Verein kämpft gegen ein vermülltes München – und wird dafür ausgezeichnet

Der Verein Rehab Republic aus München macht Müllsammeln zu einem coolen Event – und bekommt dafür den "Zukunftsheld:innen"-Preis der Stadtsparkasse.
Laura Meschedde |
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Das Isarufer ist nach lauen Sommerabenden immer wieder stark vermüllt. (Archivbild)
Das Isarufer ist nach lauen Sommerabenden immer wieder stark vermüllt. (Archivbild) © imago/imagebroker

München - Letztes Jahr hatten sie eine Challenge, sagt Markus Mitterer, die hatte mit dem "Littering-Bereich" zu tun, also mit Müll im öffentlichen Raum: Hunderttausend Zigarettenstummel wollten sie aufsammeln. In zwei Stunden, nur in den Straßen rund um den Gärtnerplatz, dazu gab's Musik, und auch wenn das Ziel am Ende weit verfehlt wurde, haben sie doch eine beachtliche Menge Zigarettenstummel zusammengebracht: 45.000 nämlich.

Für Markus Mitterer – Dreitagebart, knallgelbe Sonnenbrille – ein klarer Erfolg: "Letzten Endes geht es uns ja nicht darum, dass wir denken, wenn wir mal zwei Stunden Müll aufsammeln, dann ist München danach sauber", sagt er. "Wir wollen vor allem Bewusstsein schaffen."

Markus Mitterer hat mit Freunden den Nachhaltigkeitsverein Rehab Republic gegründet. Seine "Münchner Müllmeisterschaft", bei der Stadtviertel gegeneinander antreten, ist jetzt ausgezeichnet worden.
Markus Mitterer hat mit Freunden den Nachhaltigkeitsverein Rehab Republic gegründet. Seine "Münchner Müllmeisterschaft", bei der Stadtviertel gegeneinander antreten, ist jetzt ausgezeichnet worden. © Daniel von Loeper

Verein aus München: Rehab Republic will Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen

Wir – das ist der Verein Rehab Republic. 2012 hat Mitterer ihn zusammen mit ein paar Freunden gegründet. Heute hat er 200 ehrenamtliche und zehn festangestellte Mitarbeiter, die sich selbst als "Wupper" und "Wupperinnen" bezeichnen.

Das Motto von Rehab Republic lautet "Nachhaltigkeit – mit YEAH statt BUH", das klingt irgendwie positiv und irgendwie hip und passt damit zu dem Verein, der aufgelesene Zigarettenstummel in Surfbretter presst, Münchens Mülleimer cooler gestalten will und Karten von Cafés und Supermärkten online stellt, in denen man mit seinem eigenen Mehrweg-Geschirr einkaufen kann.

Müllmeisterschaft in München: Rehab Republic macht aus dem Müll sammeln ein Event

Müll vermeiden, Mehrweg verbreiten, Müll sammeln: Alles unbestreitbar sinnvolle Tätigkeiten, die aber aus irgendeinem Grund trotzdem oft als bräsig und gschaftlhuberisch wahrgenommen werden. Rehab Republic nimmt diese Tätigkeiten und macht aus ihnen hippe Events.

Events wie die Münchner Müllmeisterschaft. Die soll am kommenden Samstag (16. September) stattfinden und ist am Montag mit dem "Münchner Zukunftsheld:innen"-Preis der Stadtsparkasse ausgezeichnet worden.

Stadtsparkassen-Chef Ralf Fleischer (Mitte) ehrte am Montag "MünchensZukunftsheld:innen": (v.l.) Christoph Oberländer, Sophie Walz, Markus Mitterer, Sabine Kaiser, Thomas Schimmel und Raphaela Balatoni.
Stadtsparkassen-Chef Ralf Fleischer (Mitte) ehrte am Montag "MünchensZukunftsheld:innen": (v.l.) Christoph Oberländer, Sophie Walz, Markus Mitterer, Sabine Kaiser, Thomas Schimmel und Raphaela Balatoni. © Sigi Müller

Bei der Müllmeisterschaft treten Teams aus verschiedenen Stadtvierteln im Müllsammeln gegeneinander an. Bislang haben Teams aus 13 Vierteln sich angemeldet, die anlässlich des "World Cleanup Days" in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten: Punkte gibt es unter anderem für das größte Müllsammler-Team, den kuriosesten Fund, das schwerste Einzelstück und die meisten gesammelten Zigarettenkippen.

"Nachhaltigkeit mehr als nur Ökologie", sagt Rehab-Republic-Gründer Markus Mitterer

Dem Siegerteam winkt ein Pokal – und ein Kreislaufschrank, der drei Monate lang im Siegerviertel aufgestellt werden wird. Kreislaufschränke sind gewissermaßen öffentliche Tauschbörsen: Schränke, in die man Bücher, Klamotten oder andere Dinge hineinlegen kann, die man nicht mehr braucht und aus denen man kostenlos herausnehmen kann, was man haben möchte. Zur Einweihung des neues Kreislaufschranks bekommt das Müllmeisterschafts-Gewinnerteam zusätzlich eine Einweihungsparty mit Musik und Freigetränken.

"Meiner Meinung nach ist Nachhaltigkeit mehr als nur Ökologie", sagt Mitterer. "Dabei geht es auch um ein gutes Leben. Natürlich ist es für die Umwelt besser, wenn nicht alles voller Müll liegt – aber es ist auch für uns alle besser. Kein Mensch sitzt doch gerne an der Isar oder im Park auf einem Müllhaufen."

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Rehab Republic wird beim "Münchens Zukunftsheld:innen"-Wettbewerb der Stadtsparkasse ausgezeichnet

Wer an der Müllmeisterschaft teilnehmen will, der kann sich einfach einem der bestehenden Teams anschließen – oder auf www.cleanup-munich.de noch bis zum Mittwoch (13. September) ein eigenes Team für sein Stadtviertel anmelden.

Der Preis und alle Gewinner:

Der Wettbewerb "Münchens Zukunftsheld:innen" der Stadtsparkasse ist beendet. Die fünf Preisträger der Nachhaltigkeits-Challenge wurden gestern geehrt, jedes Projekt erhält 10.000 Euro. Am Wettbewerb hatten 28 gemeinnützige Vereine und Organisationen teilgenommen.

Das sind die Preisträger:

  • Caritas München: TauschGut-Kühlschränke zur Förderung von Lebensmittelrettung
  • Community Kitchen GmbH: Kunstprojekt gegen Lebensmittelverschwendung
  • Rehab Republic München: 1. Müllmeisterschaft – Wettbewerb zur Müllreduzierung
  • Stiftung Daheim im Viertel: Mobilitätsprojekt mit Lastenrädern im Stadtviertel
  • Stiftung Pfennigparade: Inklusives Projekt zur Erhaltung der Bienen
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7 Kommentare
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  • Tratsch am 12.09.2023 14:02 Uhr / Bewertung:

    Endlich mal was nützliches.

  • Newi83 am 12.09.2023 13:34 Uhr / Bewertung:

    Verein schön und gut. Auf die Probleme hinweisen auch. Aber immer noch ist es Aufgabe der Stadt. München ist dermaßen verhüllt furchtbar. Fängt bei diesen Pfandflaschenwohltätern an setzt sich bei wilden Müllablagerungen auf Gehwegen fort und hört bei Personen auf die ihren Hausmüll auf die Straße werfen. Wo leben wir eigentlich? Entweder massenweise Müllsheriffs einführen oder Straßenreinigung massiv aufstocken.

  • Conrad am 12.09.2023 13:17 Uhr / Bewertung:

    Wenn es nicht so traurig wäre, würde den Artikel als " lustig " empfnden.

    Verein kämpft gegen ein vermülltes Münchnen.
    Da müßte man verstärkte Kontrollen in den öffentlichen Parks hinstellen, die dann sofoert eingreifen.
    Beispiel.
    Richting Lothstr. Dort befindet sich ein kleiner Weiher mit ca. 4 Bänken und ein mehr als großer
    Abfalleimer mit Deckel. Ja und was findet man vor. Der Eimer ist leer und Kartons mit Pizarest, sowie Schachteln mit Sushi die dort schön neben dem Müllemer liegen.
    Dieser Ort gehört den Freitaat Bayern.
    Also wer sind dann diese Schweine!

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