München: Leerstände - Die große Leere in Haidhausen

Der Stadtteil östlich der Innenstadt wurde in den letzten Jahren immer gefragter, schicker und teurer - trotzdem steht hier so einiges leer. Die AZ hat nachgefragt.
Lea Kramer |
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Hübsch und schaut durchaus noch bewohnbar aus. Ist es aber nicht.
10 Hübsch und schaut durchaus noch bewohnbar aus. Ist es aber nicht.
Grütznerstraße/Ecke Wiener Platz: Ein Holzgeländer sperrt den strittigen Platz jetzt ab.
10 Grütznerstraße/Ecke Wiener Platz: Ein Holzgeländer sperrt den strittigen Platz jetzt ab.
Grütznerstraße 8: Hier ein Foto aus der Jahrhundertwende.
10 Grütznerstraße 8: Hier ein Foto aus der Jahrhundertwende.
Das Häusl am Wiener Platz wird gerade saniert – und könnte eröffnet werden. Eigentlich.
10 Das Häusl am Wiener Platz wird gerade saniert – und könnte eröffnet werden. Eigentlich.
Das alte Häusl am Wiener Platz in den 30er Jahren.
10 Das alte Häusl am Wiener Platz in den 30er Jahren.
Der alte Schuhladen in der Weißenburger Straße steht leer. Für 9200 Euro kalt kann man ihn haben.
10 Der alte Schuhladen in der Weißenburger Straße steht leer. Für 9200 Euro kalt kann man ihn haben.
Johannisplatz 16: Nur eine Mieterin harrt hier noch aus. Die Stadtteil-CSU vermutet "Spekulantentum".
10 Johannisplatz 16: Nur eine Mieterin harrt hier noch aus. Die Stadtteil-CSU vermutet "Spekulantentum".
Kein Scherz: Dieser Laden ist „nicht zu vermieten“.
10 Kein Scherz: Dieser Laden ist „nicht zu vermieten“.
Verrammelt und halb vergammelt: Dieses kleine Vorstadthaus am Preysingplatz steht seit mittlerweile 17 Jahren leer. Inzwischen ist es unbewohnbar.
10 Verrammelt und halb vergammelt: Dieses kleine Vorstadthaus am Preysingplatz steht seit mittlerweile 17 Jahren leer. Inzwischen ist es unbewohnbar.
Das hübsche, kleine Vorstadthaus am Preysingplatz in den 30er Jahren.
10 Das hübsche, kleine Vorstadthaus am Preysingplatz in den 30er Jahren.

München - Haidhausen, das klingt nicht nur nach Idyll auf weiter Flur, "haidhusir" bedeutet Häuser auf der Heide. Für viele, oft einkommensstarke Familien ist der Stadtteil rechts der Isar zum Nestbauort geworden.

Dem Klischee nach reihen sich dort Babyladen an Bio-Kaffeehaus und Designerlabel an Concept-Store.

Dabei ist es gerade 40 Jahre her, dass Haidhausen vom Glasscherbenviertel zum In-Bezirk aufgestiegen ist. Lange Zeit ließen sich die Armen hier am Rand der Stadt nieder. Noch bis ins 20. Jahrhundert hieß es im Volksmund: "Von drei Bettlern in München leben zwei in Haidhausen."

Tagelöhner und Billiglohnarbeiter gibt es auf den Straßen rund um den Wiener Platz zwar nicht mehr zu sehen, trotzdem ist auch heute nicht alles so geschleckt, wie es den Anschein hat.

Die AZ hat sich auf die Suche nach maroden Stellen im Viertel gemacht, an denen es – kaum zu glauben – sogar echten Leerstand gibt. Was manchmal, aber nicht immer mit Immobilien-Spekulation zu tun hat.


Kirchenstraße 14: Der Abriss zieht sich

Hübsch und schaut durchaus noch bewohnbar aus. Ist es aber nicht.
Hübsch und schaut durchaus noch bewohnbar aus. Ist es aber nicht.

Hübsch und schaut durchaus noch bewohnbar aus. Ist es aber nicht. Foto: lkr

Haidhausen ist dicht bebaut. Gebäude aus der Gründerzeit prägen das Viertel seit der vorigen Jahrhundertwende. Viele von ihnen stehen unter Denkmalschutz, das dreigeschossige Vorstadthaus an der Kirchenstraße 14 gehört nicht dazu.

Die ursprünglichen Besitzer sind gestorben, das Haus steht offenbar seit Jahren leer. Das hat der Bezirksausschuss Au-Haidhausen von Nachbarn erfahren.

Auf den ersten Blick sieht das Gebäude aber alles andere als leer aus. An den Fenstern hängen noch Gardinen, die Klingelschilder sind beschriftet. Nur wer öfter vorbeikommt, bemerkt, dass die Staubmalereien auf den Scheiben nicht abgewischt werden.

Da das Haus einen durchaus bewohnbaren Eindruck mache, hat sich der BA an die Stadt gewandt. "Es wäre wünschenswert, dass das nette Haus baldmöglichst wieder bewohnt wird", heißt es in dem Antrag, den die CSU-Fraktion initiierte.

Daraus wird so bald wohl nichts. Ursprünglich sollte das Gebäude saniert werden. Dann wurde deutlich, "dass die freigelegte Bausubstanz in einem so schlechten Zustand ist, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht sinnvoll erscheint", heißt es vom Amt für Wohnen und Migration. Da das Haus entkernt ist, sei es nicht bewohnbar.

Inzwischen sind der Abriss sowie ein Neubau geplant. Ein Rechtsstreit über die Eigentumsverhältnisse im hinteren Teil des Grundstücks verzögert die Baumaßnahmen allerdings.

Lesen Sie auch: Luxussanierung nach Tod des Vermieters - So wehren sich Mieter aus der Kirchenstraße


Grütznerstraße 8: Kampf mit dem Zaunpfahl

Grütznerstraße/Ecke Wiener Platz: Ein Holzgeländer sperrt den strittigen Platz jetzt ab.
Grütznerstraße/Ecke Wiener Platz: Ein Holzgeländer sperrt den strittigen Platz jetzt ab.

Ein Holzgeländer sperrt den strittigen Platz jetzt ab. Foto: lkr

Erst waren es Latten, die den Zorn der Haidhauser auf sich zogen. Jetzt sind es im Boden verankerte Holzpfähle. In der Ecke des Wiener Platzes, die früher bezeichnenderweise einmal die Burgfriedensgrenze zwischen Stadt und Vorstadt markierte, wird um einen Zaun gestritten. Die Auseinandersetzung ist ein schönes Beispiel für die verschlungenen Wege des Münchner Verwaltungsapparats.

Begonnen hat alles vor etwa 13 Jahren. 2005 schließt das Gasthaus "Zum Huterer" in der Grütznerstraße 8. Der alte Gasthof aus der Mitte des 19. Jahrhundert steht dann viele Jahre lang leer. Immer wieder wird an dem Gebäude gewerkelt. Seit 2008 verzeichnet die Lokalbaukommission insgesamt neun Bauanträge für das Denkmal. Einige werden von der Behörde abgelehnt, andere vom Eigentümer zurückgezogen.

Der neunte Antrag stammt aus dem Frühjahr 2016. Darin wird eine Nutzungsänderung von der Gaststätte zum Büro angekündigt. Offenbar hat das Gebäude in dieser Zeit den Besitzer gewechselt, denn seither ist die Vermögensberatung und Verwaltungsgesellschaft "K + K" dort mit einem Standort gelistet. Spätestens seit Januar wird das Büro auch als solches genutzt.

Was sich schließlich zum Problem ausgewachsen hat, ist nicht die Sanierung des alten Wirtshauses selbst, sondern der ehemalige Biergarten mit Blick auf den Wiener Platz. Die Fläche dafür hatten die Wirtsleute einst von der Stadt gepachtet. Schleichend sind die paar Quadratmeter samt Kastanie in das Privatanwesen übergegangen – und wurden letztendlich mit einem neuen Lattenzaun vom Wiener Platz abgetrennt.

Dahinter stehen Müllhäusl, eine vergrößerte Tür führt auf den Platz, es gibt einen befestigten Weg durch den Garten.

Dass öffentlicher Grund so einfach abgezwackt wird, ärgerte den Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA) so sehr, dass er 2016 intervenierte. Weil nichts passierte, wandte sich das Gremium sogar in einem Brief an den Oberbürgermeister.

Offenbar hatte der Eigentümer versucht, Kaufverhandlungen über die Parzelle mit der Stadt zu führen. Ein Sprecher des Kommunalreferats erklärt: "Es handelt sich bei der erwähnten Fläche um eine öffentliche Grünfläche. Derartige Flächen stehen nie zum Verkauf." Das Referat habe das Kaufangebot daher abgelehnt. Der Rückbau des Geländes befinde sich vielmehr in der Verantwortung des Baureferats. Diese Behörde hatte den Eigentümer im Frühjahr dieses Jahres aufgefordert, den Zaun sowie die restliche Umgestaltung zu entfernen. Wenigstens der Lattenzaun ist seit Mai weg.

Einen Monat später allerdings steht ein Holzgeländer an derselben Stelle. Die Pfosten hat die Stadt selbst aufgestellt – bis entschieden ist, was mit der alten neuen Freifläche geschieht. Der BA wünscht sich eine Rundbank um die Kastanie sowie eine Infotafel zum anstehenden Marktumbau. Das Baureferat hingegen stellt sich drei Holzbänke vor, etwas vom Baum entfernt.

Der BA befürchtet, dass die Fläche so zum Radabstellplatz verkommt. Von der Rundbank müssen sich die Stadtteilpolitiker wohl verabschieden. Das Gartenbaureferat sorgt sich um das Wurzelwerk der Kastanie. Und dann wäre da ja noch der Balkon am Kleinhaus mit Überhang auf das städtische Eck. Der ist in dieser Größe nämlich nicht genehmigt. Ob er wieder abgebaut werden muss, hat die Verwaltung noch nicht entschieden.

Eine Einigung zugunsten des Haidhauser Burgfriedens wäre wünschenswert.

Grütznerstraße 8: Hier ein Foto aus der Jahrhundertwende.
Grütznerstraße 8: Hier ein Foto aus der Jahrhundertwende.

Ein Foto aus der Jahrhundertwende. Foto: Stadtarchiv


Wiener Platz: Stillstand

Das Häusl am Wiener Platz wird gerade saniert – und könnte eröffnet werden. Eigentlich.
Das Häusl am Wiener Platz wird gerade saniert – und könnte eröffnet werden. Eigentlich.

Das Häusl am Wiener Platz wird gerade saniert und könnte eröffnen - eigentlich. Foto: lkr

Im Frühjahr – spätestens im Sommer, hieß es, werde das "Weinhäusl" am Wiener Platz eröffnet. Jetzt kündigt sich schon der Herbst an und die neue Gastronomie im alten Gwand ist immer noch nicht fertig.

Das Lokal, das dem Münchner Wirtschaftsprüfer und Weinhändler Hans Kilger gehört, wird aufwendig nach den Richtlinien des Denkmalschutzes renoviert. Gerüchten zufolge geht das ganze Projekt nicht vorwärts, weil ein Anrainer des denkmalgeschützten Kleinhauses sich querstellt.

Die einen sagen, es gehe um Denkmalschutz. Die anderen vermuten persönliche Interessen und die Angst vor Lärm in der unmittelbaren Nachbarschaft. Sei es, wie es wolle: Momentan herrscht Baustopp. Das scheint den Eigentümer Kilger nicht weiter zu kümmern. Denn der ist schon beim nächsten Projekt. Unlängst hat er in der Utzschneiderstraße am Gärtnerplatz ein Delikatessengeschäft, den "Genussladen", eröffnet. Dort verkauft der gebürtige Niederbayer die Schätze von seinen Ländereien in den Karpaten und aus den Weinbergen in Österreich.

Neben Wasserbüffel, Bison, diversen Edelbränden und Ölen kann man dort auch Käse kosten. Mittags serviert Gastronomieleiter Markus Thut täglich ein wechselndes Gericht. Wer weiß, vielleicht tut er das ja auch bald ein Stück den Berg hinauf – wenn die Weinschänke Eröffnung feiert.

Das alte Häusl am Wiener Platz in den 30er Jahren.
Das alte Häusl am Wiener Platz in den 30er Jahren.

Das alte Häusl am Wiener Platz in den 30er Jahren. Foto: Stadtarchiv 
    

 

Wiener Platz: In aller Herrgottsfrüh am Markt


Weißenburger Str. 17: Was kommt nach "Shoe Town"?

Der alte Schuhladen in der Weißenburger Straße steht leer. Für 9200 Euro kalt kann man ihn haben.
Der alte Schuhladen in der Weißenburger Straße steht leer. Für 9200 Euro kalt kann man ihn haben.

Der alte Schuhladen in der Weißenburger Straße steht leer. Für 9200 Euro kalt kann man ihn haben. Foto: lkr

Bis vor nicht allzu langer Zeit konnten Ungeübte in der Weißenburger Straße noch das Gehen in hochhackigen Schuhen lernen. Das Schuhgeschäft "Shoe Town" an der Hausnummer 17 bot entsprechende Kurse an. Seit einem knappen Jahr gibt’s nicht mal mehr Schuhe in dem Laden. Shoe Town hat geschlossen.

Das Allgäuer Traditionsunternehmen Werdich, zu dem die Marke Shoe Town gehört, begründet die Geschäftsaufgabe so: "Der Mietvertrag ist regulär ausgelaufen. Eine Verlängerung war für uns leider unter den gegebenen Umständen nicht wirtschaftlich darstellbar", sagt Gesellschafter Friedrich Werdich. Direkt am Pariser Platz gebe es aber noch ein schönes, großes Werdich-Schuhhaus, das die Kunden auch in Zukunft versorge.

Der Schuhmarkt ist umkämpft. Vor allem die Einzelhändler stehen unter Druck. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Händler dem Marktforschungsinstitut Marketmedia24 zufolge mit 9,1 Milliarden Euro ein Umsatz-Minus. Nur bei Sneaker- und Sportschuhlieferanten lief es gut.

Dass sich Händler im Verdrängungskampf befinden, zeigen andere Münchner Beispiele. So startet etwa das krisengebeutelte Hamburger Unternehmen Görtz eine Offensive. Im Mai eröffnete der Filialist einen Mega-Flagshipstore in der Kaufingerstraße. Derweil schloss der Münchner Familienbetrieb Tretter sein Bartu-Geschäft in der Neuhauser Straße.

Die Ladenfläche in der Weißenburger Straße steht indes weiter leer. Nachbarn fürchten angesichts der großen Verkaufsfläche, dass eine große Kette einzieht. In einer Annonce werden die 290 Quadratmeter (inklusive Büro, Toilette sowie Garage und Lagerräumen) für 9200 Euro Kaltmiete im Monat angeboten. Eine Gastronomie ist demnach an der Stelle, wie es so schön heißt, allerdings "nicht erwünscht".


Johannisplatz 16: Fast leer

Johannisplatz 16: Nur eine Mieterin harrt hier noch aus. Die Stadtteil-CSU vermutet "Spekulantentum".
Johannisplatz 16: Nur eine Mieterin harrt hier noch aus. Die Stadtteil-CSU vermutet "Spekulantentum".

Johannisplatz 16: Nur eine Mieterin harrt hier noch aus. Die Stadtteil-CSU vermutet "Spekulantentum". Foto: lkr

Dreißig Jahre ist es sicher schon her, als sich die Haidhauser erfolgreich mit einer Stadtteilfeier gegen eine geplante Tiefgarage am Johannisplatz wehrten. Dass es bei einem neuerlichen Bauversuch mit Tiefgarage wieder zu einem Massenprotest kommt, ist unwahrscheinlich.

Schließlich ist der Rahmen diesmal bedeutend kleiner. Elf familiengerechte Wohnungen sowie einen Laden im Erdgeschoss und Parkplätzen im Untergrund plant ein privater Investor am Johannisplatz 16. Dafür muss der jetzige Nachkriegsbau abgerissen werden.

Er soll durch einen sechsgeschossigen Neubau ersetzt werden. Wann das geschieht, ist fraglich, denn das Vorhaben ist nicht neu. Seit Jahren verkommt das Gebäude.

Inzwischen steht es nahezu leer. Nur noch eine Mieterin soll darin ausharren.

Bereits vor fünf Jahren hat der Eigentümer einen Architekten mit der Planung für den Neubau beauftragt. 2015 hat das Planungsreferat einem Abriss an der Stelle zugestimmt. Jetzt ist die Genehmigung für den Neubau noch bis März gültig. Die Stadtteil-CSU vermutet, dass das Anwesen aus "Spekulationsgründen" leersteht. Sie fordert das Sozialreferat auf, zu prüfen, ob am Johannisplatz dem Mietmarkt bewusst Wohnraum entzogen wird.


Max-Weber-Platz 3: Entschleunigt

Kein Scherz: Dieser Laden ist „nicht zu vermieten“.
Kein Scherz: Dieser Laden ist „nicht zu vermieten“.

Kein Scherz, dieser Laden am Max-Weber-Platz ist nicht zu vermieten. Foto: lkr

In anderen Städten inserieren Eigentümer von großen Gewerbeflächen fast wie blöd. In München müssen sie plakatieren, damit sie Mietinteressenten abschrecken.

Dabei wären potenzielle Gewerbetreibende am Max-Weber-Platz gar nicht mal so fehlgeleitet, die Ladenfläche an der Ecke zur Max-Planck-Straße steht seit Jahren leer.

Trotzdem prangt am ehemaligen "Foto-Model" ein Zettel mit der Aufschrift "Laden nicht zu vermieten". Die Schaufenster sind mit Papierbahnen zugeklebt.

Ob ein neuer Pächter einzieht? Noch im März hatte der Bezirksausschuss Au-Haidhausen darüber diskutiert, wie auf den Eigentümer eingewirkt werden könne, dass "die leer stehenden Flächen endlich" wieder genutzt werden.

Das Gebäude gehört der Emeritenanstalt der Erzdiözese München und Freising. Verwaltet wird es durch eine externe Immobiliengesellschaft. Auf Anfrage der Stadt wird klar, dass es bürokratische Probleme gibt. Die Erzdiözese kann den Laden nicht ohne die Hausverwaltung vermieten. Offenbar kann die Hausverwaltung die Räume in Erd- und Kellergeschoss erst dann weiterreichen, wenn sie saniert wurden. Dafür müsse das Baureferat der Erzdiözese die nötigen Mittel freigeben. Warum das bisher nicht geschehen ist, bleibt offen. Die Stadt hat beide Parteien gebeten, den Planungsprozess zu beschleunigen. Die CSU könnte sich an der Stelle, direkt neben dem Abgang zur U-Bahn, eine öffentliche Nutzung vorstellen.

"Da im Stadtbezirk Flächen für Kindertagesstätten sehr gesucht sind, sollte an den Eigentümer appelliert werden, nach Möglichkeit einer sozialen Nutzung den Vorzug zu geben", sagt Nikolaus Haeusgen (CSU).

Die Erzdiözese sagt auf Anfrage, das Gebäude sei von massiven Schäden betroffen. "Es bestehen substanzielle Probleme mit hohem Sanierungsaufwand", sagt ein Sprecher. Es gebe Feuchtigkeit in den Räumen, Versalzung, möglicherweise sei auch die Statik in Mitleidenschaft gezogen. Aus diesem Grund werde derzeit auch nicht nach einem Nachmieter gesucht.


Preysingplatz 8: Hier passiert einfach gar nichts

Verrammelt und halb vergammelt: Dieses kleine Vorstadthaus am Preysingplatz steht seit mittlerweile 17 Jahren leer. Inzwischen ist es unbewohnbar.
Verrammelt und halb vergammelt: Dieses kleine Vorstadthaus am Preysingplatz steht seit mittlerweile 17 Jahren leer. Inzwischen ist es unbewohnbar.

Verrammelt und halb vergammelt: Dieses kleine Vorstadthaus am Preysingplatz steht seit mittlerweile 17 Jahren leer. Inzwischen ist es unbewohnbar.    

 

Verdrängung von Alteingesessenen kennen die Haidhauser. Zuerst kamen über die Salzstraße die Arbeitssuchenden vom Land. Diejenigen, die sich das teure Münchner Bürgerrecht nicht leisten konnten, blieben in Haidhausen.

Danach kamen die Schweden. Im 30-jährigen Krieg verwüsteten sie das Dorf. Erst langsam erholte sich Haidhausen und wurde wegen der reichen Lehm- und Kiesvorkommnisse, der neuen Fabriken rund um den Ostbahnhof sowie der Ansiedlung Dutzender Brauereien an den Hängen des Isarhochufers während der Industrialisierung wieder attraktiv für die Gelegenheitsarbeiter.

Sie ließen sich in den Herbergshäusern nieder, teils unter katastrophalen hygienischen Umständen. Da die Vorstädte Au, Haidhausen und Giesing erst 1854 eingemeindet wurden, konnte sich ein relativ ungezügeltes Bauverhalten entwickeln. Ställe, Dachböden, Keller: Alles, was bewohnt werden konnte, wurde vermietet oder verkauft – auch einzelne Zimmer. Was heute malerisch scheint, prägte mit Enge, Dunkelheit und Feuchtigkeit den Alltag der ehemaligen Herbergsbewohner.

Ein Zeugnis dieser Zeit verfällt zusehends. Das kleine Vorstadthaus am Preysingplatz 8 steht seit Jahrzehnten leer, seit 1999 gilt es als unbewohnbar.

Inzwischen muss das Gemäuer von außen gestützt werden. Ein Zaun rund um das Grundstück soll spielende Kinder aus der Ruine fernhalten.

Unter Denkmalschutz steht das Häuschen nicht, einem Abriss steht allenfalls der Eigentümer im Weg. Der hat bereits das denkmalgeschützte Vordergebäude an der Inneren Wiener Straße saniert.

Nach Angaben der Lokalbaukommission will er das Grundstück, auf dem ein marodes Rückgebäude sowie das kleine Vorstadthaus stehen, ebenfalls nutzen. Mehrmals habe er der Behörde eine Sanierung sowie geplante Wohnbebauung angekündigt – passiert sei in den vergangenen 17 Jahren aber nichts.

Da beide Häuser nicht unter Denkmalschutz stehen, kann die Lokalbaukommission nur einschreiten, sofern eine Gefahr für Passanten besteht. Dies sei in all den Jahren nicht der Fall gewesen.

Das hübsche, kleine Vorstadthaus am Preysingplatz in den 30er Jahren.
Das hübsche, kleine Vorstadthaus am Preysingplatz in den 30er Jahren.

Das hübsche, kleine Vorstadthaus in den 30er Jahren. Foto: Stadtarchiv

 

 

Haidhausen: Von der Kultur-Trutzburg zum Verkehrs-Knoten

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