Das Münchner Forum: Die Hallen-Frage
München - Ein wenig sieht die Paketposthalle mit ihren Bögen aus Beton wie ein riesiger Dinosaurier aus, der zwischen Wohnblöcken und Gleisen in einen Winterschlaf gefallen ist. Ursula Ammermann will ihn zum Leben erwecken. Sie engagiert sich beim Münchner Forum, einem Verein, der mehr Bürgerbeteiligung bei der Stadtplanung fordert.
Das Areal rund um die Paketposthalle gehört zu den spannendsten Projekten der Stadt, findet Ammermann. Vor allem in der Halle steckt aus ihrer Sicht Potenzial, den Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg und ganz München zu verändern.

Hier in der Nähe der Friedenheimer Brücke soll auf 8,7 Hektar ein neues Viertel entstehen. 1.100 Wohnungen und 3.000 Arbeitsplätze plant der Investor Ralf Büschl. Außerdem will er zwei 155 Meter hohe Türme bauen lassen. Wie sich die zwei Hochhäuser in die sonst recht flache Münchner Silhouette einfügen, darüber ist vieldiskutiert worden. Dabei sei jedoch völlig untergegangen, was aus dem eigentlichen Herzstück des Areals, nämlich der Paketposthalle, werden soll, sagt Ammermann.
Sie und das Münchner Forum fordern deshalb, dass die Stadt genauer hinhören soll, welche Nutzung sich die Bürger in der Halle wünschen. Gemeinsam mit der AZ ruft der Verein die Münchner deshalb dazu auf, sich Gedanken zu machen und Ideen einzusenden.
Paketposthalle : Ammermann fordert eine breitere Diskussion
Ammermann will diese Vorschläge in das Bürgergutachten einbringen, das die Stadt diesen Herbst erstellt. Denn bei dem Verfahren dürfen nicht alle Münchner, sondern nur 100 zufällig ausgewählte Personen mitsprechen. Weil es sich bei der Paketposthalle aber um so ein besonderes Bauwerk handelt, fordert Ammermann eine breitere Diskussion.
Die Post ließ die freischwebende Betonhalle in den 60ern errichten. 15 Gleise führten einst hinein, darunter entluden die Postmitarbeiter Waggons voller Briefe. In den 90er Jahren baute die Post die Gleise zurück. Seitdem sortieren Mitarbeiter dort Briefe. Doch seit sich das Unternehmen entschloss, das ganze Areal zu verkaufen, ist auch die Diskussion entbrannt, was einmal aus der Halle werden soll. Konzerthaus? Möbelgeschäft? Es gab viele Spekulationen.
Ein Biergarten kommt bei den Münchnern ja meistens gut an, sagt Ammermann. "Aber dafür ist die Halle eigentlich zu groß." Mit einer Spannweite von 150 Metern galt sie lange als größte freitragende Betonfertighalle der Welt. Wahrscheinlich müssten verschiedene Akteure die Halle nutzen, wenn dort einmal etwas los sein soll, glaubt Ammermann. Ausstellungen, Konzerte, ein Markt, vieles sei denkbar. "Wir können es gar nicht sagen, was am besten geeignet wäre." Will sie auch nicht. Schließlich möchte sie hören, was die Bürger denken.
19.000 Quadratmeter großer überdachter Platz
Auch die Pläne des Architekturbüros Herzog & de Meuron sind bislang vage. Die Schweizer Architekten haben bislang nur verraten, dass sie die Halle freiräumen und von den Seiten öffnen möchten. So würde ein 19.000 Quadratmeter großer überdachter Platz entstehen. Auf ihm soll es einmal "eine Vielfalt von Nutzungen" geben. So lässt es sich in einer Broschüre nachlesen.
Welche das sein könnten, lassen die Architekten offen. Etwas konkreter klingen ihre Ideen für das Untergeschoss. Denkbar sei ein Ausstellungsort für digitale Kunst in Verbindung mit einem Virtual-Reality-Themenpark und einem Multifunktionssaal
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