So lief der große IAA-Protest und Klima-Demo in München: "Wirklich eine Sauerei"
München - Es ruckelt erstmal eine Weile, bis die Großdemo unter dem Motto "#blockIAA" am Sonntagmittag am Luitpoldpark in Bewegung kommt. Gerade noch hat Versammlungsleiter Thomas Lechner (der als Parteiloser für die Linke im Stadtrat sitzt) vor dem Mobilitätswendecamp der Klimaaktivisten die Spielregeln rund um Vermummungsverbot oder Pyrotechnik erklärt. Da lässt die Polizei den Zug auch schon das erste Mal stoppen – noch auf der Karl-Theodor-Straße.
"Ich bin extremst empört": Viele Münchner schließen sich der IAA-Demo an
Zu dichte Banner werden entknotet, aber dann läuft’s in gleißender Mittagshitze an – mit Trommeln und Gesängen wie "Smash IAA, ob hier, ob da". Und Transparenten von "Autolobby angreifen" über "Mobilitätswende now" bis "Öffis sind klasse". Etliche Protestgruppen haben sich aufgereiht wie die Aktionsbündnisse "No Future for IAA", "Sand im Getriebe", "Smash IAA", aber auch Gewerkschafter sind da, Marxisten und die Linke.
Und auch nicht organisierte Münchnerinnen und Münchner haben sich angeschlossen. "Ich bin extremst empört", sagt etwa Christina Neudecker (58) aus der Au, "wie hier mitten in der Stadt diese Autos wie ein goldenes Kalb angebetet werden. Wenn der Oberbürgermeister sagt, er sieht nur grinsende Gesichter, dann schaut er in viele Gesichter nicht."
IAA-Protest in München: "Wir demonstrieren gegen die Auto-Werbeshow"
Auf der Nordendstraße hat sich Klimaaktivistin Lisa Poettinger, die die Großdemo mitorganisiert hat, kurz an die Seite zurückgezogen. "Wir haben 3.200 Leute gezählt", sagt sie strahlend. Von der Seite kommt ein Schulterklopfer, "geil, oder?", ruft eine Demonstrantin. Die Polizei spricht später von 2.500 Leuten.

Einige Anwohner haben die Fenster geöffnet, andere kommen aus den Straßencafés zum Schauen. "Liebe Passanten", ruft eine Demosprecherin im Bühnenwagen ins Mikro, "falls ihr euch fragt, was wir hier machen: Wir demonstrieren gegen die Auto-Werbeshow." Und als der Zug erneut stoppen muss, weil aus der Mitte ein Bengalo abgefeuert wird, ruft sie: "Autofahrer, schließt euch uns an! Für einen öffentlichen Nahverkehr für alle, den alle bezahlen können!"
Zwischen "Recht ham's" und "Lauter Wahnsinnige": Geteiltes Echo für Klimaaktivisten
Viel Nicken ist hier von Passanten zu sehen. "Recht ham's", sagt ein bärtiger älterer Herr, "die depperte Autoshow ist ja wirklich eine Sauerei da mitten in der Stadt." Eine Dame mit Pferdeschwanz, die mit dem Handy filmt, schimpft dagegen vor sich hin. "Lauter Wahnsinnige, die bringen doch bloß die ganze Bevölkerung gegen sich auf mit ihren Klebeaktionen."
An der Barerstraße sind dann auch die Grünen-Stadträte Dominik Krause und Mona Fuchs anzutreffen, sie sind als Beobachter hier – und dass gerade ein riesiges Stofftuch an ihnen vorbeispaziert, das ihre Partei angreift, fällt ihnen erst mal gar nicht auf. "Die Grüne Partei: Klimakiller, Kriegstreiber, Arbeiter*innenfeinde", steht dort vor ihrer Nase. "Kriegstreiber finde ich unterirdisch", sagt Krause dazu, zuckt ansonsten aber mit den Schultern: "Mei, es ist halt keine grüne Demo", da müsse man gelassen bleiben.
"Ein starkes Zeichen": Klimaaktivisten zufrieden mit IAA-Demo in München
Noch zwei Mal stoppt die Polizei den Zug. Dann trifft er, nach mehr als zwei Fußmarschstunden und drei Kilometern, am Karolinenplatz ein und verbindet sich mit der Radldemo, nach Polizeiangaben sind es 380 Radler.

Man kann von hier aus durchschauen zu den Aufbauten der IAA, die kaum 300 Meter entfernt am Königsplatz stehen. Sichtlich erschöpft klettert Thomas Lechner von der Bühne herunter. "Gut gelaufen", sagt er kurz. Und auch Lisa Poettinger schaut glücklich aus am Bühnenrand. "Wir haben den Protest friedlich direkt bis vor die IAA getragen. Und wir waren sogar mehr Leute als angekündigt. Das ist ein starkes Zeichen."
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