den vier Kaufhäusern in München und den 89 anderen in Deutschland? "Mal schauen, wie jetzt das Weihnachtsgeschäft läuft. Aber klar ist, dass Galeria Karstadt Kaufhof einen externen Investor braucht", heißt es von einem Insider aus München. "Das Geld wird relativ schnell fließen müssen."
buero.de spricht von dreistelligem Millionengeschäft in den Warenhäusern
Einer, der sich für die Warenhäuser interessiert, oder zumindest an einzelnen Verkaufsflächen in vielen Häusern, ist der Büroausstatter buero.de aus Detmold in NRW. Dies wurde der AZ aus Verhandlungskreisen am Dienstag bestätigt. Zuerst hatte die "Bild" darüber berichtet.
Offenbar laufen Gespräche mit der Signa, die Galeria Karstadt Kaufhof 2019 übernommen hat. Bei buero.de scheinen die Planungen sehr konkret zu sein. Demnach will Chef Markus Schön (49) insgesamt etwa 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche in 90 Galeria-Häusern übernehmen und dort Büromaterial und Schulbedarf verkaufen. Von einem dreistelligen Millionengeschäft ist die Rede.
"Klar ist, dass Galeria einen Investor braucht"
Markus Schön ist ein umtriebiger Geschäftsmann. Der Ost-Westfale hat Wirtschaft studiert, arbeitete früher in leitenden Positionen bei der Commerzbank und der Sparkasse. Nach dem Tod seines Vaters im Frühjahr 2021 übernahm er den Online-Büroartikel-Handel. Seine Familie kaufte zudem die älteste Vermögensverwaltung Deutschlands in Pullach, deren Chef Schön ist.

Schön will "den besten Fußballer aller Zeiten" nach München holen
Der 49-Jährige sorgte dieses Jahr mit einer verrückten Idee für Aufsehen: Er wollte den FC Bayern mit zig Millionen sponsern: Schön wollte den portugiesischen Stürmer-Star Cristiano Ronaldo nach München holen - und den Transfer und Teile des Gehalts zahlen (AZ berichtete). Für Schön ist Ronaldo, das schrieb er im April in einem Brief an Oliver Kahn (der damals noch FCB-Vorstandsvorsitzender war), "der beste Fußballer aller Zeiten".
Die Millionen, die Schön in Ronaldo und damit verbundene PR investieren wollte, konnte er behalten: Der FC Bayern reagierte erst nach der Kahn-Entlassung auf das Angebot. Zu spät für Schöns Pläne.
Galeria-Management und der buero.de-Chef arbeiten vertrauensvoll zusammen
Auch ein früheres Angebot, Galeria-Warenhäuser zu übernehmen, kam nicht zustande. Vor einem Jahr brachte sich Schön schon mal als Kaufinteressent ins Spiel: Er wollte 47 Galeria-Kaufhäuser komplett übernehmen. "Das Warenhaus ist nicht tot", verkündete er damals in Interviews. Ein vielfältiges Warenangebot wollte er beibehalten. Das Angebot zog er dann aber wieder zurück, die Rahmenbedingungen seien nicht akzeptabel gewesen.
Dieses Mal heißt es aus Verhandlungskreisen, das jetzige Galeria-Management und der buero.de-Chef würden sich sehr gut verstehen, die Zusammenarbeit sei vertrauensvoll - anders als vor einem Jahr, als zudem noch nicht klar war, welche Häuser schließen müssen.
Nachdem sich Schöns Angebot in Luft aufgelöst hatte, unterstellten ihm manche, die Aktion sei eine reine Marketingkampagne in eigener Sache gewesen und habe "nicht viel Substanz" gehabt. Galeria teilte sowohl der AZ als auch den eigenen Mitarbeitern mit, dass es "falsch" und "irreführend" sei, wenn der Eindruck erweckt werde, Galeria stünde kurz vor der "Übernahme" durch einen Investor" aus dem Bereich Schreibwaren/Büroartikel.
Im Kopf hat der Online-Händler nun aber offenbar wieder sehr konkrete Pläne. Demnach würde Schön gern am 1. Februar 2024 in 20 Galeria-Häusern starten. Am 1. August 2024 sollen nach seinen Vorstellungen weitere 20 Häuser folgen, im Februar 2025 dann der Rest.
Viele Mitarbeiter verlassen Galeria von sich aus
Derzeit sind in Deutschland noch 93 Galeria-Häuser geöffnet. In München sind es vier: am Marienplatz, im OEZ, an der Leopoldstraße und am Rotkreuzplatz. Insgesamt sind in München derzeit noch etwa 800 Menschen bei Galeria beschäftigt. Vor knapp zehn Jahren waren es nach Aussage eines Arbeitnehmervertreters noch rund 2.000. Und weiterer Schwund droht: "In vielen Häusern ist die Fluktuation sehr hoch. Die Flucht aus dem Unternehmen ist groß", sagt ein Insider. Ungewisse Zukunft, schlechte Bezahlung, anderswo werden händeringend Verkäufer gesucht. Die Galeria-Mitarbeiter bekommen fast zehn Prozent unter Tarif. Nach einem neuen Tarifabschluss im Einzelhandel wird die Spanne noch höher sein.
Eine ganze Etage wird bereits leergeräumt: buero.de könnte einziehen
Unabhängig davon, ob sich die Signa und der Bürobedarf-Händler einig werden sollten – ein größerer Umbau in einer Münchner Filiale steht schon bald bevor: Im Galeria am Rotkreuzplatz wird ab Januar das Untergeschoss in großen Teilen leergeräumt. Die frei gewordene Fläche soll künftig an einen externen Betreiber vermietet werden und zusätzliche Einnahmen bringen, wie die AZ erfuhr.
Dafür zieht die Haushaltswarenwelt in den zweiten Stock. Im Januar, nach dem Weihnachtsgeschäft, wird gestartet. Ziel sei, das Warenhaus nach vorne zu bringen, heißt es aus dem Haus. "So ist es im Insolvenzplan festgelegt." Als Mieter käme eine asiatische Supermarktkette in Frage. Theoretisch könnte die Fläche aber auch Schön übernehmen - vorausgesetzt, seine Pläne werden dieses Mal Realität.
Schön bekommt Gegenwind: "Wir warten jetzt erst mal ab, was aus dem allen wird"
Wild entschlossen, seine Büroartikel auch in Geschäften zu verkaufen, ist er wohl. Markus Schön war auch schon am früheren Kaut-Bullinger-Haus in der Rosenstraße interessiert. Das teilte er der AZ Anfang August mit. Die Immobilie hatte Signa - damals noch mit dem inzwischen abgesägten René Benko an der Spitze - dieses Jahr für 100 Millionen Euro zum Verkauf angeboten. Wie zum selben Preis auch die Galeria-Immobilie am Rotkreuzplatz.
Schön stellte sich vor, im früheren Kaut-Bullinger-Haus einen Flagship-Store zu eröffnen. Zu seinen Plänen und dem Stand der Verhandlungen will er sich derzeit nicht äußern. "Wir warten jetzt erst mal ab, was aus dem allen wird", heißt es aus Arbeitnehmervertreterkreisen zu den hochfliegenden Plänen.