Klein-Hawaii in Hallbergmoos: Hier soll Europas größter Surfpark entstehen
Hallbergmoos - Statt mit dem Flugzeug nach Maui nur mit dem Brett in die S-Bahn? Das könnte für Surfbegeisterte bald tatsächlich eine Alternative sein. Klar, in München hat das Surfen Tradition, die Welle am Eisbach ist weltbekannt. Doch geht da noch Meer? Das denken sich offenbar die Initiatoren eines Projekts mit vielen Superlativen.
Surfanlage auf 20.000 Quadratmetern geplant
Unter dem Titel "Surftown Muc" soll nicht weniger als der größte Surfpark Europas in der Gemeinde Hallbergmoos entstehen. Laut einer Mitteilung der Verantwortlichen des Bauprojekts könnten dort bereits in zwei Jahren die ersten Wellenreiter aufs Wasser gehen - die Surfanlage, die geplant ist, soll mit 20.000 Quadratmeter so groß sein wie fast drei Fußballfelder.

"In dem Becken können auf einer Länge von 180 Metern alle zehn Sekunden 'laufende' Wellen bis zu einer Höhe von über zwei Metern erzeugt werden", führen die Gründer um Chris Boehm-Tettelbach aus, der selbst aus der Münchner Surfszene stammt. So eine Welle entspreche im Gegensatz zur stehenden, wie man sie vom Eisbach kennt, mehr dem Surferlebnis im Meer, heißt es weiter.
Surfpark soll im Frühsommer 2023 eröffnen
Nun hat die Gemeinde Hallbergmoos dem Bebauungsplan für das Projekt Surftown, einem Work-Life-Quartier, das an der Lilienthalstraße 12 in der Flughafengemeinde entstehen soll, zugestimmt. Bereits im Herbst dieses Jahres soll der Spatenstich erfolgen, damit die Anlage im Frühsommer 2023 eröffnen könnte, so das ehrgeizige Ziel.
Das Vorhaben sieht noch mehr vor, mit der Surfanlage allein ist es nicht getan: Daneben soll ein rund 29.000 Quadratmeter großes "Hybrid-Gebäude" für Büros, Gastronomie und Einzelhandel entstehen. So sollen in Hallbergmoos Freizeit und Arbeit "beispielhaft neu" miteinander verbunden werden, heißt es.
Zu den Investoren des Projekts gehören neben Chris Boehm-Tettelbach, Geschäftsführer der Planworx GmbH, auch Conrad Albert, der kürzlich den Vorstand von ProSiebenSat1 verlassen hat, sowie der Surfer Michi Mohr. Weitere Gesellschafter der Surftown Hallbergmoos GmbH sind laut Mitteilung Gerfried Schuller, Jan Ehrhardt, Thomas Heinrich und Erik Dahl.
"Tradition und Vision für mehr Lebensqualität in der Zukunft"
Entstehen sollen die Wellen, auf denen laut Plan bis zu 700 Surfer täglich reiten könnten, durch ein pneumatisches Kammersystem, erklären die Verantwortlichen - und das CO2-neutral mit Strom aus rein erneuerbaren Energien, etwa aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage.
Ein weiterer nachhaltiger Aspekt sei freilich, dass Surfbegeisterte, von denen es in und um München eine Menge gibt, nicht mehr in den Flieger steigen müssen, um ihrem Hobby nachgehen zu können.
"Mit dem ganzheitlichen Surftown Muc-Konzept können wir einmal mehr Tradition und Vision für mehr Lebensqualität in der Zukunft verbinden", lässt sich Alexander Mademann, Wirtschaftsförderer der Gemeinde Hallbergmoos, zitieren.
Auch Bürgermeister Josef Niedermair steht hinter dem Projekt. Investiert werde für das ambitionierte Vorhaben ein "solider zweistelliger Millionenbetrag" aus Eigen- und Fremdkapital mit 20 Prozent öffentlicher Förderung, wie Conrad Albert der "Süddeutschen Zeitung" sagte.
Flusswelle in Wolfratshausen: Bescheid ist da
Ums Surfen dreht sich seit Jahren auch viel im Leben von Stefanie Kastner, die mit ihrem Mann den Verein "Surfing Wolfratshausen" gegründet hat. Seit acht Jahren arbeiten sie daran, eine Flusswelle in der Loisach zu realisieren.
Wie die Vereinsvorsitzende jetzt der AZ sagt, ist kürzlich endlich der langersehnte Wasserrechtsbescheid eingetrudelt, der positiv für Bau und Betrieb der Welle ausfalle. Ein großer Meilenstein, so Kastner am Donnerstag erleichtert zur AZ: "Das freut uns riesig."

Ebenso positiv nimmt die begeisterte Surferin die Kunde über die Pläne in Hallbergmoos auf. Konkurrenz sei das keine, es handle sich ja um ein ganz anderes Konzept. Und: "Surfen ist ein so toller Sport, je mehr Möglichkeiten es gibt, desto besser", sagt Kastner. In der Loisach plant sie mit dem Verein eine Welle, die ganz ohne Strom durch den Höhenunterschied entsteht, "das passt vom ökologischen Gedanken ganz gut zu uns", sagt sie.
Als nächstes müssten jetzt die Bauleistungen ausgeschrieben werden - und wenn alles nach Plan laufe, könnten sich im Frühsommer kommenden Jahres die ersten Surfer in Wolfratshausen aufs Brett schwingen. "Bis jetzt haben wir so viel positive Resonanz erfahren, wir gehen davon aus, dass das klappt", sagt Kastner der AZ. Auch in Nürnberg wird seit Jahren der Traum vom Surfspot vor der Haustür verfolgt - dort sind die Bagger schon angerollt; noch in diesem Sommer soll die Flusswelle in einem Kanal neben der Pegnitz fertig werden.
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