Falsche Polizisten: Warum die Betrüger besonders oft in Solln zuschlagen

Falsche Polizisten reden der Frau ein, ihre Bank betrüge sie – Tatort ist einmal mehr Solln.
Ralph Hub
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Die Betrüger suchen sich oft Senioren als Opfer aus. (Symbolbild)
Die Betrüger suchen sich oft Senioren als Opfer aus. (Symbolbild) © dpa

Solln - An manchen Tagen rufen falsche Polizisten Hunderte Münchner im gesamten Stadtgebiet an, um ihnen die Ersparnisse abzuschwatzen. Immer wieder tauchen dabei Adressen in Solln und Pullach auf, das hat oft ganz spezielle Gründe.

Eine Rentnerin aus der Parkstadt Solln hatte am Dienstagmittag Besuch von einer Freundin, als plötzlich das Telefon klingelte. Der Mann behauptete, er sei Polizist im Präsidium. Es gebe Ermittlungen, bluffte der falsche Polizist, gegen Mitarbeiter der Hausbank der Seniorin. Die Täter würden versuchen, das Geld von Kunden auf Konten im Ausland zu transferieren. Der Trickbetrüger redete so lange auf die über 80 Jahre alte Frau ein, bis sie schließlich bereit war, den Anweisungen des Anrufers zu folgen. Sie ging zu ihrer Bank und hob rund 10.000 Euro ab, die sie mit nach Hause nahm.

Auch die Freundin schöpfte keinen Verdacht

Das Geld, so versprach der falsche Polizist, werde von einem Kollegen abgeholt und in Sicherheit gebracht. Kurze Zeit später klingelte tatsächlich ein Mann. Er wies die Seniorin an, aus "Sicherheitsgründen" noch eine Zeit in der Wohnung zu bleiben. Erst nach rund eineinhalb Stunden schöpfte die Frau Verdacht und wählte den Polizeinotruf.

Der Auftritt der Trickbetrüger wirkte so professionell, dass selbst die Freundin der Rentnerin auf die Masche hereinfiel und keinerlei Verdacht schöpfte. Von den Ersparnissen und den Tätern fehlt jede Spur.

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Betrüger sind immer wieder in Solln und Pullach unterwegs

Immer wieder schlagen falsche Polizisten in Solln und im benachbarten Pullach zu, wie aus den Polizeiberichten der letzten Jahre hervorgeht. Im Mai 2021 erbeuteten Betrüger bei einer Sollnerin rund eine halbe Million Euro. Die Rentnerin steckte das Geld in einen Stoffbeutel und übergab diesen einer wildfremden Frau, die damit verschwand.

Im vergangenen Dezember verlor eine Rentnerin aus Solln 300.000 Euro, als sie auf falsche Polizisten hereinfiel. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Den bisher größten Schaden verursachten falsche Polizisten Ende 2019, als sie eine mehr als 70-Jährige aus Solln hereinlegten. Die Frau wurde von den Trickbetrügern über Monate hinweg so geschickt am Telefon manipuliert, das sie am Ende sogar ihr Haus verkaufte, um für 2,5 Millionen Euro Diamanten zu erwerben, die sie den Gaunern übergab.

Hinter den falsche Polizisten stecken organisierte Banden, die systematisch Telefonlisten auswerten. Dabei wählen die Täter oft Stadtviertel aus, in denen besonders viele vermögende Senioren leben wie beispielsweise in Harlaching, Solln oder Pullach. Stadtrandlagen haben zudem den Vorteil, das die Abholer schnell und unerkannt mit dem Auto verschwinden können.

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2 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Witwe Bolte am 14.10.2021 14:56 Uhr / Bewertung:

    Auf jedem Geldumschlag, der in den Banken mit vielen Scheinen an Ältere ausgehändigt wird, sollten eindeutige Warnhinweise gedruckt werden, in grosser Schrift. Falls ohne Umschlag, kann man auch einen entsprechenden Zettel mitgeben.

  • Wendeltreppe am 14.10.2021 10:57 Uhr / Bewertung:

    Ich kann aber noch immer nicht verstehen, dass zumindest die Bankmitarbeiter nicht sensibler bei der Abhebung von hohen Geldbeträgen bei Senioren im "hohen" Alter reagieren, Bankgeheimnis etc. hin oder her. Ich könnte mir vorstellen, dass da schon so mancher Betrug hätte verhindert werden können.

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