Bauprojekt im Münchner Westen: Günstig wohnen über Lidl
München - An der Tübinger Straße 9 wird ab 2024 ein bisserl in die Höhe gemörtelt. Aber so maßvoll, dass sicher keine Hochhaus-Diskussionen entflammen werden. Fünf Stockwerke soll es hinaufgehen auf dem Areal des jetzigen Lidl-Discounters. Planung und Abriss sind angesetzt zwischen 2022 und 2024.
100 Wohneinheiten planen die Baupartner zwischen zweitem und fünften Stock
Bauten Lidl und Konsorten in den vergangenen Jahrzehnten großflächige Supermärkte, blieb es meist bei Flachbauten mit einem Parkplatz drum herum. Der "Luftraum" darüber blieb jedoch völlig menschenleer und ungenutzt. Besonders fatal ist das in einer Stadt, in der Mietpreise jährlich neue Rekord-Werte erreichen.
Die ganze Idee entstand aus einer Kooperation vom Discounter-Riesen Lidl und der Gewofag Holding GmbH, Münchens größtem Vermieter mit mehr als 37.000 Wohn- sowie Gewerbeeinheiten. Der Baugrund an der Tübinger Straße 9 gehört Lidl, wo heute bereits eine Discounter-Filiale steht. Ende 2026 soll das Projekt laut Gewofag fertig sein. 100 Wohneinheiten planen die Baupartner zwischen zweitem und fünften Stock. Im ersten Stock ist durchgehend Gewerbefläche. Und 160 Stellplätze sollen entstehen, größtenteils in einer Tiefgarage.
Doppelnutzung: "effizient und ökologisch ein echter Gewinn"
Gewofag-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler gefällt der Aspekt der Doppelnutzung aus Wohnen und Einkaufen auf versiegelter Fläche. Das sei "effizient und ökologisch ein echter Gewinn".
Laut Dengler ist das schon das vierte Gewofag-Gemeinschaftsprojekt innerhalb kürzester Zeit. "Damit haben wir insgesamt rund 400 Wohnungen zusätzlich in Planung oder schon im Bau", sagt Dengler. Das sei eine wichtige Strategie, um den "Bestand an gefördertem und preisgedämpftem Wohnraum zu erweitern".
Für Lidl sind derartige Projekte nicht neu
Ausgangspunkt solcher Projekte der Gewofag waren Stelzenhäuser rechts und links am Dantebad (2016). Die Kooperation mit Lidl ist in München eine Premiere. Erstmals baut eine städtische Wohnungsbaugesellschaft in Kooperation mit einem Lebensmitteleinzelhändler. Für Lidl sind derartige Projekte nicht neu. Der Discounter baute bereits in Berlin ähnliche Häuser, also eine Mischung aus Wohnhaus und Discounter im Erdgeschoss.
Bleibt die Frage nach den Besitzverhältnissen. Die Wohnungen gehen 2026 in Erbbaurecht an die Gewofag über. Eigentümer aller Einzelhandelsflächen wird Lidl sein. 30 Prozent der Wohnungen sollen gemäß der einkommensorientierten Förderrichtlinien vermietet werden (etwa zehn Euro Kaltmiete je Quadratmeter). Die restlichen 70 Prozent möchte die Gewofag preisgedämpft vermieten, deutlich unterhalb der Marktmiete für Neubauten. Wie viel der Bau kosten wird, könne man laut Gewofag derzeit nicht beziffern.
- Themen:
- Gewofag
- Sendling-Westpark