Mehr Menschen, wenig Bäder: Freimanner Schwimmbad-Grant
München - An einem heißen Sommertag Abkühlung finden in einem Freibad, an einem Bach oder einem See. Das ist ein Stück Lebensqualität. Entsprechend gut besucht sind die Bademöglichkeiten in und um München an Hitzetagen. Dazu gehört auch das Ungererbad in Schwabing. An manchen Tagen ist es dort sehr voll. Zu voll?
Die Mitglieder des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann (BA 12) jedenfalls sind der Meinung, dass das Ungererbad, momentan das einzige größere Freibad in ihrem Bezirk, bei weitem nicht ausreicht.

Antrag: Mehr Schwimmbäder für Schwabing-Freimann
In diesem Monat einigten sich die Fraktionen CSU, Grüne, Freie Grüne, SPD und FDP auf einen gemeinsamen Antrag an die Stadt. Darin fordern sie die Planung von weiteren Schwimmbädern im Bezirk. Sie wollen, dass das vor über 30 Jahren geschlossene Freimanner Naturfreibad an der Floriansmühle wieder geöffnet wird. Sie wünschen sich außerdem noch ein öffentliches Hallenbad in Freimann.
Dass der Andrang auf die Bäder im Stadtbezirk steigen wird, kann kaum abgestritten werden: In Schwabing, besonders aber in Freimann, wird ordentlich verdichtet. Große Neubauprojekte sind in Planung. Das wohl größte wird die ehemalige Bayernkaserne in ein neues Viertel verwandeln: Neu-Freimann. Mit Wohnungen für 15.000 Menschen. Ein starker Zuwachs. Doch bislang gibt es in Freimann weder ein Hallenbad noch ein Freibad.
Das Floriansmühlebad ist seit 1988 geschlossen
Das war einmal anders: 1988 wurde das Familienbad Floriansmühle geschlossen. Zuvor war es ein beliebter Treffpunkt gewesen, auch von Medien- und Kunstschaffenden. Die Schwabinger Prominenz traf sich dort und badete sich in Sonne und Aufmerksamkeit. Die Familie Doppelhamer, welche das Bad zuletzt betrieb, verkaufte das Grundstück schließlich an die HypoVereinsbank, damals die Bayerische Vereinsbank. Das Freibad wurde geschlossen und ist seitdem sich selbst überlassen. Es ist inzwischen komplett verwildert - ein Lost Place im Münchner Norden.
In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Anträge von verschiedenen BA-Mitgliedern an die Stadt gestellt mit der Forderung, die Floriansmühle wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ohne Erfolg.
Bedenke man die anstehende Neugestaltung des Stadtviertels Freimann sei nun ein wichtiger Zeitpunkt gekommen, um wieder auf das Thema aufmerksam zu machen, findet Claudia Mann (CSU). Auch um den Bereich des ehemaligen Freibads wird ein neues Wohngebiet entstehen.
"Schwimmbäder werden nicht mitgedacht"
In Manns Augen sollten die Investoren bei der Finanzierung der Bäder mit in die Verantwortung gezogen werden, ähnlich wie es über die Verträge für eine Sozialgerechte Bodennutzung (Sobon) der Stadt bereits geschehe. Die Sobon-Verträge verpflichten Bauträger und Investoren zu einer Beteiligung an bestimmten öffentlichen Infrastrukturen, wie Kindertagesstätten, Straßen und Grünflächen. "Schwimmbäder werden nicht mitgedacht, obwohl sie so wichtig für die Gesellschaft sind", so Mann.
Oliver Benicke (CSU) sitzt ebenfalls im BA. Der gebürtige Freimanner hat die Sommer seiner Kindheit in der Floriansmühle verbracht. "Das Becken wurde vom Bach gespeist, man konnte auch direkt in den Bach springen. Ich habe es geliebt, mich auf der Luftmatratze im Bach treiben zu lassen", erinnert sich Benicke. Er bezeichnet sich selbst als "Ur-Freimanner" und ist sich sicher: "Die meisten Menschen im Viertel wünschen sich das Freibad zurück."

In Freimann seien die Möglichkeiten begrenzt, das Ungererbad oft voll, die umliegenden Badeseen schwer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. "Irgendwo müssen die Kinder doch schwimmen lernen", so Benicke.
Schwimmbäder sind wichtig, auch wenn sie sich nicht rechnen
Dass das nicht ganz einfach ist im Stadtgebiet, das beschreibt Dagmar Föst-Reich (FDP) aus eigener Erfahrung. Sie hat zwei kleine Kinder: "Die Schwimmkurse sind sofort ausgebucht. Die Becken sind meistens so voll, dass man gar nicht in Ruhe mit seinen Kindern üben kann. Für unsere Gesellschaft ist ein Schwimmbad von hoher Relevanz, die Stadt sollte hier unbedingt investieren, auch wenn es nicht rentabel ist."
Auch Petra Piloty (SPD) ist sich bewusst, dass Schwimmbäder sich nicht rechnen: "Man muss Flächen opfern. Der Betrieb ist sehr kostenaufwendig. Instandhaltung, Bademeister, das alles kostet viel Geld." Doch die Politik müsse hier einspringen: "Es geht um die Volksgesundheit, die Daseinsvorsorge." In der Vergangenheit hat sich Piloty immer wieder für die Öffnung der Floriansmühle eingesetzt.
Wie der BA-Vorsitzende Patrick Wolf (CSU) berichtet, hat die Stadt die vielen Anträge bis heute nicht berücksichtigt. Lediglich ein Konzept für einen Wasserspielplatz an der Floriansmühle habe sie eingebracht. "Das entspricht nicht annähernd einem Naturfreibad, wie wir es uns für die Anwohner wünschen", so Wolf. Ideal sei ein öffentlicher, kostenloser Zugang zum Bach. Wenn Eintritt verlangt werden müsse, dann zu moderaten Preisen.
"Außerdem brauchen wir dringend ein öffentliches Hallenbad." In Neu-Freimann werde zwar ein Schwimmbad gebaut, doch bislang sei es nur für den Schul- und Vereinssport gedacht. "Vielleicht finden wir einen Kompromiss, dass dieses Bad auch öffentlich genutzt werden kann", hofft Wolf. Ein wenig frustriert klingt er, nach jahrelangen erfolglosen Versuchen ist das auch kein Wunder.
Beschlussvorlage für die Floriansmühle in Arbeit
Doch etwas scheint sich nun doch zu tun, zumindest was die Floriansmühle betrifft. Auf Nachfrage der AZ teilt das Referat für Stadtplanung und Bauordnung mit, dass es derzeit an einer Beschlussvorlage für den Stadtrat arbeite.

Auch die SPD-Stadtratsfraktion habe einen Antrag zur Öffnung des Freibads eingebracht. Im Raum stehe die Idee, das Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Doch zuvor müssten noch viele Aspekte, wie Lärmschutz, Artenschutz, Sicherheitsaspekte und Wasserqualität geprüft werden.
Viele Aspekte, an denen das Vorhaben noch scheitern kann. Schwer abzuschätzen, ob und wann die Freimanner wieder zu ihrem ersehnten Erholungsort kommen.