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Benko ist raus, jetzt setzt das Signa-Beben ein: Plötzlicher Baustopp mitten in München

Signa hat die Bauarbeiten in der Fußgängerzone eingestellt. OB Reiter lässt Planungsstopp für alle Signa-Projekte verhängen.
Nina Job
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Die Alte Akademie soll in neuem Glanz erstrahlen, doch es gibt Bauverzögerungen.
Die Alte Akademie soll in neuem Glanz erstrahlen, doch es gibt Bauverzögerungen. © Daniel von Loeper

München - Nun ist eingetreten, was schon seit Längerem befürchtet worden ist. Nachdem in anderen Städten bereits teils seit Wochen die Arbeiten an großen Bauprojekten der ins Trudeln geratenen Signa-Gruppe stillstehen, ist die Welle nun auch nach München geschwappt.

Die Bauarbeiten an einem der größten Prestigeobjekte in der Stadt sind eingestellt worden: An der Alten Akademie in der Fußgängerzone stehen die Maschinen still, kein Hämmern, kein Klopfen und Bohren ist mehr zu hören. Nur vereinzelt brennt ein Licht in den Baucontainern.

Baustopp an der Alten Akademie: Alle Signa-Projekte auf dem Prüfstand

Nach Informationen der "Immobilienzeitung" werden nur noch sogenannte Sicherungsarbeiten durchgeführt.

Nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass die Arbeiten eingestellt worden sind und die Baustelle erst mal stillgelegt wird, hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sofort reagiert. Er teilte auf AZ-Anfrage mit: "Ich habe das Planungsreferat gebeten, sofort alle Anträge der Signa Gruppe auf Eis zu legen beziehungsweise keine Fakten zu schaffen in dem zum Beispiel Abbruchgenehmigungen oder neue Bauanträge etc. erteilt werden."

Der Oberbürgermeister will sich nun schnellstmöglich mit dem Planungsreferat zusammensetzen und die Planungen der anderen Signa-Projekte besprechen.

Zu den anderen Signa-Projekten gehören das Areal an der Schützenstraße mit dem alten Galeria Karstadt Kaufhof, der abgerissen werden soll. An seiner Stelle sollte ein großer Chippferfield-Neubau entstehen mit Büros und Geschäften.

Signa-Beben in München: Diese Immobilien gehören zum Imperium

Zum bisherigen Signa-Imperium in München gehören außerdem das sogenannte Hermann-Tietz-Haus (ehemals Hertie) am Hauptbahnhof, die Galeria-Immobilie am Rotkreuzplatz, das frühere Kaut-Bullinger-Stammhaus in der Rosenstraße, wo ebenfalls ein neues Geschäftsgebäude entstehen sollte, und die Alte Börse am Karolinenplatz.

Auch am Oberpollinger ist oder war Benkos Signa beteiligt. In den vergangenen Monaten versuchte der Konzern viele Objekte zu verkaufen.

Die Alte Akademie und das Grundstück gehören dem Freistaat Bayern. 2013 hat es die Signa-Gruppe des Milliardärs René Benko in Erbpacht gekauft. Reiter fordert den Freistaat nun auf, "alles zu tun, damit hier im Herzen der Stadt eine schnelle Lösung erreicht werden kann".

OB Dieter Reiter zur AZ: Freistaat muss klären

Der Freistaat müsse dafür sorgen, "dass schnellstmöglich geklärt wird, wie es mit dem Erbbaurecht weitergehen soll", teilte er der AZ mit.

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Der OB reagierte mit deutlichen Worten auf die Einstellung der Bauarbeiten an der Alten Akademie – und er äußert sich sehr kritisch zum Geschäftsgebaren des Tirolers, der außer Filetgrundstücken in vielen Städten auch die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäuser übernommen hatte, seitdem legte der Galeria-Konzern zwei Insolvenzen hin.

Reiter: "Ganz grundsätzlich ist es natürlich äußerst bitter, wenn ein Investor gleich mehrere Immobilien an stadtbildprägenden Stellen in München besitzt und diese Firma dann erheblich unter Druck gerät. Ich denke an die vielen Mitarbeitenden in München und deutschlandweit, die in den Warenhäusern jetzt erneut um ihren Arbeitsplatz bangen", teilte er der AZ mit.

Oberbürgermeister Reiter: Das wäre das "Worstcase-Szenario"

Reiter: "Wir haben es leider in München erleben müssen, dass der Profit für Herrn Benko ganz klar vor der Verantwortung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht. Leider fügt dieses Verhalten der ganzen Branche großen Schaden zu, denn es gibt sie auch, die verantwortungsvollen Vermieter und Investoren. Was ich auf keinen Fall sehen möchte, ist, dass die Immobilien der Signa, die in exponierten Lagen in unserer Stadt situiert sind, womöglich auf unbestimmte Zeit leer stehen und verwahrlosen. Das wäre sozusagen das Worstcase-Szenario."

Für die Mitarbeiter und die Immobilien der Signa-Gruppe in München hofft Reiter, dass schnell Klarheit herrscht, wie es nun weitergeht. Und dass, falls die Immobilien verkauft werden, sich "vernünftige Investoren finden, die das Thema nachhaltige und verantwortungsvolle Stadtentwicklung als ihre Hauptaufgabe sehen und mindestens so wichtig erachten, wie den schnellen Gewinn".

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21 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Gräfin am 24.11.2023 15:01 Uhr / Bewertung:

    Die Frage ist jetzt, ob die Stadt eine Möglichkeit hat H. Benko zur Verantwortung zu ziehen- wäre nachvollziehbar
    auf jeden Fall schlimme Lage für alle Mitarbeiter .... und auch für die Stadt München !

  • Der wahre tscharlie am 23.11.2023 16:49 Uhr / Bewertung:

    Am spannendsten wird es mit der Alten Akademie werden, wg des Erbpachtvertrages in Verbindung mit dem Freistaat. Dazu kommt noch, dass das Gebäude eigentlich schon vermietet ist.

  • Wolff am 23.11.2023 11:27 Uhr / Bewertung:

    Die Politik sollte endlich begreifen, dass Investoren einzig und allein an ihrer Rendite und ihrem eigenen Vermögen interessiert sind. Wer irgendwelche weitergehenden Erwartungen hat (z.B. hinsichtlich Gemeinwohl oder Ehrbarkeit etc.), ist schief gewickelt. Wer sowas möchte, muss diese "Investoren" selbst härter an die Kandarre nehmen, entsprechende Auflagen machen, Finanzierungen strenger prüfen usw. Aber dafür müsste man halt was vom realen Leben verstehen und nicht in seiner heilen kleinen Traumwelt leben.

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