Der Arnulfsteg: Ein Bauwerk mit Mängeln

Der Arnulfsteg verbindet das Westend mit Neuhausen. Doch zumindest im Westen kommen Radler nicht weiter: Tramgleise versperren den Weg. Auch an der Ampel gibt es Kritik.
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Auch Jogger haben die Strecke schon entdeckt.
Auch Jogger haben die Strecke schon entdeckt. © Daniel von Loeper

München - Seit kurzem hat München eine neue Brücke: Der Arnulfsteg spannt sich über 37 Bahngleise und verbindet so das Westend und Neuhausen. Fußgänger und Radfahrer sollen sich jetzt einfacher zwischen den beiden Stadtvierteln hin- und her bewegen können.

Doch zumindest im Westen stehen Radler noch immer vor einer Barriere: den Trambahngleisen auf der Landsberger Straße. Eine direkte Möglichkeit sie zu überqueren, gibt es nicht. Wer, ohne gegen die Verkehrsregeln zu verstoßen, über die Straße will, müsste eigentlich bis zur Donnersbergerbrücke radeln.

Der Arnulfsteg kostete mehr als 26 Millionen Euro. "Doch momentan ist die Brücke das Geld eigentlich nicht wert", sagt Andreas Schön vom ADFC. Es habe mehr als zehn Jahre gedauert, die Brücke zu errichten. "Trotzdem ist die Querung noch nicht fertig. Das ist einfach peinlich."

26 Millionen Euro für den Arnulfsteg

Auch Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden von den Grünen, die den Arnulfsteg auf Social Media noch als "Best-Practice-Beispiel für urbane Mobilität" bezeichnete, erreichte Kritik von Münchner Bürgern. Diese müsse die Stadt nun evaluieren und gegebenenfalls nachgebessern, sagt sie.

Sieht aus der Nähe schon massiv aus, der Arnulfsteg.
Sieht aus der Nähe schon massiv aus, der Arnulfsteg. © Daniel von Loeper

Das fordert auch SPD-Stadtrat Andreas Schuster. Er engagierte sich beim Bürgerbegehren Radentscheid, das München fahrradfreundlicher machen sollte. "Ich habe gehört, dass manche ihr Rad einfach über die Gleise tragen." Auch in die entgegengesetzte Fahrtrichtung würden momentan viele radeln.

Ampelanlage ist bereits geplant

Tatsächlich wird die Stadt noch diesen Sommer eine neue Ampel bauen. In dem gleichen Zeitraum sanieren die Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) ohnehin ihre Trambahngleise. Hätte man früher einen Übergang schaffen wollen, wäre es zweimal zu einer Streckensperrung gekommen, sagt ein Sprecher der MVG.

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Allerdings sind weder Andreas Schön vom ADFC noch der Radexperte Schuster aus dem Stadtrat davon angetan, wie diese Überquerung nach derzeitigen Plänen aussehen soll. Kritik kommt sogar aus dem Kreisverwaltungsreferat. Denn einen direkten Weg über die Gleise wird es - auch nachdem der Übergang für rund 1,3 Millionen Euro einmal fertig ist - nicht geben.

Arnulfsteg: Umständliche Streckenführung für Radler

Nach den momentanen Plänen müssen Radler, die aus der Bergmannstraße im Westenend in Richtung Arnulfsteg fahren, erst in die Landsberger Straße abbiegen, auf den Radweg auffahren, um dann wieder links in Richtung Arnulfsteg fahren zu können.

Einen Aufzug auf die Gleise gibt es nicht, nur eine Treppe.
Einen Aufzug auf die Gleise gibt es nicht, nur eine Treppe. © Daniel von Loeper

Schuster und Schön hätten sich eine direkte, diagonale Querung gewünscht - bei der Radler, ohne abzubiegen oder vorher abzusteigen, von der Philipp-Löwenfeld-Straße in die Bergmannstraße hätte fahren können.

Dafür sprach sich auch das Kreisverwaltungsreferat aus. Doch letztlich scheiterte es an der MVG, die sich mit ihrer Lösung durchsetzte.

Unfälle scheinen vorprogrammiert

Dabei sei die nicht tauglich, um den Radverkehr sinnvoll und konfliktfrei abwickeln zu können, schreibt das KVR in einer Stellungnahme. Für den KfZ-Verkehr ergebe sich eine unübersichtliche Situation. Unfälle sind programmiert - so liest sich dieses Schreiben.

Warum beharrt die MVG trotzdem darauf, den Übergang so zu bauen? Laut einem MVG-Sprecher sind eigene Verkehrsexperten davon überzeugt, dass Radfahrer zu schnell auf die Landsberger Straße fahren, wenn es einen geraden Übergang gibt, der sie nicht zum Bremsen zwingt. Zudem fürchtet die MVG, dass sie ihren Takt nicht mehr halten kann. Denn der diagonale Weg über die Gleise ist ein paar Meter weiter. Bis alle über die Straße sind, würde es also etwas länger dauern.

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  • Leserin am 23.01.2021 22:32 Uhr / Bewertung:

    Man kann doch von der Stadtverwaltung nicht erwarten, dass man gleich eine Ampelüberquerung baut, wenn nach 10 Jahren Planung- und Bauzeit da plötzlich eine Brücke steht.

  • JosefD am 18.01.2021 17:52 Uhr / Bewertung:

    Der Arnulfsteg verläuft in Nord-Süd-Richtung. Von daher ist die im Artikel vorhandene Bemerkung, dass die Fahrradfahrer "im Westen" vor einer Barriere stehen, falsch. Die Tramstrecke verläuft am Südende des Arnulfstegs. Da hat sich wohl jemand vom "Westend" durcheinander bringen lassen.

  • Bluto am 18.01.2021 16:39 Uhr / Bewertung:

    Erstaunlich, wie luftig und filigran die 126-jährige Hackerbrücke neben diesem uneleganten, hässlichen Brückenmonstrum wirkt. (Den Begriff "Steg" hat sich dieser Klotz nicht verdient)
    Das überflüssigste Bauwerk seit langem.

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