München-Riem: Laubholzbock - Käfer-Stress an der Messe

Zur Forstmesse wurde Holz angeliefert, das nie in die Quarantänezone gedurft hätte. Nun muss es gehäckselt werden – aus Angst vor dem Laubholzbockkäfer.
Gaby Mühlthaler |
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Diese Baumstämme müssen gehäckselt werden – weil die Messegesellschaft vor der Leitmesse „Interforst“ nicht mitgedacht hat.
Messe München Diese Baumstämme müssen gehäckselt werden – weil die Messegesellschaft vor der Leitmesse „Interforst“ nicht mitgedacht hat.

Riem - Man mag es sich nicht vorstellen, doch es ist Fakt: Nach der internationalen Leitmesse für Forstwirtschaft und Forsttechnik, der „Interforst", die kürzlich gut 50 000 Fachbesucher nach Riem lockte, müssen viele Festmeter bestes Buchenholz gehäckselt werden. Der Grund: Das Messegelände liegt in der Quarantänezone für den Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) – und keine Holzart, die der gefräßige Exot zur Nahrung erkoren hat, darf diesen Bereich verlassen.

"Plötzlich hieß es: Stopp, das Holz darf nicht raus!"

Daran allerdings hatte die Messegesellschaft (MMG) im Vorfeld der Veranstaltung nicht gedacht. Und so brachten Landwirte zu Demonstrationszwecken große Holzmengen aus ALB-freien Wäldern an die Aussteller-Stände. Josef Hierl (Name geändert), der Waldwirtschaft im Landkreis Ebersberg betreibt, lieferte etwa 100 Stämme bestes Buchenholz. "Das wurde zur Demonstration einer Schneidspaltanlage genutzt", sagt Hierl. "Buche wird lieber genommen als das stark harzende Fichtenholz."

Die meisten Stämme allerdings blieben intakt und der Landwirt wollte sie nach Ende der Interforst wieder abholen. „Es sollte weiter zur Verarbeitung. Dann hieß es plötzlich: „Stopp, das Holz darf nicht raus!"

Jetzt müssen seine Buchen und betroffene Laubhölzer anderer Lieferanten im Quarantänebereich gehäckselt und vorschriftsmäßig verbrannt werden, obwohl sie aus Wäldern ohne ALB stammen. Das schreibt die Landesanstalt für Landwirtschaft Ebersberg (LfL) vor, um die Ausbreitung des Käfers zu verhindern.

Einst mit Verpackungen aus Asien eingeschleppt

Wie berichtet, wurde der mit Verpackungsholz aus Asien eingeschleppte ALB erstmals vor fünf Jahren in Feldkirchen entdeckt. In der LfL schrillten die Alarmglocken, denn der gefräßige Exot hat in Asien die Laubbäume ganzer Landstriche vernichtet. Er legt seine Eier unter der Rinde ab und die Larven bohren sich ins Innere des Baums, das nach zwei Jahren – wenn sie es als Käfer verlassen – nicht selten einem Schweizer Käse gleicht. Radikal wurden deshalb alle Futterpflanzen im 100-Meter-Umkreis eines befallenen Baums gefällt.

Seit 2016 umfasst die Quarantänezone von Feldkirchen – einem der größten Befallsgebiete Europas – auch das komplette Messegelände. Alle zwei Monat schickt die Messegesellschaft Baumkletterer auf der Suche nach dem Asiatischen Laubholzbockkäfer über ihr Gelände.

Das schreibt die LfL ebenso vor wie sie untersagt, Laubholz aus der Quarantänezone zu bringen. Den Ausstellern hatte die Messe das nur nicht mitgeteilt.

"Die im Hinblick auf unseren Veranstaltungsbetrieb erforderlichen Informationen sind leider nicht in ausreichendem Umfang intern weitergegeben worden", so die Messegesellschaft auf Anfrage der AZ. "Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, die den Ausstellern entstanden sind." Den Holzlieferanten werden finanzielle Einbußen ersetzt, die Entsorgung der Stämme zahlt die Messe. Aussteller Hierl ist zufrieden. Und Revierförster Michael Matuschek hält das "Ausfuhr-Verbot" für richtig. "Wir suchen derzeit wie wild nach dem ALB, haben aber nichts gefunden", sagt er. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir den Käfer ausgerottet haben. Ist das der Fall, wird die Quarantäne in Riem 2020 aufgehoben."

Unterwegs in der Messestadt: Quadratisch, praktisch - gut?

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