Dorfladen im Westend: Markus Büttner will Tante Emma sein
München - An dem Tag, als die Eröffnungsparty der Temple Choppers stieg, gab es das erste Mal das eigene Bier. Das war 2015, erzählt Markus Büttner. Wobei das nur ein Gag war. In den Flaschen mit dem selbstgemachten Etikett war nämlich Giesinger Bier. Aber ungefähr da fing es an, obwohl es ja eigentlich um Motorräder ging. Oder auch noch geht, ein Teil des kleinen Hinterhofs ist schließlich immer noch Werkstatt.
Aber die Werkstatt ist kleiner geworden. Sie hat Platz für einen kleinen Hofladen gemacht, indem es neben Bier auch Eier und Kartoffeln, aber auch T-Shirts zu kaufen gibt. Die Westendstraße als etwas Besonderes. Und das soll ihr Laden sein. Wenn der 43-Jährige erzählt, könnte man meinen, dass die Zeiten in denen dort Wohltätigkeitsrallyes geplant und vor allem an Custom-Bikes geschraubt wurde schon länger her wären.
Bekannter mit Brauanlage im Eigenheim
Dabei ist der gebürtige Münchner noch nicht allzu lang unter den Brauern. Die ersten Gehversuche machte er kurz nach besagter Party mit einem Bekannten, der selbst eine kleine Brauanlage im Keller seines Eigenheims besaß. Gleich beim ersten Testlauf hatte Büttner sein Bier gefunden: Ein eher leichtes, ausgesprochen süffiges Bier. "Ich wollte ein Bier, von dem man auch mal gerne ein paar mehr trinken kann", erklärt Büttner. Es ging ihm nicht darum, ein komplexes Craft-Bier zu brauen, sondern eins für den Alltag, für die Isar, die Begleitung zum Grillen und zum Sitzen vor der Bavaria.
Dass es nicht ganz so leicht war, den ersten Versuch zu wiederholen - geschenkt. Genau wie ein gefluteter Keller. Primär war es ein Hobby.
Der selbstständige Maschinenbauer hatte genug zu tun - bis dann Corona kam und die Auftragslage einbrach. "Du kannst jetzt nichts tun und jammern oder die Chance nutzen und dein eigenes Bier verkaufen", beschreibt Büttner die Situation rückblickend. Weil Büttner einer ist, der nicht lange zögert, ging es dann auch plötzlich ganz schnell. Er beliefert einen Kiosk an der Isar und "Helleluja" geht weg wie nix. 200 Tragerl im ersten Monat. Das liegt auch daran, dass Helleluja sich preislich nicht auf dem Niveau von Craftbieren bewegt, sondern eher auf dem der großen Brauereien liegt.
Hofladen als Treffpunkt fürs Viertel
Bei seinem Laden geht es aber um weit mehr als Bier: "Das Schöne an Bier ist ja, dass jeder eine Meinung hat, man kann mit allen in Verbindung treten." Und das passt gut zu Büttner, der über sich sagt, dass er ein unabsichtlicher Netzwerker sei. Immer kennt er jemanden, der etwas Spannendes macht oder etwas Gutes verkaufen will. Zum Beispiel Eier und Kartoffeln. Ein befreundeter Bauer aus Allach wollte eben die verkaufen und da hat Büttner die Chance ergriffen.
Freilaufend sind die Hühner selbstverständlich und vor allem "ein 089-Produkt", sagt Büttner und lacht. Die T-Shirts auf dem Tresen haben Freunde von einem Tattoo-Studio designt, bald soll auch eine Freundin Schmuck verkaufen. Alles lokal, im Bestfall werden die Sachen nur ein paar Häuser weiter produziert.
Dabei will Büttner jetzt nicht einfach alles verkaufen, es soll schon zu Helleluja passen: Ein nach altem Rezept gebrautes, aber in modernes Gewand gepacktes Bier. Und er möchte einen Treffpunkt schaffen: "Ich kann es kaum erwarten die Plane von der Couch zu werfen", sagt er und zeigt nach draußen, wo unter einem kleinen Vordach eine Couch steht: "Ich lerne die Leute hier kennen und diese Straße ist schon etwas Besonderes." So ein Hofladen ist eben nicht nur ein Geschäft, sondern immer auch ein Treffpunkt fürs Viertel.
Westendstraße 21, Di-Fr 11-19, Sa 11-15 Uhr
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