"Unsinniger Radlweg": Wirt darf keinen Schanigarten bauen und befürchtet Einbußen
Schwabing - Der Wirt der Künstlerkneipe "Rheinpfalz" macht Rabatz. Hans Karp (77) ist der dienstälteste Schwabinger Wirt. Im September feiert er sein 50. Wirte-Jubiläum in der Kurfürstenstraße 35. Gerade aber ärgert er sich: "Überall sehe ich Schanigärten. Nur wir in der Kurfürstenstraße dürfen wegen einem unsinnigen Radlweg keinen öffnen. Fünf Lokale sind betroffen!"
Die Münchner Bezirksinspektion und die Polizei sprechen sich für den beantragten Schanigarten aus, weiß Lokalpolitikerin Gesa Tiedemann (Grüne) aus Schwabing-West. Doch das Mobilitätsreferat der Stadt schreibt der Traditions-Gaststätte: Es sei "nicht möglich", dass die Rheinpfalz einen Schanigarten eröffne.

Der Wirt erklärt: "Wenn wir keine Tische und Stühle herausstellen dürfen, ist das eine echte Einbuße für uns. Nicht nur ich, auch die anderen Lokale wären stockfroh, wenn wir diesen unsinnigen Fahrradweg los wären!" Denn: Auf der Schwabinger Kurfürstenstraße gilt bereits Tempo 30. Daher gibt es für Radler keine "Benutzungspflicht" für den Radweg.
Unterstützung vom Bezirksausschuss Schwabing-West
"Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich die allermeisten Fahrradfahrer auf der Straße fahren. Doch das Mobilitätsreferat nimmt in seiner Entscheidung Rücksicht auf die hin und wieder am Radlweg fahrenden Menschen. Im Grunde genommen ist das absurd", sagt der Rheinpfalzwirt traurig. Von der Stadtverwaltung hat er schon vor Längerem folgende Information erhalten: Wenn der Radweg defekt werden sollte, werde dieser nicht mehr saniert, sondern entfernt. "Wieso macht ihr das nicht gleich?", will der Schwabinger jetzt wissen.
Der Bezirksausschuss Schwabing-West unterstützt den Wirt - und zwar einstimmig. Man könnte ja einfach mit einem Schild darauf hinweisen, dass der Radlweg nicht mehr genutzt werden kann, sagt Gesa Tiedemann: "Kinder könnten dann aus Sicherheitsgründen auf den Gehweg ausweichen. So müsste das doch gehen", glaubt die BA-Chefin von Schwabing-West. Das Stadtviertelparlament sieht die Probleme der Kneipen und Gastwirtschaften und steht ihnen bei: "Sie sind erhaltenswert. Niemand will jetzt ein Kneipen- und Restaurantsterben. Das wäre ganz furchtbar", so Tiedemann.
Vergangene Woche hat auch sie an OB Dieter Reiter (SPD) geschrieben. Als oberster Verwaltungschef ist hier dessen Entscheidung gefragt. Gesa Tiedemann: "Wir hoffen, seine Antwort kommt schnell. Ich kann nicht in sein Hirn schauen, aber ich baue auf Vernunft. Alle hier hoffen auf eine positive Entscheidung."
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